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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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es nichts Interessantes mehr. Steuerbescheide, Geburtsurkunde, einige uninteressante Briefe, Quittungen und so weiter.«
    Er räumte den Sekretär wieder ein.
    »Wollen wir gehen?«
    Als sie auf den Weg einbogen, sahen sie, daß vor Folke Bengtssons Haus eine lange Reihe von Autos stand. Die Uhr zeigte jetzt halb zehn, und die Reporter waren auf die Beine gekommen.
    Kollberg gab Gas und fuhr schnell an der Schar der Journalisten vorbei auf die Landstraße hinaus. Dabei stellten sie fest, daß noch zwei weitere Polizeiwagen auf dem Hof standen, der jetzt mit einer Leine abgesperrt war.
    Auf dem Weg nach Anderslöv sprachen sie eine ganze Weile nichts. Schließlich sagte Martin Beck: »Auf dem einen Zettel schreibt er ›Du mußt kommen‹. Das deutet doch darauf hin, daß sie sich nicht bei ihr zu Hause trafen, oder was meinst du?«
    »Fragen wir Herrgott«, gab Kollberg zuversichtlich zurück. »Er weiß vielleicht was.«
    Herrgott Nöjd war sehr verblüfft über Martin Becks Fund. Er kannte keinen Kaj.
    In ganz Anderslöv gab es keinen, der so hieß. Das heißt, einen gab es, aber der war sieben Jahre alt und gerade zur Schule gekommen.
    Und soviel er wußte, hatte Sigbrit Märd am Donnerstagabend in der Konditorei in Trelleborg gearbeitet.
    Sie pflegte nicht vor elf nach Hause zu kommen, wenn sie Spätdienst hatte.
    »Er nennt sie Sigge«, murmelte er nachdenklich. »Ich habe nie gehört, daß jemand sie so genannt hat. Sigge, das hört sich albern an. Außerdem ist das ein Jungenname und paßt überhaupt nicht zu einer Frau wie Sigbrit.«
    Er starrte auf die hellblauen Zettel und kratzte sich im Genick. Dann fing er zu kichern an.
    »Überlegt mal, wenn sie sich mit ihrem Liebhaber auf und davon gemacht hätte. Dann könnten die da draußen so viel buddeln, wie sie wollen. Und Folke kann dann ein Kartoffelfeld aus dem ganzen Grundstück machen.«
    Ein schwacher Wind wehte von Süden, und unter Land war die Bucht glatt und spiegelblank, aber weiter draußen auf dem See zogen schnelle böige Windstöße dunkle Streifen über die ruhige Wasseroberfläche. Dort, wo die schrägen Strahlen der Nachmittagssonne nicht hinreichten, stieg feuchte Kälte aus dem sumpfigen Boden, und über dem Schilf am Ufer lag ein leichter Dunst.
    Es war der 11. November, ein Sonntag, und der Himmel war unverändert blau und wolkenlos. Die Uhr zeigte halb zwei, und die Sonne würde noch zwei Stunden wärmen, bevor die Dämmerung und mit ihr die Kälte des Abends kam.
    Auf dem Pfad an der südwestlichen Ecke des Sees kam eine Gruppe von Menschen. Sechs Frauen, fünf Männer und zwei Jungen im Alter von acht bis zehn Jahren. Alle hatten Gummistiefel an und die Hosenbeine in die Stiefelschäfte gesteckt, und die meisten trugen Rucksäcke’ oder Schultertaschen. Sie liefen schnell und im Gänsemarsch, denn der Weg durch hohes Schilfdickicht, Erlen und Haselsträucher war zu schmal, als daß zwei Personen nebeneinander gehen konnten. Alle hatten wegen des aufgeweichten Bodens den Blick auf den Weg gerichtet.
    Als sie ein Stück gegangen waren, lichtete sich das Dickicht, und der Steig führte an einem Koppelzaun mit vermoderten Pfosten und verrostetem Stacheldraht entlang. Auf der anderen Seite des Zauns lag braches Land, und hinter dem Acker begann ein dichter Nadelwald.
    Der Mann, der an der Spitze ging, blieb stehen und versuchte sich blinzelnd einen Überblick zu verschaffen. Er war schlank und ziemlich klein und wirkte eher wie ein Junge als wie ein Mann in den Fünfzigern. Das Gesicht war von der Sonne verbrannt und das Haar zerzaust.
    Es dauerte eine Weile, bis die anderen ihn eingeholt hatten und um ihn herumstanden.
    Ein großer Mann mit graumeliertem Bart traf mit langen, gemächlichen Schritten als letzter ein. Er hatte die Hände in die Taschen der Windjacke vergraben und sah den Kleinen fragend an »Was hast du jetzt erspäht? Wird es Zeit, die Richtung zu wechseln?«
    »Ich schlage vor, wir halten jetzt quer über das Feld auf die Tannen zu«, antwortete der Mann, der die Gruppe zu führen schien.
    »Aber dann kommen wir doch vom See weg«, wandte eine der Frauen ein.
    Sie hatte sich auf einem Stein niedergelassen, die Beine übereinandergeschlagen und eine Zigarette angezündet »Es war doch verabredet, daß wir um den See herumgehen. Aber du willst noch immer Gott weiß wohin. Außerdem bin ich hungrig. Wollen wir nicht bald was essen?«
    Die anderen stimmten ihr zu. Alle hatten Hunger und wollten die Rucksäcke

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