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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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und einen Schalter zu betätigen, wenn man sein Ziel erreicht hatte, war ja wohl nicht zu viel verlangt.
    Die Energiesparlampe flackerte müde auf – und Roberto prallte zurück. Vor ihm zehn, fünfzehn Säcke voller Oliven. Welcher Mistkerl war ihm denn hier zuvorgekommen? Wütend trat er gegen den ersten Sack in der Reihe.
    «Aaah! Verdammt noch mal!», ertönte eine dumpfe Stimme.
    Roberto sah genauer hin. Das da vor ihm war gar kein Sack voller Oliven, sondern ein aufgeplusterter Hightech-Daunenschlafsack in Nato-Look und Nanga-Parbat-Qualität, wasserdicht und wahrscheinlich schwimm- und flugfähig, mit integriertem Chemie-Klo und Einbauküche. Ein Reißverschluss öffnete sich, die Kapuze wurde zurückgeschlagen, und zum Vorschein kam – Thilo Gruber, der deutsche Immobilienfresser, der Dorfvernichter.
    « Porca zozza! » Roberto konnte es gar nicht fassen. Ausgerechnet der deutsche Mistkerl, dieser frühpensionierte Kripokommissar aus München! Nicht nur dass er gleich sieben Häuser in Robertos Heimatdorf Rombolina auf einen Schlag für sich und seine deutschen Freunde gekauft hatte – sieben von neun, wohlgemerkt –, nein, er hatte darüber hinaus Robertos Vorkaufsrecht mit dem miesesten aller Geometertricks ausgehebelt, dem 1-Meter-Abtrenn-Trick. Und jetzt machte er ihm auch noch den ersten Platz an der Ölmühle streitig. Wo sollte das enden?
    «Haben Sie mich gerade getreten?»
    Roberto überhörte die Frage und zählte Grubers Säcke durch. Siebzehn. Das würde etwa achtzig Liter Olivenöl ergeben.
    Der deutsche Exkommissar wühlte sich aus dem Schlafsack heraus. «Sie stehen auf meiner Isomatte, Roberto.»
    «Und Sie belegen meinen Platz», entgegnete dieser.
    «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Schon mal gehört, den Satz, Roberto?»
    «Für Sie heiße ich immer noch Rossi.»
    «Na, gut: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, Rossi.»
    Roberto deutete auf seine Uniform. « Agente Rossi.»
    «Oliven pressen gehört zu Ihren Dienstaufgaben?» Gruber schüttelte lächelnd den Kopf. «In Italien ist ja wirklich manches anders.» Er zog einen kleinen Camping-Gaskocher zwischen den Säcken hervor. «Wie wär’s mit einem kleinen caffè ?»
    Roberto verzog das Gesicht, deutscher Kaffee, das war ja wohl das Letzte, was er freiwillig trinken würde. Oder das Vorletzte, amerikanischer war noch schlimmer. Er sprang von der Rampe herunter, wobei er sich fast den Fuß verstauchte, öffnete die Ladetür des Scudo und schulterte den ersten Sack. Plötzlich stand Franco neben ihm, das Problem mit seinen Augen hatte sich noch nicht gelegt.
    «Roberto?»
    «Was willst du!»
    «Der Mann da», er deutete auf Gruber, «ist das –»
    «Er ist nicht aus Lehm, porca miseria ! Los, fass mal mit an.»
    Franco nickte, packte einen Sack und zog und zerrte, um ihn sich auf den Rücken zu hieven.
    «Roberto?»
    « Dio santo , was denn jetzt?»
    «Ich schaff’s nicht.»
    Roberto atmete tief durch und ermahnte sich zur Ruhe. Franco war nun mal ein eher dem Geistigen zugewandter Künstler. «Weißt du was, Franco? Setz dich wieder ins Auto und schlaf noch eine Runde. Ich mach das hier schon.»
    Franco nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle. Roberto war es egal. Der Sack drückte schwer auf seinen Rücken. Er schleppte ihn zur Rampe, schob ihn behutsam hinauf, hangelte sich selber hoch und platzierte seine erste Olivenladung neben der von Gruber.
    «Sie wollen sich doch nicht vordrängeln, agente Roberto?» Gruber blies auf seinen caffè aus löslichem Pulver. Der Geruch war nicht schlecht.
    Roberto antwortete nicht und machte einfach weiter. Nach einer halben Stunde musste er zum Pinkeln um die Ecke. Als er wieder zurückkam, saß Franco bei dem Deutschen und nippte an einem Tässchen Espresso.
    «Der ist gut», sagte er entschuldigend zu Roberto. «Und schön heiß.»
    «Deutsche und guter caffè , das passt nicht zusammen», grummelte Roberto und ließ den nächsten Sack vorsichtig zu Boden gleiten, frisch geerntete Oliven waren sehr empfindlich.
    Gruber fixierte den Musiker aufmerksam, dessen Flitzeaugen hatten es ihm offenbar besonders angetan.
    «Ein Mann wurde umgebracht», sagte Franco tonlos.
    Gruber reagierte lässig, lehnte sich an die Hauswand, holte einen Torrone-Riegel hervor und bot Franco ein Stück an. «Erzähl mal.»
    «Auf keinen Fall!», ging Roberto dazwischen. «Ich bin mitten in polizeilichen Mordermittlungen.»
    «Schon wieder?»
    Was sollte das denn heißen? War da etwa wieder dieses Grinsen? «Das

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