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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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warte! Lass dir erklären!»
    «Ich will nichts hören!», rief er über die Schulter zurück. «Du erzählst Donna Domenica die ganze Wahrheit, oder ich tu es!»
    Roberto jagte durch die Porta Valbona, dann nach links. Wie immer standen ein paar Studenten bewundernd vor seinem Topolino. Roberto warf sich hinein. Hoffentlich sprang er dieses Mal ohne Probleme an. Er konzentrierte sich. Fingerspitzengefühl. Er drehte den Zündschlüssel – und als wüsste der Cinquecento, was in dieser Situation wichtig war und was nicht, sprang er, ohne zu mucken, an. Roberto gab vorsichtig Gas, bloß nicht abwürgen. Als der Motor einigermaßen runddrehte, legte er den Gang ein, und nach den ersten fünfhundert Metern gab er mit den ganzen 18 PS Vollgas.
    Er nahm die Superstrada. Bis Calmazzo ging es ständig leicht bergab, was sich in der für den Topolino atemberaubenden Geschwindigkeit von 105 km/h niederschlug. Nach der Abzweigung in Richtung Rom ging es genauso stetig wieder bergauf, mehr als 85 km/h waren da nicht drin, an Villa Furlo vorbei, durch den fast zwei Kilometer langen Tunnel unter dem Monte Pietralata, vorbei am Santuario Pelingo, einer Pilgerstätte mit heiliger Quelle, und durch Acqualagna.
    Kurz bevor die Superstrada einspurig wurde, bog er rechts ab auf die alte Via Flaminia, die hier in einem äußerst schlechten Zustand war, im Grunde nicht besser als zu Zeiten des Zensors Gaius Flaminius, der sie 220 vor Christus aus mehr schlecht als recht zugehauenen Steinblöcken hatte erbauen lassen. In Smirra, das nur aus ein paar Häusern, einem Kinderspielplatz, zwei Bars und einem alimentari bestand, bog er rechts ab und erreichte Antonias Palazzo, ein imposantes Bauwerk mit architektonischen Anleihen bei maurischer und klassischer Baukunst, umgeben von einem äußerst penibel gestalteten und gepflegten Garten. Robertos Pulsschlag beschleunigte sich, als er das geöffnete elektrische Rolltor sah. Wieso hatte Antonia es nicht geschlossen? Die das gesamte Anwesen umgebende Mauer war hoch und bot wenigstens einen gewissen Schutz. Er verspürte eine Angst, die ihm fast peinlich war, immerhin war er Polizist und verfügte über eine Waffe. Doch einem Kerl, der zwei Menschen umgebracht hatte, fühlte er sich nicht gewachsen, zumal es sich, so wie die Dinge standen, um einen eiskalten Profi handelte.
    Er parkte den Cinquecento am Straßenrand außerhalb der Mauer, ließ den Schlüssel stecken und stieg aus. Außer Antonias Lancia parkte kein Auto in der Nähe. Er zog seine Pistole, eine Beretta 92, fünfzehn Schuss, und näherte sich dem Eingang. Seit wann konnte der Täter wissen, dass Antonias Pachtvertrag nicht mehr in der Mappe war? Seit knapp zwei Stunden? Konnte er so schnell reagiert haben?
    Roberto atmete durch, klopfte mit der Pistole gegen die Eingangstür und wollte gerade «Antonia, ich bin’s, Roberto!» rufen, da krachte ein Schuss. Plötzlich klaffte ein kopfgroßes Loch in der Tür, und Splitter flogen ihm um die Ohren. Er warf sich zur Seite und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Mauer.
    «Antonia, mach dir keine Sorgen, ich hol dich da raus!» Er schob sich vorsichtshalber ein Stück die Wand entlang, durch seine Worte hatte er ja seine Position verraten, wer wusste denn, wie der Killer –
    «Oh, Roberto, du bist es!», ertönte Antonias erstaunlich feste Stimme von drinnen. «Habe ich dich getroffen?»
    «Eh, eh! Hast du etwa geschossen?»
    «Tut mir leid, ich dachte, es wäre, warum hast du denn nichts gesagt, wenigstens deinen Namen, oddio , dann hätte ich doch wirklich nicht …»
    «Das ist ja beruhigend zu wissen.» Roberto stieß sich von der Wand ab und schob die Beretta ins Holster. Antonia öffnete die Tür, die abgefeuerte Vorderladerpistole aus dem 15. Jahrhundert in der Rechten, aus deren Lauf noch ein wenig Rauch kräuselte. Über ihrer Schulter hing ein riesiges doppelläufiges Schrotgewehr, und in ihrem Gürtel steckte ein Beil, das gerade groß genug war, um damit ein paar Späne von einem Holzscheit abzuschlagen.
    Roberto deutete auf die Vorderladerpistole. «Wie hast du die geladen? Dafür braucht man doch Schießpulver und eine Bleikugel.»
    «Na, also Bleikugeln haben wir in unserer Sammlung im Palazzo Ducale nun wirklich genug, und das Schießpulver habe ich aus einer Schrotpatrone für das Jagdgewehr, ich habe sie vorsichtig aufgeschnitten, und hier», sie zog den Ladestab aus einer Röhre unterhalb des sechseckigen Laufs der antiken Pistole, «damit habe ich das

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