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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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das Innere seines Körpers vorgedrungen bin, werde ich mit einiger Sicherheit mehr wissen!», rief Malpomena ihnen hinterher.
    Verdammt, wäre es nicht auch ohne Hinterherrufen gegangen? Roberto fischte mit größter Mühe ein wenig Friedhofserde aus seiner Hosentasche, warf sie über seine Schulter, überquerte mit einem großen Schritt die Türschwelle, hakte Francos Fuß in den Türgriff ein und zog die Tür zu. Kaum war er im Treppenhaus, klingelte sein Handy. Er stützte sich an der Wand ab, um Franco nicht absetzen zu müssen, und nahm das Gespräch an.
    «Zum Rapport, Rossi, und zwar sofort!», bellte ihm Cottellis Stimme entgegen.
    «Ist gerade schlecht», stöhnte Roberto.
    «Sofort!»
    Klick. Aufgelegt. Fluchend ließ er Franco zu Boden gleiten und pfefferte ihm eine, vielleicht ein wenig zu fest, aber manchmal reizte Cottelli ihn mit seiner Art so sehr, dass er kurzfristig die Kontrolle verlieren konnte.
    Franco stöhnte auf und sah ihn vorwurfsvoll an. «Könntest du das nächste Mal vielleicht die andere Seite nehmen?» In der Tat war seine linke Wange, die Roberto bisher ausschließlich bedient hatte, ein wenig geschwollen. Ziemlich geschwollen.
    «Und warum fällst du wegen jeder Kleinigkeit in Ohnmacht?»
    «Diese Verrückte hätte ihn vor unseren Augen zerschnippelt.» Franco schüttelte sich.
    Roberto nickte, das stimmte allerdings. Und wahrscheinlich hätte sie sogar mit dem besonders spektakulären Y-Schnitt begonnen, von dem sie ihm schon oft vorgeschwärmt hatte: von Schulter zu Schulter, dann vom Brustbein hinunter bis zur Peniswurzel, und schon hatte man Zugriff auf alle Organe. Bis auf das Gehirn. Aber kein Problem, dafür müsste man lediglich den Haarskalp herunterklappen und dann mit der Knochensäge ran. Porca zozza .
    «Hör zu, ich muss mal eben zu meinem Chef. Am besten, du gehst nach Hause und –»
    Franco reagierte, als hätte er gesagt: Lass dir mal eben von einem Krokodil ein Bein abreißen. Seine Hände krallten sich in Robertos Körper fest. Franco war zwar eher ein weicher Typ, aber in seinen Fingern wohnte die Kraft von dreißig Jahren Klavier- und Cellospielen.
    «Nein», röchelte er.

    «Was soll das? Was will der hier?», rief Nevio Cottelli, als Roberto dessen Büro betrat und Franco ihm wie ein Putzerfisch folgte.
    «Er ist mein wichtigster Zeuge», erwiderte Roberto und sah interessiert zu, wie Cottelli das vierte Bein seines neuen Besucherstuhls absägte; die anderen drei hatte er schon um etwa fünfzehn Zentimeter gekürzt. Der alte Stuhl war in Flammen aufgegangen, als Massimo Pompili, der Chef der Filiale der Banca delle Marche , seine glühende Zigarre dort hineingedrückt hatte. Aus Wut. Worüber, wusste niemand.
    «Franco ist ein Spinner», sagte der maresciallo capo , als wäre Franco nicht anwesend, und stellte den Stuhl auf seine vier Beine.
    Roberto drückte mit dem Zeigefinger auf die Lehne und kippelte den Stuhl ein wenig hin und her; er wackelte erheblich. «Da musst du irgendwas falsch gemacht haben, Cottelli.»
    « Non mi rompere le palle », knurrte sein Chef, dann verstaute er die Säge in einer Schublade, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bedeutete Roberto, sich ebenfalls zu setzen. Mit seinen 1,60 Meter war Cottelli deutlich kleiner als die meisten seiner Mitmenschen. Daran war nichts zu ändern. Jedoch konnte er mit dem tiefergelegten Besucherstuhl wenigstens im Sitzen eine überlegene Größe vortäuschen. Roberto setzte sich, während Franco sich einfach neben ihn auf den Boden hockte. Ein Glück, dachte Roberto, dann fällt er wenigstens nicht so tief, wenn er wieder ohnmächtig wird.
    «Rapport, Rossi!»
    Roberto ließ sich Zeit und wackelte genüsslich mit dem Stuhl hin und her.
    «Was ist? Willst du eine schriftliche Einladung?»
    «Ruggero Grilli heißt der Tote.»
    «Kenne ich nicht.»
    «Ruggero ist ein ziemlich ruppiger, cholerischer Kerl.»
    «War. Oder hast du ihn wieder zum Leben erweckt mit irgendeinem von deinen Krötensäften oder mit Schneckenschleim?» Cottelli lachte laut.
    «Er betreibt einen Agriturismo oben auf dem Monte Cesane», fuhr Roberto unbeirrt fort. «Läuft gut. Seine Gäste sind vor allem Naturliebhaber aus Großstädten.»
    Cottelli kreiselte herrisch mit einer Hand: Behellige mich nicht mit Kleinkram, cazzo .
    «Seine Frau ist vor ein paar Jahren gestorben. Sein einziger Sohn hat null Interesse am Landleben und studiert in Urbino an der Scuola del Libro Industriegraphik und Computerdesign.»
    «Und jetzt

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