Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
Vom Netzwerk:
Stück abbeißen. Schwierig, die Wurst war knochenhart. Was hatte er heute eigentlich gegessen? Im Grunde noch nichts. Ein paar Kekse und ein tramezzino . Das war’s. Franco, der teilnahmslos auf seinem Stuhl hockte, räkelte sich und hob schnüffelnd seine Nase.
    «Ihr hattet Streit, wegen dem Zaun, den Sie errichtet haben.»
    Sergio sah ihn prüfend an. Seine Wut hatte er wieder gut im Griff. Respekt, dachte Roberto, dieser Typ ist ein anderes Kaliber als die kleinen Sünder, mit denen er als Poliziotto normalerweise zu tun hatte.
    «Nicht wir hatten Streit – er hatte Streit mit mir. Ruggero war es gewohnt, dass seine Gäste freien Zugang in den Wald hinter meinem Land hatten.»
    «Und wegen dem Zaun müssen sie jetzt immer einen weiten Umweg machen.»
    «Ich kann ihn gut verstehen.» Sergio zuckte mit den Schultern. «Aber es ist mein Land.»
    «Das wäre es auch ohne Zaun.»
    Wieder dieses kurze Aufblitzen in Sergios Augen. «Auf meinem Land gibt es reichlich Trüffelpilze. Ohne Zaun kann sich da jeder bedienen. Das will ich nicht.»
    Roberto hielt das für ein vorgeschobenes Argument. Zumindest hatte er noch nie gehört, dass der Monte Cesane ein besonders ergiebiges Trüffelgebiet wäre.
    «Und wie liefen diese Streits ab?»
    «Streits? Gab es nicht. Nur einen einzigen. Ruggero hat ein wenig herumgelärmt. Ich habe ihm Zeit gelassen, sich auszutoben, und dann habe ich ihm klargemacht, dass der Zaun steht und stehen bleiben wird. Mehr war nicht.»
    «Was haben Sie vorletzte Nacht um zwei Uhr morgens gemacht, Sergio Bonasera?» Roberto nagte noch einmal an seiner Wildschweinwurst.
    Ein winziges Lächeln umspielte Sergios Lippen für einen Moment. «Doppelkopf gespielt. Mit Davide Manchetti und Silvano Nunzio, einem ehemaligen Angestellten aus meinem früheren Nachtclub.»
    «Der vor ein paar Monaten abgebrannt ist?», fragte Roberto.
    «Eine Brandstiftung, die ja leider keiner von euch Polizisten aufgeklärt hat.»
    «Eine Schande, ja.» Roberto schluckte den Bissen herunter. Im Grunde war die Wurst viel zu hart. So lange, wie er darauf herumkauen musste, verkehrte sich der Genuss bald ins Gegenteil. Es gab einfach keine perfekte Lösung für luftgetrocknete Wildschweinwürste: Sollten sie angenehm weich sein, musste man sehr fettes Fleisch nehmen, nahm man schön mageres, waren sie hart, lagen schwer im Magen und sorgten für stundenlanges Sodbrennen, manchmal sogar für Verstopfung. Um die Verdauungsgeschwindigkeit zu erhöhen, hatte Roberto in der Vergangenheit mit der Art und der Menge der peperoncini experimentiert. Sehr scharf war am wirkungsvollsten, brachte aber andere Probleme mit sich. Statt erneut abzubeißen, schob Roberto die restliche salsiccia zurück in den Taschenlampenköcher.
    «Sie haben zuletzt zwei Jahre in New York gelebt?», fragte Roberto.
    Sergio sah ihn sehr aufmerksam und prüfend an. «Nicht wirklich.»
    Roberto lächelte freundlich.
    «Ich wurde gelinkt», sagte Sergio. «Ich habe Motorradteile aus der Türkei importiert, und irgendjemand hat mir das Rauschgift in den Container geschmuggelt.»
    «So ein Pech», erwiderte Roberto. Dieser Kerl, da war er sicher, log, sobald er den Mund aufmachte. Aber was Ruggeros Tod betraf, hatte Sergio zwei Alibizeugen, dagegen war wenig auszurichten. Selbst wenn mindestens einer davon, Davide Manchetti, ein ausgemachter Idiot war.
    «Wie haben Sie es eigentlich geschafft, so kurz nach dem Knast so viel Geld aufzutreiben? Das rustico , fünfzig Hektar Land, der Zaun?»
    «Erspartes. Außerdem hat der Nachtclub eine Menge Kohle gebracht.»
    Roberto sah Sergio schweigend an. Der Mailänder lächelte freundlich und undurchsichtig.
    «Lassen wir es einstweilen dabei bewenden, Signor Bonasera», sagte Roberto. «Einen schönen Tag noch.»
    Sergio streckte sich lässig. «Was ist das eigentlich mit diesem Golem? Alle reden darüber.»
    «Alles Blödsinn.»
    «Bestimmt. Viele Urbinati scheinen das allerdings anders zu sehen.»
    «Der, der ihn gesehen hat, war in dem Moment nicht ganz klar im Kopf.»
    Sergio nickte und vermaß Franco, der schuldbewusst die Staubmäuse auf dem Boden zählte, mit seinen Blicken. «Eine halluzinogene Droge. Aber haben Sie selbst diesen Golem nicht auch gesehen, als er die Frau von dem Schuhverkäufer angegriffen hat?»
    Ziemlich spöttisch, dieser Kerl, fand Roberto und nahm sich vor, Sergio bei Gelegenheit intensiver auf den Zahn zu fühlen. Sein Handy klingelte. Malpomena.

[zur Inhaltsübersicht]
    23.
    «Kannst du dich

Weitere Kostenlose Bücher