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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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ja.
    Die Medizinstudentin schaltete wieder ihren Reptilblick ein und griff zum Telefon. Schon nach ihren ersten Worten, die sie ihrer Schwester an den Kopf warf, wurde Roberto sehr müde. Zum Glück verzog sich Malpomena mit ihrem Telefon in die Küche, so konnte er sich auf das brettharte Sofa im Wohnzimmer legen, das noch den Duft von Donna Domenicas Parfum ausdünstete, irgendetwas Schweres, Orientalisches. Er schlief augenblicklich ein, wurde jedoch schon wenig später wieder von seinem penetrant vibrierenden und läutenden Handy geweckt. Er nahm das Gespräch an, brachte aber keinen Ton heraus, sein Rachen war knochentrocken, und die Schokolade klebte in seinem Mund wie ein besonders dickflüssig angerührter Kleister.
    «Robertino», flötete ihm Maria Corbucci ins Ohr. «Ich habe etwas für dich. Hörst du mich?»
    Robertino? Roberto zwickte sich. Das musste ein Wachtraum sein, unmöglich, dass Maria ihn Robertino nannte. Er räusperte sich ein paarmal, bevor es ihm gelang, ein «Was gibt’s!» herauszupressen.
    «Du bist müde, habe ich recht? Es ist wirklich hart, alles alleine machen zu müssen. So ein Pech, dass Pretoro ausgerechnet jetzt wegen dieses geheimen, schwierigen Falls verreisen muss. Aber er setzt ja so viel Vertrauen in dich.»
    Alarm-Alarm! WAS WAR mit Maria Corbucci LOS?
    «Bist du bereit?»
    Bereit? Was meinte sie denn damit?
    «Also, hör zu: Sergio Bonasera, geboren und aufgewachsen in Mailand, vor drei Jahren in Ancona festgenommen. Er hatte sich einen Container mit Motorradteilen aus der Türkei schicken lassen, im hinteren Teil des Containers allerdings wurden einige Pakete mit Haschischplatten gefunden. Zu zweieinhalb Jahren verurteilt und in der Justizvollzugsanstalt in Fossombrone eingekerkert. Nach zweiundzwanzig Monaten wegen guter Führung auf Bewährung entlassen. Seitdem wohnt er hier, zuerst in Urbino über seinem Nachtclub Purgatorio und seit ein paar Monaten unter der Adresse Strada Provinciale delle Cesane 252. Hast du mich gehört?»
    «Habe ich, ja», antwortete Roberto. Na also, Sergio hatte eine Menge zu verbergen, und natürlich hörte es sich besser an zu behaupten, zwei Jahre in New York gelebt als die Zeit im Knast verbracht zu haben.
    «Und gegen Ruggero Grilli läuft tatsächlich ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung. Der Guardia di Finanza wurde eine Auflistung zugespielt, wie viele Gäste er in den letzten Jahren beherbergt hatte, die meisten davon hat er in seiner Steuererklärung nicht aufgeführt. Sie haben daraufhin Ruggeros Agriturismo auf den Kopf gestellt und sind fündig geworden.»
    «Weiß man, von wem diese Auflistung ist?»
    «Sie wurde anonym zugespielt», antwortete Maria sanft wie ein Lamm. «Aber so genau, wie die Liste war, kann sie nur von jemandem kommen, der tagtäglich in der Nähe ist. Höchstwahrscheinlich ein unmittelbarer Nachbar, der ihm Übles wollte.»
    Roberto spürte ein Kribbeln im Nacken. Sollte er der Lösung des Falles so schnell so nah gekommen sein? Der Kreis der Verdächtigen wäre damit auf zwei Personen geschrumpft: Ruggeros einzige Nachbarn waren Sergio Bonasera und Spartaco Mori. Sergio kam kaum in Frage, ein Exknacki würde sich nicht mit der di Finanza einlassen. Also Spartaco Mori. Ein eindeutiges Szenario: Dessen Wut war nach all den Jahren, in denen er vergeblich versucht hatte, von Ruggero Grilli das kleine Stück Land zu bekommen, um die staubige Straße neben seinem Albergo tiefer zu verlegen, ins Unermessliche gestiegen. Aus Rache hatte er seinem Widersacher mit einer anonymen Anzeige seinerseits einen nicht unerheblichen wirtschaftlichen Schaden zugefügt. Ruggero hatte in Spartaco den Denunzianten gesehen und ihn zur Rede gestellt, die beiden hatten sich geschlagen, und Ruggero war auf der Strecke geblieben.
    «Roberto? Bist du noch dran?»
    «Ja, bin ich.» Roberto hatte Maria vollkommen vergessen.
    «Das wäre vorerst alles.» Pause. «Sag Bescheid, wenn du weitere Unterstützung brauchst, okay?»
    Okay, okay, warum sagten mittlerweile eigentlich alle Menschen okay? Was war eigentlich aus dem guten alten ‹va bene› geworden? «Va bene» , erwiderte Roberto und legte auf. Hätte er sich nicht bei Maria bedanken müssen? Er wartete ein paar Sekunden regungslos ab. Die Maria Corbucci, die er bisher kannte, würde postwendend noch mal anrufen und sich genau darüber heftig beschweren. Nichts. Sein Handy blieb stumm. Roberto schüttelte den Kopf. Merkwürdig.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass aus der Küche kein

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