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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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meinem Sohn.«
    »Ist es neu? Er wird gut verdienen, wenn er sich eine derartige Maschine leisten kann. Was ist er von Beruf?«
    »Senhor, Sie müssen gehen. Ich muss arbeiten, meine Frau muss arbeiten. Auf Wiedersehen!« Er nickte unterwürfig, dann schloss
     er die Haustür. Dahinter wurde es laut. Nicolas wartete an die Motorhaube des Wagens gelehnt und sah Perúss zu, der mit der
     Nase am Boden durch den Garten schnürte.
    In der Haustür erschien Dona Elisabeth. »Senhor Ollmann! Bleiben Sie! Mein Mann spricht, ob will oder nicht, er muss!« Sie
     ging zurück ins Haus und ließ Nicolas verdutzt stehen. Sie hatte deutsch gesprochen. Dann zerrte sie ihren widerstrebenden
     Gatten ans Licht. »Seu Chico hat uns gut behandelt, Ihr Onkel, also behandeln wir auch den Neffen gut. Ist das klar, Antão?«,
     sagte sie scharf an ihren Mann gewandt. »Sprich mit ihm, jetzt, sofort!
Fale come ele, fale com o Senhor, agora mesmo!
«
    Pacheca wand sich noch. »Ich kriege Schwierigkeiten . . .«
    »Wer sollte Ihnen die machen?«
    »Ich habe selbst gekündigt . . .«
    |249| »Das ist kein Grund für Schwierigkeiten.«
    »Ich habe eine Abfindung bekommen«, druckste er. »Ich kann das nicht zurückzahlen.«
    »Sie sollen nichts zahlen. Sie sollen für mich arbeiten. Was ist hier eigentlich los? Wer hat Ihnen die Abfindung gezahlt?«
    »Die Quinta, Gonçalves, dreimal so viel wie vom Gesetz vorgeschrieben.«
    »Haben Sie wirklich selbst gekündigt?« Wenn Nicolas’ Vermutung stimmte, hatten andere ihn rausdrängen wollen, möglicherweise
     sogar, um Nicolas die Möglichkeit zur Verständigung zu nehmen. »Vor oder nach dem Tod meines Onkels?«
    »Kommen Sie, kommen Sie ins Haus. Wir sind einfache Leute, wir haben nicht viel. Wollen Sie Kaffee?« Dona Elisabeth lächelte
     zum ersten Mal, dabei ließ sie ihren Mann nicht aus den Augen, damit er es sich nicht anders überlegte, sich verdrückte oder
     schwieg.
    Man setzte sich in die Küche, nachdem Dona Elisabeth die Stühle abgewischt hatte. Nicolas wiederholte seine Frage: »Wann haben
     Sie gekündigt?«
    »Vier Tage später, nach der Beerdigung . . .«
    Da war auch Otelo verschwunden.
    Pacheca berichtete schleppend, ließ sich jedes Wort aus der Nase ziehen, wenn er allzu einsilbig wurde, trieb seine Frau ihn
     voran. Pacheca erzählte, dass er nichts von Friedrichs Herzkrankheit bemerkt hatte. Er selbst hätte nie ein Wort darüber verloren,
     auf der Quinta hatten sie in letzter Zeit nur »hinter vorgehaltener Hand« darüber geredet. Pacheca freute sich, dass er den
     Ausdruck noch kannte. Alle waren von Friedrichs Tod überrascht und entsetzt gewesen, weil auch niemand wusste, wie es weitergehen
     würde.
    »Gonçalves hat gesagt, dass es unmöglich ist, woanders eine so gut bezahlte Arbeit zu finden. Wir sollen die Abfindung |250| annehmen, außerdem fiele das Geld weg, das meine Frau bekam, wenn sie Dona Firmina mit den Gästen geholfen hat.« Gonçalves
     hätte gemeint, die deutschen Erben würden verkaufen und alle würden entlassen. Es gäbe bereits einen Interessenten. Roberto
     hätte alles bestätigt.
    »Der Mann von Dona Firmina? Ging es dabei um die Quinta do Andrade?«, fragte Nicolas, der an die Männer im Weinberg dachte.
    »Gonçalves hat keinen Namen genannt. Aber er hat mir geraten, dass ich schnell kündigen soll. Nur solange kein anderer Besitzer
     da wäre, könne er mir die Abfindung zahlen«, fuhr er fort. »Ich sollte mich nicht auf der Quinta blicken lassen und nicht
     mit den Kollegen reden. Das musste ich Gonçalves versprechen. Wir draußen wussten nie genau, was auf der Quinta passierte.
     Wir haben unsere Anordnungen von Ihrem Onkel und von Seu Otelo bekommen, nachdem Bernardo, der alte Verwalter, in Pension
     gegangen ist. Beide kamen zu uns raus und haben die Aufgaben besprochen. Gonçalves haben sie nie geschickt. Bernardo hat nie
     auf uns herabgesehen wie Gonçalves. Seit der da war, hat sich auch Roberto aufgespielt. Wir waren die Arbeiter, sie die Angestellten.
     Vorher war das anders.«
    »Wie gut kannten Sie Seu Otelo?«
    Pacheca sah seine Frau an, ihr Blick veranlasste ihn zum Weiterreden. »Ja, natürlich.«
    »Was soll das heißen? Gut oder schlecht? Wissen Sie, wo er sich gegenwärtig aufhält?« Nicolas blickte zu Dona Elisabeth.
    »Nein.«
    Dona Elisabeth zeigte keine Regung, also wusste er es tatsächlich nicht.
    »Sind Sie gut mit ihm ausgekommen?«
    »
Uma alma de pessoa
«, mischte sich Dona Elisabeth ein.
    »Eine Seele

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