Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
beschäftigte sich fast liebevoll mit seiner Walther PPK, die er bei sich zu Hause aus den Tiefen einer Truhe hervorgezaubert hatte. Sehr zu Robertos Freude, denn es war unmöglich, dass der Deutsche einen gültigen italienischen Waffenschein besaß.
«Halt hier an», sagte Gruber, er war wieder zum Du gewechselt, aber Roberto wollte jetzt keine überflüssigen Diskussionen. «Wir können uns durch diese kleine Schneise da vorne anschleichen.»
«Woher wollen Sie das wissen?», fragte Roberto und verlangsamte das Tempo.
«Mir ist die Anlage vertraut. Die Besitzer sind Deutsche.»
Roberto verdrehte die Augen und hielt an. Was würden die Deutschen als Nächstes kaufen? Den Vatikan?
Sie stiegen aus. Fidel mit Antonias Schrotgewehr, dessen Lauf Osvaldo auf Anraten von Gruber noch schnell mit der Flex in null Komma nichts auf etwa die Hälfte gekürzt hatte, wegen der besseren Streuwirkung auf kurze Distanz, Roberto mit seiner Beretta, Osvaldo mit nichts als seinen bloßen Händen und zwei Schachteln Zigaretten. Sie folgten dem deutschen Exkommissar, der sich erstaunlich geschickt durch die eng beieinanderstehenden Bäume, die Lianen der Schlingpflanzen und die struppigen Ginsterbüsche wand. Links vor ihnen reckte sich der Glockenturm des wunderschönen Kirchleins von Pagino in den Himmel, eingerahmt von viel zu hoch gewachsenen Essigbäumen und lange nicht beschnittenen, breit ausladenden Zypressen. Sie peilten vorsichtig um die Ecke der Kapelle. In der schmalen Gasse, die die Kirche von den niedrigen Wirtschaftsgebäuden und Ställen trennte, stand der Krankenwagen, die hinteren Türen und die Fahrertür waren sperrangelweit offen.
«Ausgeflogen», sagte Gruber und ging ungedeckt auf den Wagen zu.
«Das kann doch eine Falle sein», wandte Roberto ein, und Osvaldo nickte heftig.
«Der ist weg, der hat hier nur das Auto gewechselt, ein Krankenwagen ist viel zu auffällig.»
«Moment mal», entgegnete Roberto. «Wenn er vorher sein Auto hier hochgebracht und dann stehen gelassen hat, wie ist er dann nach Urbino gekommen?»
Gruber zuckte mit den Schultern. «Ein Komplize? Oder er ist zu Fuß runter und hat den Bus genommen.»
«Zu zweit? Du hast nichts davon gesagt, dass die zu zweit sind!», erregte sich Osvaldo und steckte sich eine Zigarette an.
Robertos Handy klingelte. Talia.
«Der Kerl hat angerufen, Roberto. Er will den Pachtvertrag.»
«Hast du eine Handyortung von der Baronessa?»
«Ja, ein paar Kilometer weiter. Wieder bei einer Kirche. Jetzt die Chiesa di Monte Dolciano.»
Roberto fluchte. Die Kirche war etwa zwanzig Minuten von hier entfernt, und gleich oberhalb davon begann unwegsames Gelände, mit einem normalen Auto war man da aufgeschmissen. Sollte der Mörder einen Geländewagen haben, konnte er leicht entkommen.
«Hat Antonia einen Übergabeort ausgemacht?»
Talia schwieg.
«Jetzt sag nicht, dass sie den Vertrag wieder zum Notar zurückgebracht hat.»
«Sie ist gerade los. Ich konnte sie nicht zurückhalten.»
«Hol sie zurück, verdammt! Der Kerl bringt eure Oma um!»
«Oma ist über achtzig», erwiderte Talia, «er wird ihr schon nichts tun.»
«Er wird», sagte Roberto düster, nachdem er aufgelegt hatte.
Die Fahrt hinauf auf den Monte Dolciano war ruppig, die Straße übersät mit Schlaglöchern und tiefen Rissen im Asphalt. Die comune Cagli tat so gut wie gar nichts für den Erhalt der Straße. Auf dem Dolciano lebten nur wenige Menschen, und die meisten waren einfache Bauern, die seit Generationen schlechteste Wege und Straßen gewohnt waren und die gar nicht auf die Idee kamen, der comune Druck zu machen.
Auf dem Scheitelpunkt der Straße, bevor es wieder bergab ging in Richtung Tarugo, zweigte links eine Sandstraße ab, hinauf zum Monte Dolciano. Sie pendelte durch viele Kurven, wurde immer schmaler, und nach einer kurzen Strecke bergab führte sie in ein weites Tal und in einer langgestreckten Kurve zur Chiesa di Monte Dolciano, um von dort aus sehr steil in die Höhe zu klettern. Roberto hatte sich mehrfach bei Talia versichert, dass sich die Position des Handys der Baronessa nicht mehr verändert hatte.
An einer Madonnina etwa dreihundert Meter von der Kirche entfernt bog Roberto nach links ab und hielt hinter einer hohen Brombeerhecke.
«Mir nach», sagte Roberto. Die letzte Strecke zur Kirche würden sie zu Fuß gehen, ein Auto würde den Täter nur misstrauisch machen.
«Halt», sagte Gruber. «Stellt eure Handys aus, und ich meine aus und nicht auf
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