Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
geht Sie nichts an.»
«Was ist mit Pretoro Galdroni? Von der di Stato?»
Das war ja nicht auszuhalten! Was bildete sich dieser Mensch ein? «Franco, komm, wir setzen uns ins Auto.»
«Ich bleibe lieber hier», antwortete dieser und hielt seine Hände vor den kleinen Heizstrahler, den Gruber inzwischen auf die Camping-Gasflasche statt des Kochers aufgeschraubt hatte und der eine angenehme Wärme verbreitete.
Auch gut. Roberto zog sich in den Scudo zurück und tat so, als würde er schlafen. In Wahrheit ärgerte er sich viel zu sehr: über Gruber, über den Mord, über seine mindestens fünf Kilo zu viel und dass er die Wildschweinwurst in der Schreibtischschublade vergessen hatte. Sein Magen knurrte, und angenehm war es auch nicht, wie jedes Mal, wenn Gruber seine Thermosflasche öffnete, in der er sich einen kleinen caffè -Vorrat angelegt hatte, eine verführerische Duftwolke zu ihm herüberwehte.
Um Punkt sechs öffnete Vittore Lorenzetti die Schiebetür. Roberto griff nach seinem Bußgeldblock und sprang ins Freie. Vittore war derart geizig, dass schon die Androhung einer 20-Euro-Strafe reichen müsste, damit er Robertos Oliven zuerst presste. Dummerweise klingelte in dem Moment sein Handy.
«Rossi, bist du völlig übergeschnappt?», brüllte maresciallo capo Nevio Cottelli gleich los. «Hast du Oberwasser? Glaubst du, du wärst was Besonderes? Willst du mir auf die Eier gehen? Eh?»
«Für deine Eier ist ja bekanntlich jemand anderes zuständig, Cottelli», spielte Roberto auf Maria Corbucci an, die Roberto seinerzeit verlassen hatte, um sich mit Cottelli zusammenzutun.
«Weil du keine hast, du Flachwichser!»
Roberto gähnte, den Teufel würde er tun und sich anmerken lassen, wie sehr ihm das mit der Corbucci auch heute noch, zehn Jahre später, zu schaffen machte. «Worüber regst du dich auf, Cottelli?»
«Was ist mein Rang? Eh? Was ist mein Rang?»
«Komm zur Sache. Ich habe zu tun.»
« Maresciallo capo! Und deiner? Was ist dein Rang?»
«Mensch.»
Stille.
«Ich bin also ranghöher als du.»
«Jetzt pass mal auf.» Cottellis Stimme war plötzlich ganz leise. «Legst du es darauf an, dass ich dich rausschmeiße? Ist es das? Das kannst du haben.»
Natürlich würde er ihn nicht rausschmeißen. Wen sollte er denn dann mit seinen Dienstplänen quälen? Auf der anderen Seite wollte Roberto den Job auf keinen Fall verlieren. Wovon sollte er sonst leben? Von den paar Oliven? Sicher nicht.
«Dein Dienst endet um 6.30 Uhr. Das ist erst in einer halben Stunde. Und wo steckst du?»
«Schon vergessen? Du hast mich an Pretoro Galdroni ausgeliehen.»
«Solange ich nichts Schriftliches habe, hast du deinen Dienstplan zu erfüllen. Vielleicht hast du ja deine Stimme verstellt und dich selber angefordert.»
«So ein kompletter Sch–»
«Sag jetzt nichts, was ich als Beleidigung auslegen könnte», ging Cottelli dazwischen. «Denn das wird dir bis ans Ende deiner Tage leidtun!»
«Du bist doch schon beleidigt, wenn einer nur einen Kopf größer ist als du!»
«Das war’s! Das war’s! Ich habe dich gewarnt, Rossi. Du läufst jetzt sofort hier in der Wache auf. Zehn Minuten! Mehr geb ich dir nicht!»
«Geht nicht, Cottelli. Dringende Ermittlungen. Ich verfolge gerade einen Mann. Eine heiße Lehmspur. Muss jetzt aufhören.» Grinsend lauschte er noch ein paar Sekunden, wie Cottelli schrie und tobte, dann unterbrach er die Verbindung.
Leider war sein Vergnügen nur von kurzer Dauer. In der Zwischenzeit hatte Vittore mit dem Pressen der ersten Oliven begonnen. Die von Thilo Gruber.
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5.
Logisch, dass jetzt, im Winter, Carlo Manzoni und Domenica Galeotti ihn nicht schon von weitem aus ihrem Schuhladen heraus erspähten und für ihn wie üblich einen perfekt gebrühten caffè macchiato mit sehr wenig Milch und sehr viel Zucker bereithielten. Im Winter hockten beide während der Geschäftszeiten vor ihrem mobilen Gasofen, der viel zu schwach war, um den gesamten Raum zu heizen, und bewegten sich so wenig wie möglich. Also legte Roberto auf dem beschwerlichen Weg die Via Mazzini hoch, 20 Prozent Steigung!, vor ihrem Schuhgeschäft eine kleine Pause ein, lehnte sich gegen das Schaufenster und spähte in den Laden hinein. Wenn’s zu einem caffè nicht reichte, würde es auch einer von Domenica Galeottis unvergleichlichen cantuccini tun.
Auf dem Rückweg von der frantoio oro hatte Roberto einen Zwischenstopp bei sich zu Hause eingelegt, zum einen um den geliehenen Fiat Scudo
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