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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Fingerabdrucken war der Laster innen wie außen bepulvert und bedampft worden. Sogar einen Speziallaser hatte man vom Hauptquartier der Staatspolizei in Richmond gebracht, doch sooft Simon etwas fand, stammte der Abdruck von jemand anderem. Von jemandem, den sie bereits zuordnen konnten. Pettis’ Abdrücke kannte sie mittlerweile auswendig.
    Er hatte den Nachteil, dass seine Fingerabdrücke ausschließlich Bögen aufwiesen, eine der seltensten Zusammensetzungen überhaupt; außerdem hatte er eine winzige Narbe auf dem Daumen, durch die er seinerzeit wegen Autodiebstahls hatte verurteilt werden können. Gauner mit Narben auf den Fingern waren die besten Freunde eines Spurensicherungsexperten.
    Budizinskis Abdrücke waren einmal aufgetaucht. Er hatte den Finger in eine Lösung gesteckt und danach gegen ein Stück Sperrholz gepresst, das hinten auf dem Laster mitgeführt wurde. Der Abdruck war so perfekt, als hätte Simon ihn persönlich abgenommen.
    Alles in allem gab es dreiunddreißig brauchbare Abdrücke, und sie suchte noch immer nach dem vierunddreißigsten, nach dem Siegestreffer. Mitten in dem Kastenwagen sitzend, sah sie sich im Inneren um. Jede Stelle, an der man vernünftigerweise einen Abdruck vermuten konnte, hatte sie bereits überprüft. Jeden Winkel des Fahrzeugs hatte sie mit dem Handlaser durchleuchtet. Langsam gingen ihr die Ideen aus, wo sie noch suchen konnte.
    Zum zwanzigsten Mal vollzog sie die Bewegungen der Männer nach : wie sie den Laster beluden, wie sie ihn fuhren -der Rückspiegel war ein idealer Platz für Abdrücke –, wie sie mit der Ausrüstung hantierten, die Flaschen mit Reiniger heraushoben, die Schläuche auszogen, die Türen öffneten und schlössen. Simons Aufgabe wurde durch den Umstand erschwert, dass Fingerabdrücke dazu neigen, mit der Zeit zu verschwinden. Das hängt von Oberfläche und Umfeld ab. In feuchter und warmer Umgebung halten sie sich am besten, in trockener und kühler am schlechtesten.
    Sie öffnete das Handschuhfach und ging zum wiederholten Male den Inhalt durch. Jedes Stück war bereits verzeichnet und bepulvert worden. Müßig blätterte sie das Wartungsbuch des Lasters durch. Lila Flecken auf dem Papier erinnerten sie daran, dass der Ninhydrinvorrat im Labor zur Neige ging. Die Seiten waren abgegriffen, obwohl der Wagen äußerst wenig Pannen gehabt hatte, seit er vor drei Jahren in Betrieb genommen worden war. Offenbar achtete die Firma auf konsequente Wartung. Jeder Eintrag war gewissenhaft beschrieben und datiert. Die Firma unterhielt ein eigenes Wartungsteam.
    Als sie die Seiten durchsah, sprang ihr ein Eintrag ins Auge. Alle anderen waren entweder mit »G. Henry« oder »H. Thomas« bestätigt worden, beide arbeiteten als Mechaniker bei Metro. Dieser Eintrag jedoch war mit »JP« abgezeichnet. Jerome Pettis. Er gab an, dass der Wagen zu wenig Öl hatte und ein paar Liter nachgefüllt wurden. All das war kaum besonders aufregend, abgesehen vom Datum. Es war der Tag, an dem Sullivans Haus gereinigt worden war.
    Simon atmete heftiger, als sie mit gekreuzten Fingern aus dem Wagen stieg. Sie öffnete die Haube und ließ den Blick bedächtig über den Motor gleiten. Mit der Lampe leuchtete sie darüber, und in weniger als einer Minute fand sie, wonach sie suchte. Ein öliger Daumenabdruck prangte seitlich am Flüssigkeitsbehälter für die Scheibenwischanlage. Genau dort stützte man sich ab, wenn man sich vorbeugte, um den Öldeckel zu öffnen oder zu schließen. Mit einem Blick erkannte sie, dass es sich um keinen Abdruck von Pettis handelte. Ebenso wenig von einem der Mechaniker. Sie holte eine Karteikarte mit Budizinskis Fingerabdrücken darauf. Zu neunundneunzig Prozent war sie überzeugt, dass er nicht von ihm stammte, und sie sollte recht behalten. Sorgsam bepulverte sie den Abdruck und nahm ihn ab, füllte eine Karte aus und rannte beinahe den ganzen Weg zu Franks Büro. Sie erwischte ihn mit Hut und Mantel, die er sogleich wieder ablegte.
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, Laurie.«
    »Frag doch Pettis, ob er sich erinnern kann, dass Rogers an dem Tag das Öl nachgefüllt hat.«
    Frank rief bei der Reinigungsfirma an, doch Pettis hatte für heute bereits Feierabend gemacht. Bei ihm zu Hause ging niemand ans Telefon.
    Simon betrachtete die Abdruckskarte, als handle es sich um das wertvollste Juwel auf Erden. »Lass gut sein. Ich vergleiche ihn mit unseren Aufzeichnungen. Wenn’s sein muss, bleibe ich die ganze Nacht. Wir können Fairfax

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