Der Portwein-Erbe
gewinnen . . .«
»Wie du willst«, sagte Happe, »dann bleibt mir nur die Rolle als Bodyguard. Stell dich darauf ein, ich werde mich nachts vor
deiner Zimmertür zusammenrollen. Aber beschwere dich nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte.«
|318| »Heute ja, aber ab morgen liegt da der Hund.«
»Wenn er durchkommt . . .«
Beim Essen erzählte Nicolas von Carlos, vom Vertrag und der feindseligen Haltung der Mitarbeiter. Als sie über seinen Ausflug
zu den
mortórios
und den Lokaltermin am nächsten Tag diskutierten, unterbrach sie das Brummen des Mobiltelefons. Der Tierarzt informierte
sie, dass sich der Zustand des Hundes stabilisiert habe und Hoffnung bestehe, dass er es schaffen würde. Diese Nachricht hob
die Stimmung der beiden Freunde, denn Happe, den sonst wenig beeindrucken konnte, verfiel wegen der Schwierigkeiten zusehends
in Trübsal, und auch der rote Foral von Caves Aliança, eine Grande Escolha von 1991, besserte seine Laune kaum. Nicolas hielt
einen Vortrag über den Wein, über sein Alter, das man an der Braunfärbung erkennen konnte. Diesen Wein hatte die lange Lagerung
sehr geschmeidig gemacht.
Nach dem Essen rief einer der Versicherungsleute an. Nicolas verabredete sich für den nächsten Tag um zehn Uhr im »Vintage
House«, der Rahmen musste sein.
Am späten Nachmittag war Gonçalves noch immer nicht aufgetaucht, auch Dona Firmina und Lourdes wussten nicht, wo er steckte.
Beide hatten ihn seit einem Tag nicht mehr gesehen. Nicolas glaubte ihnen. Gonçalves war weder zu Hause noch meldete er sich
unter seiner Mobilnummer. Happe hätte liebend gern ein Schläfchen gemacht, aber Nicolas ließ ihm keine Ruhe.
»Du musst mich nach Peso da Régua bringen. Pacheca weiß womöglich, wer nach meinem Sturz den Auftrag gegeben hat, die Treppe
so eilig zu reparieren. Vielleicht kommen wir auf diesem Weg an die, die mich vertreiben wollen. Außerdem brauche ich wieder
einen Wagen.«
Er fühlte sich zunehmend unter Druck. Am liebsten hätte er alle Probleme, die nichts mit dem Wein und der Arbeit auf der Quinta
zu tun hatten, vor Otelos Eintreffen gelöst. Auch für das größte Problem hatte er keine Lösung. Was |319| sollte er machen, wenn er wusste, wer hinter den Anschlägen steckte und sie ausgeführt hatte? Er fand nichts, womit er hätte
zur Polizei gehen konnte, keinen Beweis, es sei denn, er würde Gonçalves dazu bringen, dass er auspackte. Aber der war abgetaucht.
Wovor hatte der Verwalter Angst? Ohne Zeugen und entsprechende Aussagen würde Nicolas sich mit lächerlichen Indizien rumschlagen.
Pacheca wusste von nichts, aber zumindest kannte er die Tischlerei, die normalerweise für Chico Alemão gearbeitet hatte, und
gab Nicolas die Adresse.
»Ab morgen sind Sie wieder auf der Quinta«, sagte Nicolas zum Abschied. »Ich brauche Sie.« Pacheca fiel ihm beinahe um den
Hals, Nicolas hatte einen Freund gewonnen.
Die Tischlerei hatte bereits geschlossen. Auf dem Rückweg fuhr Nicolas an der Tankstelle vorbei, wo er überfallen worden war,
sprach mit dem Tankstellenbesitzer und ließ sich anschließend von Happe zur Polizei bringen, um sich nach dem Stand der Ermittlungen
zu erkundigen. Der Geländewagen war nirgends aufgetaucht, und auf die Täter gab es keinerlei Hinweise. Nicolas war überzeugt,
dass nichts unternommen worden war, auch der Tankstellenbesitzer war nicht befragt worden. Was sollte die Polizei anderes
tun, als den Wagen als gestohlen zu melden? Da stand er dann mit vielen anderen in einer Liste. Nicolas ließ sich ein Protokoll
aushändigen, das er der Leasingfirma schicken musste. Im Vertrag war ein Selbstbehalt von 2 000 Euro angegeben. Diese Zahl
machte ihm drastisch klar, dass er lediglich Kosten verursachte. Er würde alles aus eigener Tasche bezahlen müssen, denn wenn
sich nichts änderte, würde er die Quinta in die Pleite treiben.
Sie kamen am frühen Abend mit zwei Autos zurück. Nicolas hatte von der Mietwagenfirma zwar keinen Fiat bekommen, wie Happe
ihn fuhr, aber sein neuer Seat war ebenfalls knallrot. Zwei so ähnliche Wagen würden für Verwirrung sorgen, besonders wenn
sie sie tauschten. Sollte |320| man ihn beobachten, würde keiner wissen, wer von ihnen unterwegs war. Und in zwei Tagen würde auch Nicolas einen Fiat bekommen
und damit die Verwirrung perfekt machen.
Happe verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete die Autos. »Der wievielte Wagen ist das, seit du hier bist?«
»Mein
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