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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Pistole in der Hand hattest?«
    »Müßten sie eigentlich. Aber ich hatte kein Geschoß im Lauf. Das darf man ja nicht. Deshalb mußte ich ja auch erst durchladen, ehe ich selber schießen konnte.«
    Kollberg schielte zu Elofsson hinüber, der so aussah, als ob er nicht mehr ganz bei Bewußtsein sei. Die technische Untersuchung hatte ergeben, daß sowohl er wie auch Borglund eine Patrone im Lauf ihrer Pistolen gehabt hatten. Aber keiner von ihnen hatte geschossen, und was Elofsson betraf, so konnte man mit Sicherheit sagen, daß er nicht einmal die Pistolentasche aufgeknöpft hatte.
    »Sag mal«, fragte Hector, »ich habe gerüchteweise erfahren, daß Borglund tot ist. Stimmt das?«
    »Ja. Er starb heute in den frühen Morgenstunden. Hier im Krankenhaus.«
    »Schändlich.«
    Kollberg nickte. »Ja«, bestätigte er, »das ist nicht schön.«
    »Ich habe ihn gar nicht gesehen, als das alles passierte. Er war hinter mir. Er muß als erster getroffen worden sein.«
    »Ich habe ihn gesehen«, murmelte Elofsson undeutlich. »Er kam angekrochen, als du diesen Banditen erschossen hattest.
    Er hat dann Alarm durchgegeben. Und er hat mir geholfen. Aber er war verletzt, das merkte man. Ist Gustav tot?«
    Kollberg sah, daß Elofsson zusehends an Kraft verlor, aber es gab noch einige Fragen, die er stellen mußte.
    »Wißt ihr, ob beide Männer auf euch geschossen haben?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete Elofsson. »Als es geschah, war ich sicher, daß beide auf uns schössen. Denn es hat ja einer hinter mir rumgeknallt. Aber jetzt begreife ich, daß es der Kollege hier, David, gewesen sein muß.«
    Kollberg wandte sich wieder an Hector und fragte: »Was sagst du dazu?«
    »Ich weiß mit Sicherheit nur, daß der lange dunkelhaarige Kerl auf Emil und mich geschossen hat, als wir schon am Boden lagen. Und dann habe ich ihn erschossen. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Aber Emil hat nicht das Bewußtsein verloren.«
    »Nein«, bestätigte Elofsson matt, »ich sah, wie der, der auf mich geschossen hat, die Arme hochwarf und in sich zusammensackte, sozusagen. Dann hörte ich, wie ein Auto erst zurücksetzte und dann mit quietschenden Reifen davonraste.«
    »So daß also keiner von euch mit Sicherheit sagen kann, ob der Bursche mit den hellen Haaren geschossen hat oder auch nur eine Schußwaffe hatte?«
    »Nein«, antwortete Hector. »Ich habe nichts Derartiges gesehen.« Elofsson sagte nichts, er schien in einen Dämmerschlaf gefallen zu sein. Kollberg blickte Hector eine Weile an. Er formulierte eine Frage, drückte sie aber nicht mit Worten aus.
    Hast du öfter solche Vorahnungen? Daß du erst die Pistole ziehst und dann fragst?
    Aber er stellte sie nicht. Jetzt war nicht der richtige Augenblick dafür.
    »Auf Wiedersehen, Kameraden«, verabschiedete er sich. »Und gute Besserung, soweit das möglich ist«
    Auf dem Weg hinaus versuchte er, den Stationsarzt zu sprechen.
    »Er operiert«, teilte ihm die Krankenschwester mit.
    »Und dieser Doktor Aklam…«
    »Aztazkanzakerski. Er operiert ebenfalls. Was wollen Sie denn wissen?«
    »Mir schien, daß es Elofsson nicht gut geht.«
    »Er ist noch schwach. Aber er steht nicht mehr auf der Liste der kritischen Fälle. Die werden beide durchkommen, auch wenn…«
    »Ja?«
    »Es handelt sich um schwere Schäden. Keiner von beiden wird vielleicht wieder völlig gesund.«
    Kollberg schüttelte sich. »Traurig«, sagte er.
    »Man muß versuchen, die Dinge von der besten Seite zu sehen«, entgegnete sie.
    »Vielleicht. Auf Wiedersehen.«
    Das Gespräch war sowohl nützlich als auch anregend gewesen.
    Im Polizeigebäude in Malmö biß Per Mänsson ein Stück von dem Zahnstocher ab, auf dem er nachdenklich herumgekaut hatte, warf die beiden Stücke in den Papierkorb und sagte: »Schöne Scheiße. Da haben wir also im ganzen Land drei Tage lang nach dem falschen Auto gesucht. Falsche Marke. Falsche Farbe, falscher Buchstabe und falsche Nummer. Was kann man mehr erwarten?«
    »Woran ist Borglund gestorben?« fragte Kollberg.
    »Er wurde in Zusammenhang mit dem Schußwechsel getötet«, antwortete Mänsson todernst. »So wird es in den Zeitungen stehen.«
    Er nahm einen neuen Zahnstocher aus der Brusttasche und entfernte langsam das Zellophanpapier.
    »Mir ist es gerade auf einen Zettel geschrieben worden, damit es keine Mißverständnisse gibt.«
    Er gab den Zettel Kollberg, und der las:
    Polizeiassistent Gustav Borglund, 37, starb heute morgen an den Verletzungen, die er sich im

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