Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Opfer in die Enge getrieben hatte und im Begriff war, es aufzuspießen und zu sezieren. In der jetzigen Situation war das ein gutes Zeichen.
Roberto ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. Endlich kommt die Auflösung, dachte er, und ich kann mich wieder dem geruhsamen Leben eines Poliziotto der Polizia Municipale widmen. Natürlich war es eine Ehre gewesen, die Ermittlungen für Galdroni zu übernehmen – obwohl, wenn er jetzt darüber nachdachte, hatte der ihn wahrscheinlich nur ausgewählt, weil er der Einzige war, der ihn nicht verraten würde. Mit Sicherheit wusste niemand sonst, vor allem Maria Corbucci nicht, was der commissario zurzeit in Hintertux trieb.
Malpomenas Reptilblick hing unverändert an ihm, jetzt hatte sie auch noch die Lippen zusammengekniffen und ihre Stirn in heftigste Falten gelegt.
«Was ist?», fragte er. Warum war sie so geladen?
Malpomena mahlte mit den Unterkiefern. Roberto wedelte ungeduldig mit der Rechten.
«Dein Blut», stieß sie hervor.
Roberto stöhnte auf. « Oddio . Soll ich jetzt der Mörder von Ruggero Grilli sein?» Er nahm sich einen der Schokokekse aus Malpomenas immer gefüllter Süßigkeitenschüssel. Viel mehr Luxus gab es in ihrer Wohnung nicht.
«THC. In deinem Blut. In erheblicher Konzentration.»
«Tennis-Hockey-Club?»
«Versuch nicht abzulenken.»
«Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.»
«Tetrahydrocannabinol.»
«Tetra – was?»
«Weißt du, welches Risiko für einen Fötus besteht, wenn einer der Eltern regelmäßig Cannabis konsumiert?», platzte es aus ihr heraus. «Und weiche Drogen führen sehr schnell zu harten. Kokain, Ecstasy, Heroin, Crack. Ist das deine Vorstellung, wie man einem Kind die Tür zur Welt öffnet?»
«Cannabis?»
«Haschisch, Herrgott noch mal! Marihuana! Dope!»
Roberto lachte auf und schüttelte den Kopf.
«Genau daran habe ich es erkannt», schrie Malpomena. «Dein albernes, irres Lachen gestern Nacht, dein Heißhunger auf Schokolade, deine schwindelbehafteten, wattierten Bewegungen. Aber wie schlimm es ist, hat mir erst der Bluttest gezeigt. Es müssen Unmengen von Joints gewesen sein, die du geraucht hast!»
«So ein Blödsinn. Rauchen. Kann ich gar nicht. Ich muss schon husten, wenn ich sehe, wie jemand eine Packung Zigaretten kauft.»
«Dann hast du es oral konsumiert. Das passt sogar zu der exorbitant hohen Konzentration. Haschischkekse. Durch den Backprozess wird zusätzlich THC aus einer unter den Cannabinoiden zu findenden Carbonsäure durch thermische Einwirkung gebildet und so der THC-Gehalt gesteigert.»
«Jetzt reicht’s aber! Ich käme niemals auf die Idee, mir –» Roberto unterbrach sich selber. «Kekse?» Deshalb hatte sich Juan so merkwürdig verhalten, als er sich beim Weggehen die drei Kekse einverleibt hatte!
«Kekse, Kuchen, Törtchen. Welch eine Vorstellung: Die Erbin der Del Vecchio wird das Kind eines drogenabhängigen Vaters!»
Roberto bemühte sich, den Aspekt mit der Erbin zu überhören. «Wie würden denn solche Kekse schmecken?»
«Na, was weiß denn ich? Wie Kekse eben! Aber», Malpomena stach wie wild mit einem Zeigefinger in den weichen, empfindlichen Spalt zwischen Robertos vierter und fünfter Rippe: «Das Schlimme ist: Du warst noch völlig normal, als wir unser Gespräch bei Talia hatten. Also hast du dich gleich danach zugedröhnt!» Malpomena kämpfte mit ihren Tränen. «Wahrscheinlich als Antwort darauf, dass man dich um einen kleinen Gefallen gebeten hat. Einen Freundschaftsdienst. Eine Gefälligkeit, um das Familienerbe zu retten.»
Roberto sprang auf, fast hätte er Malpomena in den Arm genommen, stattdessen schob er seine Hände in die Hosentaschen.
«Wie schnell setzt die Wirkung ein, Malpomena? Angenommen, ich hätte so einen Keks gegessen.»
«Willst du mich verhöhnen?»
Roberto antwortete nicht sofort. Jetzt redete sie schon wie Cottelli. Malpomena schwieg ebenfalls, schwer beleidigt.
«Zuerst dachte ich, es wäre der Wein», nahm Roberto einen neuen Anlauf. «Weißt du, der Stress und mal hier ein Gläschen, mal da eins. Aber dann, vielleicht eine halbe Stunde nachdem ich von euch weggegangen bin, wurde dieses merkwürdige Gefühl immer intensiver.»
Malpomena schwieg weiter.
«Als ich ging, habe ich bei Talia ein paar Kekse gegessen», fuhr Roberto fort. «Juan wollte mich unbedingt davon abhalten.»
Malpomena brauchte eine Weile, bis die Information bei ihr ankam. «Bei Talia? Drogengebäck?»
Roberto hob beide Arme: So wie es aussieht,
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