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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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die richtigen Begriffe kannte. «Du weißt, was ich meine.»
    «Nein, weiß ich nicht.»
    Roberto ließ ein paar Sekunden verstreichen, damit Toto seinen Widerstand aufgeben konnte, ohne dass er gleich Druck auf ihn ausüben musste. Toto war zwar nicht besonders empfindlich, aber möglicherweise hatte er ihn in der letzten Zeit etwas zu hart rangenommen.
    «Na ja, du tummelst dich doch manchmal auch in unserem Computersystem», Roberto meinte das der Polizia Municipale, «und das ist auch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.»
    «Die Firewall bei euch ist ein Witz. Wenn mich jemals jemand erwischen sollte – was praktisch unmöglich ist, weil ich eine Tor-Software benutze –, dann behaupte ich, zufällig dort hineingeraten zu sein, und niemand könnte mir das Gegenteil beweisen. Die Carabinieri dagegen, die sind nicht so –» Er machte eine Handbewegung, die mit ‹blöd› noch nett umschrieben war.
    «Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du noch nie bei den Carabinieri drin warst.»
    Toto schenkte Roberto ein falsches Lächeln und fing an, seine Espressomaschine zu putzen.
    «Was ist mit der Guardia di Finanza?»
    «Nichts», grunzte Toto, ohne sich umzudrehen.
    Roberto überlegte, den Druck vielleicht doch zu erhöhen. Aber Toto war so verstockt, dass ein wenig mehr nicht genügen würde. Wenn Totos Erträge in einer Art und Weise gefährdet waren, wie es im Moment der Fall war, bekam er etwas von einem Dachs, der in seinem Bau in die Enge getrieben wird und der schnell mal ein paar Stöberhunde massakriert, bevor es ihn erwischt. Roberto warf einen Zehneuroschein auf die Theke, erhob sich und winkte Franco zu, ihm zu folgen.
    «Zehn, macht drei Euro zwanzig zurück», sagte Toto und wühlte in seiner Kasse nach Kleingeld. Roberto ging einfach weiter.
    «He!», rief Toto alarmiert. Mit Roberto eine Rechnung offen zu haben war keine gute Aussicht für die nähere Zukunft.
    Roberto trat auf das Plateau unter den Arkaden hinaus. Die Sonne hatte sich gehalten und warf nach all den kalten, düsteren Tagen eine erstaunliche Wärme und Helligkeit auf die Piazza della Repubblica. Wie nicht anders zu erwarten beantworteten die Urbinati diesen Wetterumschwung mit einer großen Lust, sich dort in Scharen zu tummeln, zu diskutieren, zu scherzen, zu schimpfen oder sich einfach nur zu zeigen. Roberto beobachtete das Treiben eine Weile, doch schon sehr bald merkte er, dass es nicht die übliche Leichtigkeit des Piazza-Lebens hatte. Viel häufiger als sonst spürte er die Blicke der Menschen auf sich gerichtet, Blicke voller Vorsicht, Misstrauen und Unruhe, ja sogar voller Aggressivität.
    Er wandte sich nach rechts. Gleich neben der Bar Federico führte ein Durchgang in den Innenhof des Palazzo del Collegio Raffaello. Nach ein paar Metern stand er vor dem kameraüberwachten Eingang des Commissariato della Polizia di Stato. Was ihm jetzt bevorstand, würde Malpomena einen Gang nach Canossa nennen. Er selber wusste nicht, was damit genau gemeint war. Außer dass es sich um etwas handelte, bei dem es praktisch unmöglich war, eine bella figura zu machen.

    Roberto drückte die Klingel und wartete auf irgendeine Unverschämtheit von Maria Corbucci. Sie sah jeden Besucher auf ihrem Monitor und machte mitunter eine Riesenshow, wen sie ohne Probleme hereinließ und wen sie erst einmal nach persönlichen Daten und Beweggründen für einen Besuch bei der di Stato examinierte. Der Summer des Türöffners ertönte. Erstaunt schob Roberto die Sicherheitstür auf und wandte sich im Flur dahinter gleich nach links zum Empfangsraum.
    « Buon giorno , Maria», grüßte er und bemühte sich, ein gleichgültiges und förmliches Gesicht zu machen. Maria Corbucci saß an ihrem Schreibtisch. Sie lehnte sich in ihren Schreibtischstuhl zurück, schlug die Beine übereinander, richtete den Körper gerade auf und begann mit einer gewissen Selbstvergessenheit an ihrem Kugelschreiber zu nagen, einem Cross Classic Century Gold, wie Roberto sofort erkannte, weil er ihn ihr vor elf Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte.
    «Roberto, hallo, wie geht es dir?», säuselte Maria, klimperte im Zeitlupentempo mit den Augen, wippte sanft mit einem Fuß und drehte ihren Stuhl ein wenig hin und her.
    «Salve» , grüßte Franco und betrachtete Maria neugierig, sie jedoch schien ihn gar nicht wahrzunehmen.
    Roberto schwieg und ärgerte sich, verfangen in ihrem Blick. Sogar zehn Jahre nach der Trennung, zehn Jahre nachdem sie ihm Hörner aufgesetzt

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