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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Falten auf ihrer Stirn, Korruption war ihr zutiefst verhasst.
    «Ich weiß, was du sagen willst», sagte Roberto. «Aber Marco macht das so geschickt, dass man ihm schwerlich etwas nachweisen kann.»
    «Und woher weißt du es dann?»
    Eine unangenehme Frage. «Von Talia.»
    Stille. In Malpomenas Gesicht tat sich einiges, vom Malmen der Kiefer bis zum Zucken der Lider, nur das Stirn-Waschbrett blieb unverändert. Talia war die jüngste der vier Del-Vecchio-Schwestern. Ein lebenspralles Energiebündel, von Männern umschwärmt, gesellig, ein Nachtmensch, sie kannte Gott und die Welt, und Männer neigten dazu, ihr selbst intimste Geheimnisse zu verraten. Wahrscheinlich um sich wichtig zu tun. Manche machten sich regelrecht lächerlich mit ihren Angebereien, natürlich vergeblich. Talia ließ sich nie verführen, das übernahm sie selbst. Auch die ihr anvertrauten Geheimnisse behielt sie grundsätzlich für sich. Einzig bei Roberto machte sie eine Ausnahme, aus welchem Grund auch immer. Einer Arbeit ging sie nicht nach, sondern lebte als einzige der Schwestern von den Früchten des gewaltigen Familienbesitzes. Kurz gesagt und auf den Punkt gebracht: Talia war in allem das genaue Gegenteil von Malpomena. Gemeinsam hatten sie einzig ihre atemberaubende Schönheit, was Malpomena allerdings völlig gleichgültig war.
    «Soviel ich weiß, ist Marco Bruglia verheiratet», sagte Malpomena mit deutlicher Missbilligung.
    Roberto zuckte mit den Schultern. Seit wann spielte das für Talia eine Rolle? Wenn sie mit einem Mann ihren Spaß haben wollte, fragte sie nicht dessen Ehefrau um Erlaubnis.
    Mit einem tiefen Seufzen stieg Malpomena in den Rettungswagen und ignorierte wortlos Marco Bruglias Angebot, doch den bequemen Beifahrersitz einzunehmen. «Mercurius solubilis Hahnemanni C30», rief sie und warf Roberto ein kleines, mit Kügelchen gefülltes Glasröhrchen zu. «Stündlich fünf Globuli! Das hilft gegen das Augenflitzen!»
    Roberto kehrte mit Franco zur Wache zurück. Eile war angesagt. Am Nachmittag vor seinem Nachtdienst hatte er mit Hilfe von einigen Nachbarn alle seine Olivenbäume abgeerntet, und nun mussten die Oliven nach Cartoceto gebracht und so schnell wie möglich gepresst werden.
    «Ich bring dich in deinen palazzino », sagte Roberto und schob Franco vor sich her zum Ausgang, wobei er peinlich genau darauf achtete, auf keinen Fall auf die Türschwelle zu treten. Wahrscheinlich warteten die Schwellengeister nur darauf, ihm einen reinzuwürgen. «Mach dir keine Sorgen, du bist sicher.»
    Franco wehrte sich wie ein Schwein, das zum Schlachten gebracht wird, und fing schon wieder mit dem Schlottern an.
    «Hör auf damit!», fuhr Roberto ihn an.
    «Ich kann nichts dafür», jammerte der Komponist und stemmte sich noch vehementer gegen Robertos Druck.
    «Hast du die fünf Globuli genommen?»
    «Fünf?» Franco hielt das leere Röhrchen hoch.
    «Alle auf einmal?»
    Franco nickte geistesabwesend. Roberto hatte den Eindruck, dass seine Augen noch schneller umherflitzten.
    «Hör zu, Franco, ich muss weg.»
    Da hatte sich Franco schon auf den Boden gesetzt und sah Roberto an wie ein Hundewelpe, dem ein vorbeifahrender Lkw nicht nur die Mutter, sondern gleich die gesamte Familie platt gefahren hatte. Und den eine äußerst seltene Augenkrankheit plagte.

[zur Inhaltsübersicht]
    4.
    Roberto lenkte den Fiat-Scudo-Lieferwagen mit äußerster Vorsicht. Osvaldo, der camoscino , sein Cousin, der seinen Lebensunterhalt mit dem Reparieren von Autos aller Marken verdiente, natürlich in Schwarzarbeit, hatte ihm den Wagen besorgt und darauf hingewiesen, dass der Besitzer über jeden einzelnen Kratzer Buch führte und einen neuen sofort entdecken würde. «Ist ein Albaner», hatte Osvaldo hinzugefügt, was wohl eine Erklärung sein sollte, die Roberto allerdings nicht verstand. Waren Albaner besonders pingelig? Schnitten sie einem für jeden Kratzer einen Finger ab?
    Franco schlief selig lächelnd auf dem Beifahrersitz. Das sanfte Wiegen und Wogen des schwer beladenen Scudo musste bei ihm ein Gefühl der Geborgenheit ausgelöst haben. Das allerdings jedes Mal jäh unterbrochen wurde, sobald Roberto anhielt. Als hätte Franco Angst, an einem unbekannten Ort mitten in Sibirien hinausgeworfen zu werden, krallte er sich dann mit beiden Händen an den Haltegriff auf dem Armaturenbrett und warf Roberto um Gnade bittende Blicke zu.
    Zum Glück musste Roberto nicht allzu oft anhalten, null Verkehr um diese Zeit. Nach der schlechten, von

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