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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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an George W. Bush, den schlechtesten aller amerikanischen Präsidenten, erinnern?», fragte Malpomena. Sie hatte wieder ihren Reptilblick aufgelegt, und ihre Beute war immer noch unverkennbar der Komponist und Musiker an Robertos Seite. Franco fixierte einen Punkt im Unendlichen und summte ein Kinderlied. Toto werkelte hinter seiner Theke und tat so, als würde das seine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchen.
    «Malpomena», stöhnte Roberto auf, «was hat Ruggero Grilli denn mit George Bush zu tun?»
    «Am 13. Januar 2002 hat sich Bush vor dem Fernseher an einer Brezel verschluckt. Dieses kleine, harte Salzgebäck hat vorübergehend Druck auf den Vagusnerv ausgeübt, wovon Bush ohnmächtig wurde. Wäre dieser Druck höher gewesen, wäre er mit einiger Wahrscheinlichkeit den sogenannten Reflextod gestorben.»
    «Ruggero hat keine Brezel gegessen, Ruggero wurde von einem Unbekannten zusammengeprügelt.»
    «Einem Unbekannten?», fragte Malpomena und erstach Franco mit ihrem Blick.
    Roberto verdrehte genervt die Augen und gestikulierte eindeutig: Würdest du bitte mal diesen armen Kerl in Ruhe lassen?
    «Ruggero Grillis Nase», fuhr Malpomena fort, «war infolge eines Faustschlags gebrochen, er hat im Bereich der rechten Niere ein großflächiges Hämatom, ebenfalls ein Faustschlag, und zum Schluss, lieber Roberto, zum Schluss traf den Bedauernswerten ein Schlag am Kehlkopf. Dadurch kam es zu einer Pression jenes besagten Vagusnervs, was zu einer reflektorischen und übermäßigen Reizung des zehnten Hirnnervs führte, also einer Aktivierung des Parasympathikus, was wiederum den tödlichen Kreislaufstillstand zur Folge hatte.»
    « Ecco qua , ein Mord also, und zwar ein sehr geschickter.»
    «Schwerlich.»
    «Wieso?»
    «Nun, der Vagusnerv versteckt sich in der Gabelung der Arteria Carotis und ist äußerst diffizil zu lokalisieren, im Grunde gar nicht, selbst für einen sachkundigen Mediziner nicht. Ihn mit einem Schlag zu traumatisieren ist reiner Zufall. Deswegen gehe ich davon aus: Wer immer Ruggero Grillis Kehlkopf malträtiert hat, wollte ihn nicht umbringen, sein Tod ist vielmehr ungewollt eingetreten. Ergo Totschlag, nicht Mord.»
    «Ich weiß nicht, Malpomena.»
    «Aber ich.»
    «Franco», wandte sich Roberto an den Komponisten, «ich weiß, ich habe dich das schon einmal gefragt, denk noch mal nach: Wirkte der Täter auf dich erstaunt oder betroffen, als Ruggero zu Boden ging?»
    «Es war ein Golem. Ein Mensch aus Lehm.»
    Roberto ging ganz nah an Francos Gesicht heran, fast berührten sich ihre Nasen. «Lies es von meinen Lippen ab, compagno : Noch einmal dieser Satz, und du wanderst in die Geschlossene!»
    «Das war der andere Bush», sagte Malpomena.
    «Was?», blaffte Roberto zurück.
    « Lest es von meinen Lippen ab. So fing sein berühmtester Satz an.»
    «Malpomena, bitte.»
    «Lest es von meinen Lippen ab: Keine neuen Steuern. Mit diesem Versprechen wurde George Bush senior 1988 Präsident der Vereinigten Staaten. Zwei Jahre später hat er massiv neue Steuern eingeführt. Das haben ihm die Amerikaner übelgenommen, und sie haben bei der nächsten Wahl Bill Clinton zum Präsidenten gewählt.»
    «Und, was soll das jetzt?», giftete Roberto.
    «Nichts», erwiderte Malpomena mit dem Ernst eines Totengräbers. «Ich dachte, es würde die Stimmung ein wenig auflockern.»
    «Nein, das tut es nicht!», brüllte Roberto, unfähig, seine Wut zu beherrschen, und fuhr Toto an: «Was schreibst du da die ganze Zeit?»
    Toto hatte angefangen, mit atemberaubender Geschwindigkeit auf sein Laptop einzuhacken. «Nichts», sagte er, ohne aufzuhören.
    «Wenn auch nur ein winziges Wörtchen von dem, was du hier gehört hast, nach draußen dringt, Toto, hol ich mir deinen Skalp.»
    Toto zuckte zusammen, als hätte ihn eine Viper gebissen. «Ich, also nein, wie käme ich dazu?»
    Roberto langte über die Theke und packte das Laptop. Toto versuchte, es festzuhalten, musste aber nachgeben, wollte er nicht riskieren, dass das Display zu Bruch ging. «Fascebok?», las Roberto laut von dem Display ab. «Was ist das?»
    Franco lugte herüber. «Facebook. Ein soziales Netzwerk, zum Austausch von Fotos, Texten und Nachrichten. Wie viele Freunde hast du, Toto?»
    «Toto hat überhaupt keine Freunde», knurrte Roberto und überflog, was dieser geschrieben hatte.
    Franco warf einen Blick auf das Display. «Siebenhundertdreiundsechzig. Nicht schlecht.»
    «Ganz schlecht», sagte Roberto, klappte das Notebook zu und klemmte es sich

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