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Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)

Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)

Titel: Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Simon
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намокли уши
кошка хочет скулить
ей, как и собаке, хоть кто-то да нужен.
    ночные снайперы
    Sie legte ihren Kopf zwischen die Knie der Frau am Eingang. Sie hatte es selbst nicht fertiggebracht, das mit Blumen bunt bedruckte Tuch um ihren Kopf zu legen, es war zu klein. Sie waren so spät angekommen, Irina und die Hausherrin, dass nur noch das kleinste Tuch übrig war. Was musste sie auch so einen aufgeblasenen Wissenschaftskopf auf dem zu dünnen Hals tragen. Ein Kindertüchlein quasi. Hätte sie doch selbst eines zur Hand gehabt. Doch sie hatte keines eingepackt, sie hatte auch nicht damit gerechnet, sich selbst nicht zugetraut, in die Kirche zu gehen. Was hatte sie auch Angst vor Läusen aus dem fremden Tuch, doch die Mutter, dieses Jahr hatte sie ihr am achten März keine Blumen gebracht, Gott, gib ihrer Seele Ruhe, hatte gemeint, dass die Kirche immer Rat wisse. So blieb ihr nur das letzte übrige Tuch und ihr Kopf zwischen den Knien der alten Frau, die hier auch die Kerzen verkaufte, und schließlich schaffte es diese, das Tuch notdürftig eng zu verknoten in ihrem Nacken, denn am Kinn war es nicht möglich gewesen, dass es um Irinas Schädel spannte. Sie hielt Irina Kerzen hin, die sie doch kaufen sollte. Ihre Mutter hatte die Stadt nicht gemocht, hatte die Stadtkirchen nicht gemocht. Einst hatten sie bei der Heimfahrt von einem Stadtausflug Smetana in einem Supermarkt gekauft, die Mutter fand sie so dünn, dass sie meinte, es sei nicht richtig, was auf dem Etikett stehe, es müsse Kefir sein. Die Smetana war bei ihrer Mutter, am elterlichen Hof, dick wie Butter. Die Subsistenzwirtschaft, der die Eltern nachgegangen waren nach dem Ende der Sowjetunion, war Irina heute undenkbar. Was würde sie wohl machen, hätte sie so ein Leben bald nötig? Als wäre sie fähig, Erde umzugraben. Schaffte sie es doch kaum, einen Körper aus dem Wasser zu ziehen. Sie waren früh losgefahren von zu Hause. Wie alt mochte sie wohl gewesen sein? Sie erinnerte sich nicht mehr an die Zahl. Sie wusste nur, dass sie keine Angst mehr vor der unbefleckten Empfängnis hatte, wie sie sie aus den Albträumen als Kind kannte, denn wie würde sie es ihren Eltern erklären? Sie hätten sie verlacht, vielleicht auch geschlagen. Für das unzüchtige Verhalten, das sie ihr ebenso unterstellt hätten wie die Lüge. Für eine Marienausrede hätte man es gehalten. So etwas konnte es nur einmal geben und der Vorwand war bereits gebraucht worden, verbraucht für alle Zeit. Doch sie kontrollierte immer wieder den Herzschlag, den sie in ihrem Bauch fühlte, hatte Angst, dass er bald anschwellen würde. Bis sie eines Tages feststellte, dass das Pulsieren von ihrer eigenen Hauptschlagader im Bauch kam. Aber sie war auch nicht alt genug, um die zu diesem Konstrukt, diesem gedanklichen Furchtpalast, dem Luftkerker, in den sie das Landleben bei den Eltern gesetzt hatte, gehörende Unbeflecktheit verloren zu haben. Sie waren noch kurz vor Sonnenaufgang, als das Tschernobylkraut in der Nase juckte, aus dem Haus gegangen und waren in das Auto gestiegen. Sie, ihre Mutter, ihre Schwester. Der Vater war zu Hause geblieben. Er hatte viel von Frömmigkeit und wenig von der Kirche gehalten. Und das war, was sie zuallererst in der Stadt zu erledigen hatten: in die Kirche zu gehen. Auch wenn die Mutter die Stadtkirchen, weil sie ihr übertrieben ausgeschmückt schienen, nicht mochte, so hielt sie doch mehr von dem Popen, der dort die Gottesdienste hielt. Danach gingen sie erst in den Zirkus. Ihre Mutter hätte sie wohl nie mit ungewaschenem Gehirn unter die Leute gehen lassen wie die Vermieterin, dachte sie nun, immer noch vor der Babuška kniend. Die Mutter hatte immer gebetet, dass Irina einen ordentlichen Mann finden möge, die Baba, die sie hierher gebracht hatte, tat das sicher auch. Die Kirche weiß Rat, hörte sie die Stimme ihrer Mutter im Kopf, widerhallend, wie durch leere Räume. Räume, die Irina geleert hatte, als sie der Wissenschaft den Vorzug gab. Der Vater hätte sie verstanden, hätte er über dasselbe Wissen verfügt.
    Sie hatte sich für den Zirkusbesuch mit Taras verabredet, der in die Stadt gezogen war. Auch der Vater, dachte sie, war wesentlich älter gewesen als die Mutter und starb trotz seines Lebenswandels erst mit dreiundneunzig, weil ihre Mutter, seine bereits dritte Frau, ihn ausgesperrt hatte und er betrunken auf der Straße erfroren war. Mit Anatol wäre es anders gewesen

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