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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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zufrieden fest, von wegen alles Aberglaube. Allerdings machte sich der Verdicchio mit einem leichten Schwindel bemerkbar. Zumal da ja schon zuvor der Passerina bei Toto und der Sangiovese bei Spartaco gewesen war. Er drehte ein paar Runden im Park neben dem Fort Albornoz, streifte über den Kinderspielplatz, den er bislang nur aufgesucht hatte, um in der dazugehörenden Bar einen caffè zu nehmen. Wenn er Malpomena zu einem Erben verhalf, würde er dann womöglich auf Spielplätzen wie diesem herumhängen müssen? Eine sehr beunruhigende Vorstellung. Er setzte sich auf eine Schaukel und schwang ein wenig hin und her. Hier oben war meistens der Teufel los, Kinder aller Altersgruppen tobten herum, von überforderten Eltern verfolgt oder von alles erklärenden Super-Pädagogen gegängelt oder von gleichgültigen Ignoranten sich selbst überlassen – oddio . Plötzlich verspürte er eine Übelkeit und ließ sich von der Schaukel zu Boden gleiten. Nach ein paar Schritten wurde es wieder etwas besser.
    Er stieg in seinen Topolino und startete den Motor. Die Via dei Maceri war sehr schmal, da ließ sich selbst mit dem kleinsten aller italienischen Kleinwagen nicht leicht wenden. Mit Wehmut erinnerte Roberto sich an die Zeit, als er den nagelneuen Cinquecento von Osvaldo vorübergehend gefahren hatte. Bei dem brauchte man nur den Zeigefinger, um das Lenkrad zu drehen, und mit dem synchronisierten Getriebe war jeder Gangwechsel ein Vergnügen.
    Endlich holperte er an der Accademia di Belle Arti vorbei und bog in die Via Raffaello ein, die ihm heute allerdings entsetzlich steil vorkam. Und irgendwie hatte sie etwas Schlangenförmiges. Den Motorroller, der ihm folgte, bemerkte er nicht.
    Roberto passierte das Geburtshaus des großen Renaissancemalers Raffaello Sanzio, erreichte die Piazza della Repubblica, wo er erhöhte Aufmerksamkeit walten ließ. Auf der Piazza trieben sich immer und zu jeder Zeit ein paar Menschen herum. Er bog links in die Via Battisti ab. Merkwürdigerweise veränderte die Straße sich, während er sie befuhr. Als wäre sie aus Gummi. Er steuerte nach – und rammte die Hausecke der Trattoria del Leone. Frontal. Für einen Moment beobachtete er belustigt, wie sich die an und für sich stabile Mauer vor ihm wellte und wand, bis ihm ein dünnes Stimmchen eindringlich nahelegte, besser eine kleine Pause bei Toto einzulegen, bevor er weiterfuhr. Er schlängelte sich auf die rechte Straßenseite hinüber und stellte den Topolino ab, im Parkverbot. Aber heute Nacht hatte Battistelli Dienst, und der verließ die Wache bloß in erwiesenen Notfällen. Nur wenn zufällig Cottelli vorbeikam, würde es eng werden. Dieser würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ein Exempel zu statuieren und den Topolino abschleppen zu lassen. Und wahrscheinlich würde es ihm selbst zu dieser späten Stunde gelingen, einen Abschleppwagen zu organisieren.
    « Ou , Toto, einen doppio caffè , aber presto », sagte Roberto und warf sich auf einen Barhocker.
    «Der ist besetzt», sagte Toto.
    Roberto sah sich um. Kein Mensch weit und breit und fünf leere Barhocker. «Stimmt, jetzt ist er besetzt.»
    «Was meinst du, warum da schon ein Glas vor dir steht?»
    «Keine Ahnung», erwiderte Roberto und schob es zur Seite. «Wie laufen die Geschäfte?»
    Toto verzog sein Gesicht. Kein anderer Barista zwischen Urbino und Pesaro verbreitete so eine schlechte Laune wie er. Aber seinetwegen kam ohnehin niemand hierher, sondern ausschließlich weil keine andere Bar so günstig lag: an der Südseite der Piazza della Repubblica, hinter den hellen, hohen Bögen der mittelalterlichen Arkaden, mit Blick auf das Treiben auf der gesamten Piazza.
    Robertos Blick blieb an der Vitrine hängen, in der ein paar welke Puddingteilchen lagen. Wieso hatte er nur so einen Hunger auf Süßes? Er holte sich eins heraus und biss herzhaft hinein. In seiner Magengegend hatte ein leichtes Vibrieren begonnen.
    «Hoffentlich krieg ich keine Erkältung.»
    Toto zuckte zurück und stellte den caffè mit sehr langem Arm vor Roberto hin. Auf keinen Fall wollte er sich mit irgendwas anstecken. Die Bar wegen Krankheit schließen zu müssen bedeutete Verdienstausfall, für einen Menschen wie Toto eine unerträgliche Vorstellung.
    «Du schwitzt.» Toto deutete auf Roberts Stirn.
    Roberto wischte sich über die Stirn. «Tatsächlich.» Er betrachtete seine Hand, und aus einem unerfindlichen Grund musste er plötzlich lachen.
    «Ist das witzig?»
    «Nein», stieß

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