Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
ist der Mann tot.»
«Herzversagen. Aber das ist nur die Todesursache. Der Grund dafür ist noch unklar.»
Kunstpause. Cottelli machte ein Gesicht wie ein Fragezeichen, sagte aber nichts, um sich keine Blöße zu geben.
«Malpomena Del Vecchio macht gerade eine Autopsie.»
«Eh, eh, was ist mit Dottor Saltara? Wieso hat diese Medizinstudentin da die Hände im Spiel?»
«Weil ich es entschieden habe.»
« Ascolta , Rossi, noch bin ich hier der Ranghöhere, verstanden?»
«Ist alles mit Galdroni abgesprochen.»
«Dann hat commissario Pretoro Galdroni das entschieden, und nicht du.»
Roberto verdrehte die Augen und stöhnte. Mit kleingewachsenen Männern hatte man nichts als Probleme.
«Wieso bringt einer Ruggero Grilli um? Eh, hast du dich das mal gefragt?»
«Damit, lieber Cottelli, bist du zu der Kernfrage jeder Mordermittlung vorgedrungen.»
Cottelli sah ihn prüfend an: War das Ironie oder Anerkennung?
«Es war ein Mensch aus Lehm», sagte Franco und fixierte schaudernd die Türklinke.
Cottelli schnappte nach Luft. «Ist der auch so einer wie du? Stellt einen Besen umgedreht in die Tür, wenn er das Haus verlässt, und beschmeißt andere Menschen mit Friedhofserde?»
Roberto schwieg. Er war zehnmal lieber abergläubisch als so ein Idiot wie Cottelli. Irgendwie musste sein Gesicht das mehr als deutlich ausgedrückt haben, denn Cottelli beugte sich weit vor und stocherte wild mit seinem Zeigefinger in Robertos Richtung.
«Irgendwann, Rossi, ist die Sache hier zu Ende, und du arbeitest nicht mehr für Galdroni. Dann gnade dir Gott.»
Roberto erhob sich und sah gähnend auf seinen Chef hinunter. «Du bist so verspannt, Cottelli. Hast du Probleme zu Hause?»
«Raus mit dir!», schrie Cottelli. «Und nimm dein Hundchen mit!» Er meinte Franco, der immer noch auf dem Boden hockte.
Roberto ging zur Tür, während er mitfühlend den Kopf schüttelte. «Maria ist anspruchsvoll. Keiner weiß das besser als ich. Da kann man schon mal an seine Grenzen kommen, habe ich recht, Nevio?»
Roberto war zur Tür hinaus, bevor Cottellis Wut richtig hochkochte. Er wollte auf Franco warten, aber der klebte längst im 30-Zentimeter-Abstand an ihm.
Draußen schob Roberto sich zwischen den Tischen und Stühlen der Hosteria il Portico hindurch, die wie immer die Fläche vor dem Palazzo del Legato Albani fast völlig blockierten, und das, obwohl jetzt im Winter sowieso niemand dort sitzen würde. Der Besitzer, Paolo Cervelotti, hatte sich daran gewöhnt, die ihm von der comune zugewiesene Terrassenfläche nach Belieben immer weiter auszudehnen, weil er ein compagnone des ehemaligen vicesindaco Manchetti war. Der saß aber inzwischen im Knast und konnte ihn nicht mehr schützen. Zeit, endlich einmal ein Bußgeldverfahren gegen Cervelotti auf den Weg zu bringen.
Am Springbrunnen auf der Piazza della Repubblica blieb Roberto stehen. «Jetzt hör mal zu, Franco, ich habe es mir anders überlegt. Du kannst doch nicht für ein, zwei Tage bei mir wohnen.» Sofort fuhr Franco seine Arme aus, um sich bei ihm festzukrallen. Roberto machte schnell einen Schritt zurück. «Ich brauche für diesen Fall absolute Bewegungsfreiheit.»
Franco senkte den Kopf, plötzlich hing alles an ihm herunter, eine Trauerweide war nichts dagegen.
«Das musst du verstehen. So eine Mordermittlung ist kein Sonntagsspaziergang.»
Franco nickte betroffen, den Blick kraftlos auf den Boden gerichtet.
«Du hast doch Freunde, bei denen du eine Weile unterkommen kannst.»
«Dich», flüsterte Franco. «Du bist mein Freund.»
Roberto ermahnte sich, jetzt nicht schwach zu werden. «Was ich meine, Franco: andere Freunde, die im Moment weniger im Stress sind.»
«Die meisten sind so wie ich.»
«Eben. Und du bist ein netter Kerl und würdest keinen hängenlassen.»
«Wir sind nicht sehr stark», sagte Franco. Da hatte er allerdings recht. Die Menschen, mit denen er sich umgab, waren zwar ungewöhnlich und interessant, wirkten aber wie Pusteblumen, die Angst vor dem Wind hatten.
« Dai , Franco», ärgerte sich Roberto, weil er spürte, wie sein Widerstand nachließ. «Du bist doch gerade erst für ein paar Wochen alleine durch den Amazonasregenwald geschlurft. Ich kenne keinen anderen, der sich das trauen würde. Mich eingeschlossen.»
«Das ist was anderes. Hier ist jemand entschieden darauf aus, mir das Leben zu nehmen.»
«Na ja, ich finde, ein hungriges Krokodil ist auch nicht gerade von guten Absichten beseelt.»
Franco hob langsam seinen Kopf
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