Der Polizistenmörder
gehen, Benzin stehlen und hinaus aufs Land fahren sollte. Dann konnte er auf dem Rücksitz schlafen. Aber er erinnerte sich an die kalte Nacht vor drei Tagen, und außerdem war es noch zu früh.
Außer den Milchbrötchen hatte er zwei warme Würstchen und ein Päckchen Zigaretten gekauft, aber er hatte immer noch neunzehn Kronen übrig.
Am Ringvägen ging er in eine Konditorei, in der er noch nie gewesen war. Er bestellte Kaffee und zwei Käsebrote und setzte sich an einen Tisch, der nahe an der Heizung stand.
Als er die Tasse hob, um den ersten Schluck Kaffee zu trinken, hörte er eine Stimme hinter sich.
»Nanu, ist das nicht Kasper? Du hast dir die Wolle scheren lassen, deshalb habe ich dich nicht gleich erkannt.«
Er stellte die Tasse hin und blickte sich um.
Er mußte erschreckt ausgesehen haben, denn das Mädchen, das an dem Tisch hinter ihm saß, sagte: »Brauchst keine Angst zu haben. Ich bin es, Maggan. Du erinnerst dich doch an mich?«
Natürlich erkannte er sie. Maggan war einige Jahre lang die Freundin seines besten Freundes gewesen, und er hatte sie gleich am ersten Tag getroffen, als er vor beinahe drei Jahren nach Stockholm gekommen war. Sie hatte mit seinem Kameraden vor einem halben Jahr Schluß gemacht, und der war danach zur See gegangen; seitdem hatte Kasper Maggan nicht mehr gesehen.
Aber sie war ein nettes Mädchen, und er mochte sie.
Sie setzte sich an seinen Tisch, und sie sprachen eine Weile von alten Zeiten, und schließlich entschloß sich Kasper, ihr von seinem Problem zu erzählen. Er schilderte den Hergang vom Anfang bis zum Ende, so wie es sich zugetragen hatte. Maggan hatte die Zeitungen gelesen und verstand sofort, in welcher Schwierigkeit er sich befand, und als er seinen Bericht beendet hatte, sagte sie: »Armer Kerl. Das ist ja nicht zu fassen. Eigentlich müßte ich dir raten, zur Polizei zu gehen und denen zu erzählen, wie es wirklich gewesen ist, aber das tue ich nicht, denn ich traue diesen Banditen nicht.«
Sie überlegte einen Moment, während Kasper schweigend dasaß und wartete. Schließlich entschied sie: »Du darfst bei mir wohnen. Ich habe jetzt eine Wohnung draußen in Kransen. Mein Freund wird natürlich nicht sehr erbaut davon Sein, aber er steht mit der Polizei auch nicht auf gutem Fuß und wird schon begreifen. Und außerdem ist er nett, auch wenn es nicht gleich jeder merkt.«
Kasper fand nicht die richtigen Worte, um seine Erleichterung und seine Dankbarkeit auszudrücken, aber er sagte: »Du bist ein richtig feines Mädchen, Maggan, der Ansicht war ich schon immer.«
Maggan bezahlte auch noch seine Rechnung, und dann gingen sie beide zur Skeppsbron, um den Wagen zu holen.
»Es wäre gefährlich, wenn du in dieser Situation einen Zettel an die Scheibe bekommst«, warnte sie. »Und ich habe Geld für Benzin, du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen.«
Dann fuhren sie zum Midsommarkransen, Maggan lenkte den Wagen, und Kasper sang auf dem ganzen Weg aus vollem Hals.
Herrgott Nöjd fuhr hinter dem rechten Ohr mit dem Zeigefinger gegen seinen Hut, so daß dieser nach vorn über das linke Auge rutschte. Er sah aus wie Huckleberry Finn, allerdings fünfunddreißig Jahre älter.
»Heute gehen wir raus und schießen uns einen Fasan. Den verspeisen wir zusammen. Ich kann verdammt gut kochen. Das ist einer der Vorteile des Junggesellenlebens. Man lernt, feine Mahlzeiten zuzubereiten.« Martin Beck murmelte etwas.
Als Koch eignete er sich überhaupt nicht. Vielleicht lag das daran, daß er zu spät Junggeselle geworden war. Wahrscheinlich nicht. Sobald er versuchte, sich um den Haushalt zu kümmern, hatte er das dumme Gefühl, zwei linke Hände zu haben.
»Und wo wollen wir den schießen? Hast du eine Jagd gepachtet?«
»Man hat doch Freunde. Wir können uns als eingeladen betrachten. Du kannst von mir Stiefel leihen. Eine Büchse auch, ich habe zwei.« Nöjd kramte lächelnd zwischen den Papieren auf seinem Schreibtisch. »Wenn du es nicht vorziehst, deinem Herzen in einem Gespräch mit Folke Luft zu machen«, fügte er hinzu.
Martin Beck zuckte die Achseln. Die Verhöre mit Folke Bengtsson waren in ein Stadium vollkommener Stagnation geraten. Ungefähr so wie beim Schachspiel, wenn beide Spieler nur noch ihre Könige und jeder einen Springer auf dem Brett übrig haben.
»Ich habe hier eine interessante Sache gelesen«, fuhr Nöjd fort und zog eine ausländische Polizeifachzeitschrift hervor. »In Dayton, Ohio, einer Stadt, die etwa so groß wie
Weitere Kostenlose Bücher