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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Erbe.»
    Schweigen.
    Roberto machte sich über die sogliola her, die unvergleichlich zart auf der Zunge zerfiel. Wenn ihn seine Geschmacksnerven nicht trogen, hatte Juan sie mit Zitronengras angebraten. Perfetto .
    «Es gibt ja die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, in vitro, such dir das … nun, das Sperma eines bedeutenden Palliativmediziners aus, Malpomena, oder eines Nobelpreisträgers und –» Antonia wedelte ein wenig angeekelt mit der Rechten.
    «Eine künstliche Befruchtung lehne ich aus ethischen Gründen ab, außer in einer medizinischen Notlage.»
    Schweigen.
    Roberto hielt sich weiter an die Seezunge. Da war noch ein anderer Geschmack mit im Spiel. Bestimmt etwas Kubanisches und also Exotisches. Vielleicht Ingwer? Er hob die sogliola an – tatsächlich, unter der Haut klebten kleine, kross gebratene Ingwerstückchen. Wunderbar. Das ging natürlich weit über die marchigianische Küche hinaus, die sehr rural war und nichts von irgendwelchem Schnickschnack hielt. Während Roberto das letzte Stück Fisch in den Mund schob, fiel ihm auf, dass nicht nur niemand etwas sagte, sondern inzwischen alle Blicke auf ihn gerichtet waren, sogar der von Juan, der allerdings als Einziger ein wenig spöttisch lächelte.
    «Was ist?», fragte Roberto, erntete aber nur Schweigen. Langsam begriff er, was war.
    «O nein!» Roberto verschluckte sich und hustete heftig.
    Fidel klopfte ihm auf den Rücken. «Keine Panik, Rrroberrto. Das alte Rein-raus-Spiel wird total überschätzt.»
    Roberto bekam kein Wort heraus, machte aber alles von Kopfschütteln bis Händewedeln, was als Nein gedeutet werden musste.
    «Du hast doch schon von klein an Malpomena in misslichen Lagen geholfen», sagte Antonia.
    «Und die waren sicher unangenehmer gewesen», ergänzte Raffaella.
    «Ich bin in keiner misslichen Lage, das möchte ich an dieser Stelle betonen», sagte Malpomena.
    Fidel reichte Roberto das nachgefüllte Weinglas.
    «Danke, Juan», krächzte Roberto und wollte eigentlich nur einen großen Schluck nehmen, doch als er das Glas wieder absetzte, war es leer.
    Malpomena tat so, als würde sie die ganze Sache nichts mehr angehen, aber Roberto kannte sie zu gut, er wusste, dass sie jetzt äußerst verletzbar auf seine Reaktion wartete. Die drei anderen Schwestern hingegen sahen ihn mit unverhohlener Freude an, offenbar hielten sie es für eine gute Lösung, auch weil die Baronessa Roberto so sehr mochte.
    Roberto hatte plötzlich das Gefühl, dringend ein wenig kalte, feuchte Novemberluft einatmen zu müssen, und erhob sich. «Ich muss darüber nachdenken. Das ist, also, wie gesagt, versteht ihr?» Er lächelte für einen Moment, vermied jeglichen Blickkontakt mit Malpomena und versuchte, die Tür in möglichst gerader Linie zu erreichen. Fidel war schon da, um ihm in die Daunenjacke zu helfen. Er klopfte Roberto auf den Rücken.
    «Es gibt Schlimmeres, weißt du? Soll ich dir mal von meiner Kindheit auf Kuba errrzählen?»
    Roberto schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf seinen Weg durch die riesige Küche, die zugleich so etwas wie ein Flur war. Im Vorbeigehen griff er in eine Schüssel mit Keksen, die auf der Arbeitsplatte stand, und steckte sich gleich zwei in den Mund, gesteuert von dem instinktiven Verlangen, seinen abgesackten Blutzuckerspiegel und seinen wahrscheinlich gegen null tendierenden Blutdruck wieder auf Trapp zu bringen.
    «Oh, Rrroberrto, die nicht!», rief Fidel entsetzt, aber Roberto winkte nur ab, kaute und schluckte. So wichtig konnten ein paar Kekse ja wohl nicht sein. Er nahm sich noch einen und trat hinaus ins Freie.
    Talia war an Fidel herangetreten. «Was ist los, Fidel?»
    «Er hat von den Keksen gegessen.»
    « Madonna! Wie viele?»
    «Drrrei.»
    «Oddio!»
    «Serrrgio hat gesagt, dieses Mal wäre sein Dope so krrräftig wie nie zuvor.»
    Talia überlegte. «Geh ihm nach und guck, wie es ihm geht. Aber bleib auf Abstand. Nicht dass er misstrauisch wird.»
    Fidel warf sich in seinen dicken, wadenlangen Lodenfrey-Mantel, ein Geschenk von Talia, das sie ihm einmal aus München mitgebracht hatte, zog die Kapuze über den Kopf und folgte Roberto.

[zur Inhaltsübersicht]
    12.
    Die kalte Luft nahm Roberto den Atem. Der Temperaturwechsel. Talia heizte ihre Wohnung auf unanständige 28 Grad auf. Damit sie jederzeit in jedem Raum nackt umhertollen konnte, wie böse Zungen behaupteten. Interessanterweise spürte er von seiner unsäglichen Müdigkeit kaum noch etwas. Eisenkraut, stellte er

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