Der Polizistenmörder
Zusammenhang mit dem Schußwechsel zwischen der Polizei und zwei bewaffneten Desperados in Ljunghusen zuzog. Zwei weitere Polizeibeamte wurden bei dem gleichen Vorfall schwer verletzt. Deren Zustand ist jedoch den Umständen entsprechend zufriedenstellend.
Kollberg legte das Papier auf den Tisch.
»Woran ist er wirklich gestorben?«
Mänsson starrte mit unergründlicher Miene aus dem Fenster.
»Er wurde von einer Wespe gestochen!«
Mänsson und Kollberg wurde Feuer unter den Hintern gemacht. Stig Malm saß ihnen den ganzen Mittwochnachmittag über im Nacken; ihr einziger Trost war, daß der Chef des taktischen Kommandos in Stockholm blieb und sich damit begnügte, seinem Stab per Telefon auf die Nerven zu fallen.
Wie geht es weiter?
Habt ihr das Auto gefunden?
Ist der Polizistenmörder identifiziert?
Und dann die überwältigende Frage: »Warum tut ihr nichts?«
Die wurde an Mänsson gestellt, doch der ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
»Oh, wir tun eine ganze Menge.«
Kollberg beobachtete ihn über den Schreibtisch und bewunderte seine Ruhe. Mänsson kaute ungestört auf seinem Zahnstocher, während Malm weiter in den Hörer plapperte.
»Nachdem wir endlich einiges Material bekommen haben, mit dem etwas anzufangen ist«, setzte Mänsson hinzu.
Und einen Augenblick später: »Nein, tu das nicht. Es ist sicher besser, daß die Fahndung zentral geleitet wird, daß jemand alle Fäden in der Hand hält. Ja, wir melden uns.«
Mänsson legte auf.
»Er droht, hierherzukommen. Wenn die verdammten Flugverbindungen klappen, können wir ihn in zwei Stunden hier haben.«
»Nein«, wehrte Kollberg ab. »Alles, nur das nicht.«
»Ich glaube nicht, daß er es so ernst gemeint hat. Er fliegt nicht gern, das weiß ich von früher her.«
Mänsson behielt recht. Malm zeigte sich nicht, und am Donnerstagmorgen ging es richtig los.
Kollberg hatte nach einem ungenießbaren Abendbrot in einem Restaurant, das ihm als billig empfohlen worden war, unruhig geschlafen. Als er erwachte, dachte er neidvoll an Martin Beck, der wahrscheinlich im Gasthaus fürstlich gegessen hatte und nun mit Nöjd zusammensaß und über den Fall Sigbrit Märd nachdachte.
Dann aß er im Hotel eine doppelte Portion Schinken und Eier und war daraufhin besserer Laune, als er die große kupferne Tür des Polizeigebäudes aufstieß und zu Mänssons Büro im ersten Stock hinaufstieg, um die neueste Entwicklung des Falles zu erfahren. Auf dem Weg dahin hatte er auf den Titelseiten aller Zeitungen das Wort POLIZISTENMORD gesehen.
»Guten Morgen«, begrüßte ihn Mänsson, »ich wollte dich nicht beim Frühstück stören, aber jetzt wissen wir, wer es war, der auf Hector und Elofsson geschossen hat.«
»Wer?«
»Er hieß Krister Paulson. Die zentrale Fingerabdruckkartei hat schließlich die richtige Karte gefunden. Hat die Schuld wie gewöhnlich auf eine Nachlässigkeit der Gomputerabteilung geschoben.«
Nachlässigkeit beim Computer. Kollberg seufzte. Seit die Polizei zentralisiert worden war, war sein Dasein mit solchen Unannehmlichkeiten angefüllt gewesen.
»Außerdem haben wir den Wagen gefunden. Der ist einfach hinter ein paar alten Schuppen bei einem Bauern in der Nähe von Vellinge abgestellt worden. Der Bauer meint, daß er da schon seit Sonntag gestanden hat, aber er hat geglaubt, daß es nur so eine alte Karre war, die jemand da hingestellt hat, um sie loszuwerden. Er hat natürlich unsere Fahndung in der Zeitung gelesen, aber es war ja die falsche Marke, die falsche Farbe und eine falsche Nummer. Benny ist runtergefahren und kümmert sich um den Schlitten. Es wird nicht lange dauern, dann haben sie ihn hierher abgeschleppt.«
»Mmm«, machte Kollberg.
Im ganzen Land standen alte Autowracks herum, die die Leute einfach irgendwo stehenließen. Das war die weitaus billigste und einfachste Art, ein ausgedientes Auto loszuwerden.
»Was wissen wir über diesen Krister Paulson?« fragte er.
»Eine ganze Menge. Er ist neulich erst aus einer Haftanstalt freigelassen worden. Vierundzwanzig Jahre alt und schon mit einem langen Vorstrafenregister. Er stammt ursprünglich aus Mittelschweden, scheint sich aber längere Zeit hier aufgehalten zu haben.«
»Und nun ist er also tot?«
»Ja. Hector hat ihn ja tödlich getroffen. Notwehr muß man wohl sagen.
Noch wissen wir nicht viel mehr über ihn. Es gab eine Aktennotiz eines Psychiaters, die besagte, daß er ein neurotischer Typ war…« Mänsson blickte auf einen der Zettel, die vor ihm
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