Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Vibrieren.»
Recht hat er, ärgerte sich Roberto, warum war er nicht selbst darauf gekommen?
Er kannte sich hier oben ganz gut aus. Im Herbst kam er regelmäßig zum Brombeerpflücken oder suchte nach Trüffelpilzen, die allerdings wegen der zunehmenden Trockenheit in den letzten Jahren immer seltener zu finden waren. Sie überquerten eine Weide, die nur mit einem Stromdraht gesichert war. Die Esel von Ottavio Marzoli standen hier herum und dösten vor sich hin, nass von Regen und Nebel.
Dahinter begann die verfilzte, nahezu undurchdringliche Macchia. Zum Glück endete sie nach etwa fünfzig Metern an einem steilen Hang oberhalb der fensterlosen Nordseite der Kirche. Sie rutschten hinunter, der Lehm war mit Regenwasser gesättigt und bot keinen Halt, drückten sich an die Kirchenmauer und schlichen bis zur Ecke. Auf dem Platz vor dem Eingang parkte ein schwarzer Jeep Commander. Die hölzerne Doppeltür der Kirche, die unmittelbar in den großen Gebetssaal führte, war nur angelehnt.
«Ist das der einzige Eingang?», flüsterte Gruber.
«Es gibt zwei, hier und über eine schmale Treppe durch das angrenzende Pfarrhaus.»
«Was ist mit Fenstern?»
«Nur drei. Zwei oberhalb des Altars, aber viel zu schmal, um hindurchzukriechen, und eins über der Eingangstür. Beide fünf Meter über dem Boden.»
Fidel zog das Schrotgewehr von seiner Schulter. «Dann einfach durch den Haupteingang rrrein. Wir sind zu viert.» Er warf Osvaldo einen kritischen Blick zu. «Mehrrr oder weniger.»
Osvaldo rümpfte arrogant die Nase.
«Nein, zu gefährlich für die Geisel», flüsterte Gruber. «Wir müssen erst wissen, wo genau der Kerl sich aufhält und ob er eine Waffe griffbereit hat.»
Fidel tippte Osvaldo auf die Brust. «Ist es nicht das, was deine besondere Fähigkeit ausmacht, hombre ? Das Kletterrrn?»
«Mach ich nicht», sagte Osvaldo und zog eine Zigarette hervor.
Roberto nahm sie ihm weg und zerbröselte sie. «Bist du verrückt? Das riecht der doch.»
«Die Idee ist gut, Osvaldo», sagte Gruber. «Du musst nur vorsichtig sein, damit er deinen Kopf nicht sieht.»
Osvaldo verdrehte geringschätzig die Augen, das wusste er selber.
«Los, mach schon», sagte Roberto, als der camoscino immer noch zögerte.
Osvaldo reckte sich und sah von einem zum anderen. «Ohne mich seid ihr aufgeschmissen, eh?»
Die drei anderen nickten.
Osvaldo grinste breit. «Dann wollen wir mal.» Er verschwand leisen Schrittes.
«Der hat nur einen so Kleinen», flüsterte Fidel und zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von fünf Zentimetern.
«Ivana scheint mit ihm zufrieden zu sein», antwortete Roberto und versuchte, sich auf die bevorstehende Aktion zu konzentrieren.
«Vielleicht hat sie noch nichts anderes kennengelerrrnt», sagte Fidel mit versonnenem Lächeln.
Gruber tippte Fidel an. «Das Gewehr taugt drinnen nicht für einen gezielten Schuss. Aber sobald wir reinstürmen, ballerst du gegen die Decke. Das ist laut und lenkt den Gegner ab.»
«Mach ich, hombre . Dann dreh ich es um und benutze es als Prrrügel.» Fidel lachte breit und stupste Gruber in die Seite.
Der deutete auf Roberto. «Falls wir schießen müssen, um die Geisel zu retten, lässt du mich das machen, außer du bist sehr treffsicher.»
«Nicht sehr», gab Roberto zu. Gar nicht, hätte er sagen müssen, sein letztes Schießtraining lag etwa fünf Jahre zurück, und da war seine Trefferquote so schlecht gewesen, dass der Schießtrainer ihm geraten hatte, im Notfall besser mit einer Nagelfeile auf einen potenziellen Gegner loszugehen.
«Gut, dann ist ja so weit alles klar.» Gruber sah beide an.
Roberto nickte.
«Wie viele hast du schon erschossen, Gruberrr?», fragte Fidel.
Gruber sah weg und antwortete nicht.
Wenige Minuten später tauchte Osvaldo wieder auf. «Er ist nicht drin. Da sitzt nur die Baronessa.»
Gruber richtete sich auf. «Planänderung. Wir schleichen rein. Leise. Fidel, du bleibst bei der Baronessa, Roberto und ich dringen in das Pfarrhaus ein. Osvaldo, du lässt bei dem Jeep die Luft aus den Reifen, und sobald wir drin sind, verbarrikadierst du die Kirchentür von innen. Alles klar?» Alle nickten. «Dann los.»
Sie schlichen um die Ecke und gingen vor der Tür in Stellung. Osvaldo klemmte Streichhölzer in die Ventile, die sich mit einem Zischen langsam entleerten. Gruber verharrte einen Moment, dann drückte er die Tür auf und schlüpfte in die Kirche hinein. Roberto folgte. Sein Herz klopfte heftig. Bisher hatte er noch
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