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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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eilte den Flur entlang zu einer Telefonzelle und packte sich sämtliche Telefonbücher der Umgebung. Zuerst versuchte er es mit Washington; überraschenderweise gab es dort niemanden dieses Namens. Dann folgte Virginia Nord. Hier waren drei Luther Whitneys aufgeführt. Er rief bei der Staatspolizei von Virginia an, wo er alte Bekannte hatte. Über den Computer wurde auf die Abteilung für Kraftfahrzeuge zugegriffen. Zwei der Luther Whitneys waren zweiunddreißig beziehungsweise fünfundachtzig Jahre alt. Doch Luther Whitney, wohnhaft 1645 East Washington Avenue, Arlington, war am 5. August 1933 geboren, und die Sozialversicherungsnummer, die in Virginia zugleich als Führerscheinnummer verwendet wurde, bestätigte, dass es sich um den Mann handelte. Aber war er auch Rogers?
    Burton holte sein Notizbuch hervor. Frank war sehr zuvorkommend gewesen und hatte Burton die Ermittlungsakten durchsehen lassen. Dreimal läutete das Telefon, ehe Jerome Pettis den Hörer abnahm. Burton gab sich vage als einer von Franks Mitarbeitern zu erkennen und stellte die Frage. Fünf Sekunden verstrichen, während Burton sich bemühte, Ruhe zu bewahren und dem flachen Atem des Mannes am anderen Ende der Leitung lauschte. Die Antwort lohnte das kurze Warten.
    »Ja, verdammt, das stimmt. Der Motor hätte sich fast festgefressen. Irgendjemand hatte den Öldeckel nicht richtig zugeschraubt. Hab’ Rogers gesagt, er soll’s machen, weil er auf dem Ölkanister saß, den wir immer mithaben.«
    Burton dankte ihm und hängte auf. Er sah auf die Uhr. Noch blieb ihm Zeit, bevor er Frank informieren musste. Dass Luther Whitney sich nach dem Mord nicht in die Nähe seines Hauses gewagt hatte, war so sicher wie das Amen im Gebet. Doch Burton wollte eine bessere Vorstellung von dem Kerl gewinnen und vielleicht einen Hinweis darauf, wo er sich verkrochen haben konnte. Am besten war dies möglich, indem er sich dort umsah, wo Whitney gelebt hatte. Bevor die Bullen es taten. So rasch ihn die Beine trugen, lief er zum Wagen.
    Kalt und regnerisch war es wieder geworden; Mutter Natur spielte mit der mächtigsten Stadt auf Erden. Unerbittlich flogen die Scheibenwischer über die Windschutzscheibe. Kate wusste nicht genau, weshalb sie hier war. In all den Jahren hatte sie den Ort ein einziges Mal besucht. Damals saß sie im Wagen, während Jack hineinging, um ihrem Vater zu erzählen, dass sein einziges Kind und Jack heiraten wollten. Jack hatte darauf bestanden, obwohl sie behauptete, es wäre dem Mann sowieso egal. Offenbar hatte sie sich geirrt. Er war auf die Veranda getreten und hatte mit einem Lächeln zu ihr herübergeschaut. Aus seiner Haltung erkannte sie, dass er zögerte, sich ihr zu nähern. Er wollte ihr gratulieren, wusste aber nicht, wie er es angesichts der schwierigen Umstände anstellen sollte. Also schüttelte er Jack die Hand, klopfte ihm auf den Rücken und sah dann zu ihr herüber, als erwarte er ihre Zustimmung.
    Unnachgiebig hatte Kate den Blick abgewandt und die Arme verschränkt, bis Jack schließlich zurück in den Wagen stieg und losfuhr. Im Seitenspiegel beobachtete sie die kleine Gestalt, während sie wegrollten. Luther wirkte viel kleiner als in ihrer Erinnerung, geradezu schmächtig. In ihrem Gedächtnis würde ihr Vater auf ewig als ein gewaltiges Mal all dessen dastehen, was sie verabscheute und fürchtete, ein Klotz, der alles um sich herum ausfüllte und allein durch seine überwältigende Masse jedem den Atem raubte. Offensichtlich hatte ein solches Wesen nie existiert, dennoch weigerte sie sich, das zuzugeben. Doch obwohl sie sich vorgenommen hatte, an diesem Bild nie mehr zu rütteln, konnte sie nicht wegschauen. Mehr als eine Minute lang, während der Wagen beschleunigte, blieb ihr Blick auf das Spiegelbild des Mannes geheftet, der ihr das Leben geschenkt und später wieder genommen hatte, so wie das ihrer Mutter, mit grausamer Endgültigkeit.
    Während der Wagen davonfuhr, schaute er ihr weiterhin nach. Seine Züge verrieten eine Mischung aus Traurigkeit und Resignation, was sie überraschte. Doch sie erklärte sich das als einen weiteren seiner Tricks, ihr Schuldgefühle einzuflößen. Keiner seiner Handlungen konnte sie positive Aspekte abgewinnen. Er war ein Dieb. Er achtete das Gesetz nicht. Er war ein Barbar inmitten einer zivilisierten Gesellschaft. In seiner Brust war kein Platz für auch nur ein Quentchen Aufrichtigkeit. Dann waren sie um eine Ecke gebogen und das Bild war verschwunden, als hätte es an einem

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