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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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hatte, löste sie bei ihm erotische Gefühle aus.
    «Habt ihr hier ein Klo?», fragte Franco.
    Maria sah Roberto tief in die Augen und blinzelte wie in Zeitlupe. «Was kann ich für dich tun?», fragte sie und lächelte, ein leicht spöttisches, rätselhaftes Lächeln, ein Lächeln, das sie sich patentieren lassen sollte, mit dem sie die meisten Männer verunsichern konnte, zumindest solche, die aktuell nicht in einer glücklichen oder in gar keiner Beziehung lebten. Ihn also. Für einen Moment war Roberto versucht, dieses federartig vibrierende Gefühl zu genießen, das Maria so atemberaubend mühelos bei ihm auslösen konnte –
    Nichts da, ermahnte er sich, streckte seinen müden Körper und zog seine Schultern zurück. «Ich brauche Informationen über einen gewissen Sergio Bonasera, Strada Provinciale delle Cesane 252. Und Informationen von der Guardia di Finanza, ob es Untersuchungen gegen Ruggero Grilli gibt.»
    Maria hatte, ohne ihren Blick von ihm zu nehmen, nach einem Schreibblock gegriffen und sich Notizen gemacht. «Wie schnell brauchst du alles?»
    «So schnell wie möglich.»
    «Ich kümmere mich sofort darum und rufe dich an. Die alte Nummer, Roberto?»
    Dieses arglose Gezwitscher! «Danke, das wäre alles», erwiderte er knapp. « Arrivederci .»
    Roberto wandte sich zum Gehen und nahm sich vor, keinen einzigen Blick auf ihren Körper zu werfen. Maria war keine klassische Schönheit, aber sie verfügte über die Magie einer Frau, die sich selber unendlich attraktiv fand, eine Energie, der man sich nur schwer entziehen konnte. Zumindest Roberto. Malpomena hatte ihn deswegen schon oft aufgezogen und ihm mit großem Genuss Marias Makel vorgehalten: zu klein, zu dicker Busen, zu rundes Gesicht, zu viel Gesäß, zu opportunistisch, zu tratschig, zu wenig durch den Geist und zu sehr durch evolutionäre, atavistische Impulse gesteuert. Bis auf den letzten Aspekt – ‹atavistisch› sagte ihm nichts, und nachfragen wollte er auch nicht, um einer garantiert ewig langen Antwort zu entgehen – konnte Roberto ihr nur recht geben. Anders als Malpomena selbst würde Maria in einer Masse von Menschen nicht auffallen, doch sobald sie begann, jemanden zu umgarnen, war man machtlos. Nicht ‹man›, hatte Malpomena eingewendet, sondern er sei machtlos und das sei eine Schande. Wozu habe er überhaupt ein Gehirn! Die reinste Verschwendung von Biomasse!
    Franco war Roberto nach draußen gefolgt. Er wirkte eher erstaunt als verärgert, dass Maria ihn wie Luft behandelt hatte.
    «Ist das die, mit der du mal und wegen der du –», fragte er.
    «Halt die Klappe!», fuhr Roberto ihn an und legte einen Schritt zu.
    «Ich müsste mal», quengelte Franco und warf einen sehnsüchtigen Blick in Totos Bar, doch Roberto marschierte einfach weiter, völlig absorbiert von einem wahren Intuitionsgewitter. Irgendetwas stimmte hier nicht. Cottellis extreme Bissigkeit bekam vor dem Hintergrund von Marias ungewöhnlicher Freundlichkeit etwas Bedrohliches. Vor seinem inneren Auge sah er, wie sich harmlose Wölkchen, die sich behäbig am Himmel bewegten, plötzlich mit argloser Freundlichkeit über ihm zu einer Wolke verdichteten, aus der im besten Fall Regentropfen zu erwarten waren, im schlimmsten jedoch Sturm, Blitz und Donner.

[zur Inhaltsübersicht]
    21.
    «Ich habe sie rausgeworfen, fertig, aus!», rief Malpomena, als Roberto mit Franco im Schlepptau die äußerst spartanisch eingerichtete Wohnung in der Via San Bartolo betrat.
    «Und wo ist sie hin?»
    «Wenn ich sage, ich habe sie rausgeworfen», fauchte sie ihn an, «dann heißt das im Subtext: me ne frego altamente .»
    «Kann sein, Malpomena, aber anders als er hier», Roberto tippte Franco auf die Brust, «wurde Donna Domenica –»
    «Donna stronza!» , rief Malpomena.
    «– anders als Franco wurde sie tatsächlich von einem Fremden attackiert. Da besteht also eine gewisse Gefahr.»
    «Eine Frage: Könnte ich mal?», fragte Franco, während er wie ein kleiner Junge seine Knie aneinanderpresste.
    «Was will er?», fragte Malpomena kühl. Sie hielt Franco immer noch für den Mörder von Ruggero Grilli.
    «Die schmale Tür im Flur», sagte Roberto und wartete, bis Franco draußen war. «Sei nicht so ungnädig zu ihm. Er hat niemanden umgebracht.»
    «Ach ja?», erwiderte Malpomena schnippisch.
    Roberto winkte ab. «Wie sieht es aus, hast du irgendwelche neuen Erkenntnisse?»
    Malpomena kniff ihre Augen zusammen, ihr Reptilblick, wenn sie nach einer längeren Jagd ihr

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