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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Farben und einer angefangenen Strickarbeit.
    Martin Beck wandte sich vom Fenster ab und erblickte sich selbst in einem Spiegel, der die ganze Wand zwischen den Türen zum Badezimmer und der Kleiderkammer einnahm. Er sah sich selten in einem Spiegel, vor allen Dingen nicht in voller Größe, und es fiel ihm blitzartig auf, daß er ziemlich heruntergekommen aussah.
    Die Hose war zerknittert, die Schuhe nicht geputzt, und die blaue Popelinjacke sah abgetragen und ausgeblichen aus.
    Er wandte sich vom Spiegel ab und begann das Zimmer systematisch zu durchsuchen. Bei der Frisierkommode fing er an.
    Die war vollgestopft mit Flaschen, Dosen und Tuben aller Art. Sigbrit Märd legte offenbar großen Wert auf ihr Aussehen, und ihr Vorrat an kosmetischen Präparaten war imponierend. Wie auch der Inhalt des Schmuckkastens aus rotem Leder, der Armbänder, Ringe, Broschen, Ohrringe und Amulette enthielt. Dazu kamen Ketten, Perlbänder und Halsbänder, die an Holzstäben neben dem Spiegel des Toilettentisch s aufgehängt waren.
    Martin Beck war kein Fachmann, was edle Metalle und Steine anbetraf, aber was er da sah, war zweifellos billige Bijouterie.
    Er warf einen Blick in die Kleiderkammer, dort hingen dicht gedrängt Kleider, Blusen, Röcke und Kostüme, zum Teil in Plasthüllen zum Schutz gegen den Staub.
    Auf dem Fußboden waren viele Paar Schuhe ordentlich nebeneinander aufgestellt. Eine schwarze Pelzmütze, ein Sonnenhut aus Baumwollbatik und ein Schuhkarton lagen auf der Hutablage.
    Martin Beck nahm den Schuhkarton herunter, der mit einer starken Schnur zugebunden war. Er löste den Knoten und öffnete ihn. Er war mit Briefen und Ansichtskarten gefüllt, und Martin Beck brauchte nur die Bündel durchzublättern, um festzustellen, daß alle dieselbe Handschrift trugen und mit ausländischen Briefmarken frankiert waren.
    Er sah sich die Poststempel an.
    Alles war offenbar in chronologischer Reihenfolge geordnet, zuunterst ein dicker Brief aus dem Jahre 1953 und obenauf eine Postkarte aus Südjemen, die vor sechs Jahren abgesandt worden war.
    Bertil Märd hatte in den vierzehn Jahren seiner Ehe und seiner Zeit auf See regelmäßig nach Hause geschrieben.
    Martin Beck machte sich nicht die Mühe, die Briefe durchzulesen, die Handschrift war im übrigen so gut wie unleserlich. Er band die Schnur wieder um den Karton und stellte ihn zurück auf die Hutablage. Kollbergs Schritte waren von der Kellertreppe zu hören. Gleich danach kam er herein und berichtete: »Nur Gerumpel da unten. Einige Gartengeräte, ein altes Fahrrad, Schubkarre und solch Zeugs. Gartenmöbel. Waschküche und Vorratskeller. Hast du was Interessantes gefunden?«
    »Die Briefe von Bertil Märd liegen in der Kleiderkammer. Weiter nichts.« Er ging hinüber zur Kommode und zog die Schubladen heraus. In der obersten lagen Unterwäsche, Taschentücher und Nachthemden, alles fein säuberlich gestapelt. In der Mitte Pullover, Strickjacken, Polohemden, und die unterste Schublade enthielt zwei dicke Rollkragenpullover, ein kleines blau eingebundenes Buch, auf dessen Deckel in goldener, verschnörkelter Schrift das Wort Poesie eingeprägt war, und ein dickes Tagebuch mit Schließen und einem kleinen, herzförmigen Vorhängeschloß.
    All diese Dokumente stammten aus Sigbrit Märds Teenagerzeit. Dazu gehörten auch zwei Fotoalben, die unter einigen zusammengefalteten Seidenschals lagen.
    Das Poesiealbum enthielt die üblichen Verse, die Freundinnen ihr vor fünfundzwanzig Jahren hineingeschrieben hatten.
    Martin Beck schlug die letzte Seite auf und las den Spruch, mit dem er an dieser Stelle gerechnet hatte.
    Als letzte will ins Buch ich schreiben, trotzdem die beste Freundin bleiben, Anne-Charlotte.
    Mit einer Haarnadel, die er in einer Schale auf der Kommode fand, öffnete Kollberg das Schloß des Tagebuchs.
    25. Dezember 1949. Liebes Tagebuch! Gestern habe ich dich zu Weihnachten bekommen, und von jetzt an will ich dir alle meine geheimsten Gedanken anvertrauen.
    Kollberg las einige Seiten.

Ein Drittel des Buches war mit einer kindlich weichen Handschrift vollgeschrieben worden, aber am 13. März des nächsten Jahres hatte Sigbrit Märd offensichtlich die Lust verloren, sich weiter dem Tagebuch anzuvertrauen.
    Die Fotoalben enthielten Amateuraufnahmen von Klassenkameraden und Lehrern, Eltern, Geschwistern und Jugendfreunden. Ganz hinten in einem der Alben lagen einige Fotografien aus späterer Zeit. Ein Hochzeitsbild mit einem jungen Bräutigam, der die Haare mit

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