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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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auf.
    «Moment», sagte Antonia. «Es ist doch so: Sobald der notaio den unterschriebenen Pachtvertrag wieder vorliegen hat und die Firma Toggi informiert, hat die doch kein Interesse mehr an Oma, und dieser furchtbare Mensch, der sie in seiner Gewalt hat, lässt sie wieder frei.»
    «Ich fürchte», kam Malpomena Roberto zuvor, «das ist nicht ganz richtig. Oma hat den Täter ja gesehen.»
    «Du meinst –?» Antonia hielt sich ihren Seidenschal vor den Mund. Auch Raffaella zuckte zusammen. Talia griff haltsuchend nach Fidels Arm.
    «Wir müssen ihn erwischen, und zwar schnell.» Roberto kämpfte gegen das Gefühl an, an allem schuld zu sein. «Wir brauchen eine Eingreiftruppe.»

[zur Inhaltsübersicht]
    39.
    Osvaldo brauchte geschlagene zehn Sekunden, bis er zu einer Antwort fähig war. «Mach ich nicht.» Er wollte die Eingangstür wieder schließen, aber Roberto trat so heftig dagegen, dass sie nach innen schlug. Er ignorierte Ivanas Schmerzensschrei, offenbar hatte sie wieder hinter der Tür gelauscht, packte Osvaldo am Kragen und zog ihn heraus.
    «Du gehst mit.»
    «Lass mich!»
    «Ivana, gib ihm eine warme Jacke raus!», rief Roberto nach drinnen.
    «Mach ich nicht», antwortete Ivana, ohne sich blicken zu lassen. Osvaldo grinste triumphierend.
    « Porca zozza , die Sache ist ernst, Osvaldo.»
    «Eben. Ich lass mich doch nicht erschießen.»
    Fidel tippte Roberto auf die Schulter. «Soll ich ihm ein wenig über meine Kindheit in Kuba erzählen?»
    Osvaldo wurde plötzlich sehr hektisch. «Was? Eh?»
    Roberto stellte vorsichtshalber seinen Fuß in die Tür, Fidel reckte und streckte sich wie ein Boxer vor dem Kampf und schlug einige Male mit der rechten Faust in die linke Hand. Osvaldo warf Roberto misstrauische und Fidel ängstliche Blicke zu.
    « Tesoro , was ist?», fragte Ivana von drinnen.
    «Ich mach’s doch. Roberto ist mein cugino . Ich muss.»
    Ivana schrie wütend auf und verließ ihre Deckung. Gegen das Licht von drinnen sah man nur ihre Silhouette, die allerdings hatte es in sich: ein gewaltiger Körper, fast so breit wie hoch, ausladende Hüften, auf denen man leicht je eine Flasche Prosecco abstellen könnte, und eine unglaubliche Masse an Locken, aus denen ihre riesigen goldenen Kreolen hervorblitzten. Ihre Füße steckten in winzigen Schuhen, und wieder einmal wunderte sich Roberto, dass sie nicht einfach umfiel. Fidel riss die Augen auf. Vor Begeisterung.
    Auch Ivana schien von ihm angetan zu sein. «Oh», sagte sie und warf ihre Locken zurück.
    «Signorrra, ich frrreue mich, Sie kennenzulernen.» Fidel deutete eine Verbeugung an. «Juan, aber Freunde nennen mich Fidel.»
    Ivana warf noch einmal ihre Haare zurück und lächelte mit dem Schmelz einer Diva. «Natürlich gehst du mit, Osvaldo.»
    Osvaldo schaute misstrauisch drein und hatte es plötzlich sehr eilig. «Geh rein, cucciolina , wir haben zu tun.»
    Ivana rümpft die Nase und warf die Tür zu, nicht ohne vorher Fidel einen Blick zu schenken, der eindeutiger als eine schriftliche Einladung war. Osvaldo stapfte missmutig los, hoch zu Thilo Grubers Haus.
    «Was soll das, camoscino ? Hier geht’s lang», rief Roberto.
    Osvaldo ließ sich nicht beirren. «Wir brauchen einen richtigen Polizisten.»
    Fluchend und schwer beleidigt folgte Roberto ihm, aber in dieser Situation war es nicht gut, wählerisch zu sein. Außerdem, wenn er ehrlich war und sich sein Sonderkommando ansah? Eine Gurkentruppe. Gruber als einziger wirklicher Profi mit Erfahrung konnte da nicht schaden.
    «Was macht sie tagsüber?», flüsterte Fidel in Robertos Ohr.
    «Ivana? Nichts», antwortete Roberto.
    «Osvaldo arbeitet, und sie ist zu Hause?»
    «Wenn sie nicht gerade einkauft. Lebensmittel und riesige Ohrringe.»
    Fidel nickte versonnen.
    «Denk nicht mal dran, Juan», sagte Roberto. «Osvaldo hat mütterlicherseits sizilianische Vorfahren.»
    «Ich komme aus Kuba, hombre . Für uns sind Sizilianer so was wie Gartenzwerrrge.» Fidel lächelte versonnen. «Ein propperrres Weibsbild.»
    Roberto schüttelte den Kopf. Was war das bloß mit manchen Männern und dicken Frauen? Und warum zwängten sich dicke Frauen immer in viel zu kleine Schuhe und trugen superenge Leggins? Und wieso stand die Größe der Kreolen in einem direkten Verhältnis zu dem auf der Waage angezeigten Gewicht?

    Als sie die letzten Kurven hoch zu der Kirche von Pagino nahmen, war die wachsende Nervosität zu spüren. Nur Gruber wirkte regelrecht entspannt und voller freudiger Erwartung und

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