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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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wie ein lebloser Sack auf einen Stuhl hatte fallen lassen.
    «Ha!» Cottelli sprang auf, als Roberto sein Büro betrat. «Willst du mir eine faccia nera machen? Hast du das vor, mich bloßstellen?»
    Roberto ließ sich in den tiefergelegten Besucherstuhl fallen. «Wie das?»
    «Vor zwei Stunden war dein Termin. Jeder weiß das.»
    «Ermittlungen, Cottelli, schwierige Ermittlungen.»
    Cottelli hämmerte sich auf die Brust wie ein Specht auf Ecstasy. «Vorrang hat, was ich sage!»
    Roberto stöhnte demonstrativ und wollte mit dem Stuhl wackeln. «Nanu? Der wackelt ja gar nicht mehr.»
    «Lenk nicht ab, cazzo !»
    Roberto erhob sich und kippte den Stuhl auf die Seite. «Die Sache ist äußerst komplex.» Sieh an, Cottelli hatte mit diversen Filzpads die ungleichen Längen der Stuhlbeine ausgeglichen. Nicht schlecht für einen mit zwei linken Händen. Roberto setzte sich wieder und lächelte seinen Chef an.
    «Klar bist du überfordert. Was habe ich Galdroni gesagt? Battistelli ist der richtige Mann. Aber er wollte ja unbedingt dich.» Cottelli hob theatralisch beide Arme.
    Robertos Handy klingelte.
    «Wehe, du gehst da ran!», schrie Cottelli.
    «Ich habe keine Wahl. Als federführender Ermittler muss ich jederzeit erreichbar sein.» Roberto nahm das Gespräch an. «Pronto?»
    «Roberto! Du holst jetzt sofort diesen Goldesel ab», wisperte ihm Malpomenas Stimme wütend aus dem Handy entgegen. «Diese neureiche Rohrdommel macht mich wahnsinnig! Sie trommelt und schwätzt und tönt und plappert ohne Unterlass. Hilfe. Hilfe!»
    «Schick sie einfach fort», erwiderte Roberto und machte speziell für Cottelli ein wichtiges Gesicht.
    «Sie geht nicht. Ich hab’s versucht. Sie geht nicht!»
    «Vielleicht musst du ihr erst ein Frühstück anbieten», schlug Roberto vor.
    «Das habe ich sehr wohl. Und weißt du, was sie gesagt hat? ‹Ich esse morgens nur eine Pampelmuse mit ein wenig Rohrzucker, beides aus biologischem Anbau.› Ja, habe ich denn eine Handlung für ökologisch korrekt angebaute Südfrüchte! Ja, bin ich denn ihre Dienerin! Kann man von mir erwarten, eine Galeotti durchzufüttern! Und dann diese Hysterie. Dieses impertinente Dummerchen hat Angst vor dem, ach, was sage ich, vor gleich zwei Golems, die es angeblich auf sie abgesehen haben!»
    «Das ist natürlich Unsinn.»
    «Hol sie ab, sofort! Ich schwöre dir: Ich bring sie um!»
    «Geht nicht. Ich sitze bei meinem Chef.»
    «Bei wem? Cottelli? Oder Galdroni?»
    «Cottelli.»
    Malpomena lachte schrill. «Na, dann geht es doch sowieso nur darum, wer von euch beiden den Längeren hat.»
    Roberto zog die Stirn kraus. Seit wann war denn Malpomena derart vulgär? Sie musste in der Tat mit den Nerven am Ende sein. «Nein, es geht um den Stand der Ermittlungen.»
    «Papperlapapp. Gib mir den Mann mal.»
    «Was ist? Wer ist dran?», flüsterte der capo ihm alarmiert zu, als Roberto ihm wortlos sein Handy hinhielt. Cottelli senkte seine Stimme, um sie bedeutender klingen zu lassen. « Buon giorno , hier spricht maresciallo capo Nevio Cottelli. Mit wem habe ich das Vergnügen? – Oh, Signora Del Vecchio, welche Ehre!» Er blies sich auf wie ein Rettungsschlauchboot und lauschte eine Weile. Währenddessen wandelte sich sein Gesichtsausdruck von Ich-bin-ohne-Zweifel-der-Größte hin zu Untertänigst-zu-Diensten.
    «Selbstverständlich werde ich Ihren Wünschen entsprechen», beendete er das Gespräch und schleuderte Roberto das Handy entgegen. Dieser versuchte vergeblich, es zu fangen, es fiel zu Boden, und der Akku sprang ab.
    «Porca puttana!» , fluchte Roberto und klaubte die beiden Teile vom Boden. Jetzt musste er Uhrzeit und Datum wieder neu einstellen.
    «Den Wurf hätte ein Fünfjähriger gefangen, Rossi.»
    Was weißt du, was ein Fünfjähriger kann, du unfruchtbarer Zwerg, dachte Roberto. Auszusprechen wagte er den Gedanken allerdings nicht. Cottellis Nerven lagen blank, wenn es um seine Kinderlosigkeit ging. Denn das Problem musste bei ihm liegen, zumindest konnte sich niemand in ganz Urbino vorstellen, dass eine Frau wie Maria Corbucci, mit so viel Schwung und einer solch üppigen Figur, nicht mit Leichtigkeit schwanger werden würde. Cottelli sah das mit Sicherheit genauso, sonst hätte er Maria nicht unter Androhung schlimmster Strafen verboten, ihre Fertilität medizinisch bestätigen zu lassen.
    « Sei scemo tu? Eine wichtige Tatzeugin bei der Signora Malpomena Del Vecchio Onori unterzubringen? Einer Privatperson? Polizeitechnisch gesehen ist das ein

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