Der Präsident
aus, als wäre er schon länger nicht hier gewesen.«
»Ja, Ma’am, ich weiß. Sie haben nicht zufällig eine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte? Er hat nicht versucht, mit Ihnen in Kontakt zu treten oder so?«
Kate dachte an Jack und seinen nächtlichen Besucher. »Nein.« Die Antwort kam rasch, ein wenig zu rasch für Burtons Geschmack.
»Es wäre besser, wenn er sich stellt, Ms. Whitney. Da draußen laufen eine Menge schießwütiger Streifenpolizisten herum.« Vielsagend zog Burton die Augenbrauen hoch.
»Ich weiß nicht, wo er ist, Mr. Burton. Mein Vater und ich ... wir standen uns ... lange Zeit nicht sehr nahe.«
»Aber jetzt sind Sie hier, und Sie wussten, wo er den Reserveschlüssel aufbewahrt.«
Ihre Stimme schwoll um eine Oktave an. »Ich habe heute zum ersten Mal einen Fuß in dieses Haus gesetzt.«
Burton studierte ihren Gesichtsausdruck und entschied, dass sie die Wahrheit sagte.
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie Sie ihn erreichen können?«
»Wieso? Ich will mit der ganzen Sache wirklich nichts zu tun haben, Mr. Burton.«
»Nun, in gewisser Weise haben Sie das bereits, Ms. Whitney. Sie sollten besser mit uns zusammenarbeiten.«
Kate packte ihre Handtasche und erhob sich.
»Hören Sie, Agent Burton, Sie können mir nichts vormachen, ich bin schon zu lange im Geschäft. Wenn die Polizei unbedingt ihre Zeit damit verschwenden will, mich zu befragen, ich stehe im Telefonbuch. Im Bundestelefonbuch unter Staatsanwälte. Auf Wiedersehen.«
Sie ging auf die Tür zu.
»Ms. Whitney?«
Im Zurückdrehen bereitete sie sich auf ein verbales Gefecht vor. Secret Service oder nicht, sie würde sich von dem Kerl keinen Unsinn erzählen lassen.
»Wenn Ihr Vater ein Verbrechen begangen hat, dann sollte er vor unabhängige Geschworene gestellt und verurteilt werden. Ist er unschuldig, kommt er frei. So ist das System gedacht. Das wissen Sie besser als ich.«
Kate wollte eben antworten, als ihr Blick auf die Bilder fiel. Ihr erster Gerichtstag. Er schien ein Jahrhundert zurückzuliegen, und das traf die Sache weit besser, als sie sich je eingestanden hätte. Das Lächeln, die naiven Träume, mit denen jeder begann; Vollkommenheit das einzige Ziel. Schon vor langer Zeit war sie auf den Boden der Realität zurückgeholt worden, und nicht ausschließlich von der Schwerkraft.
Die bissige Bemerkung, die sie auf der Zunge gehabt hatte, entschwand ihr; verlor sich im Lächeln einer jungen Frau, die so viel aus ihrem Leben hatte machen wollen.
Bill Burton sah zu, wie sie sich umwandte und hinausging. Er schaute zu den Bildern hinüber und wieder zurück zu der Tür, durch die sie verschwunden war.
KAPITEL 17 »Verdammt noch mal, das hätten Sie nicht tun sollen, Bill. Sie haben gesagt, Sie würden sich nicht in die Ermittlungen mischen. Ich sollte Sie gleich dafür einbuchten. Das würde Ihrem Boss sicher gut gefallen.« Seth Frank stieß die Schreibtischlade zu und stand auf. Seine Augen funkelten den großen Mann an.
Bill Burton, der bis dahin auf und ab gegangen war, setzte sich. Er hatte ein Donnerwetter erwartet.
»Sie haben recht, Seth. Aber, verflucht noch mal, ich war lange Zeit Bulle. Ich konnte Sie nicht erreichen, also bin ich bloß hingefahren, um mich umzusehen. Plötzlich sehe ich, wie eine Frau hineinhuscht. Was hätten Sie getan?«
Frank erwiderte nichts.
»Hören Sie, Seth, treten Sie mir ruhig in den Hintern; aber glauben Sie mir, mein Freund, diese Frau ist unser As im Ärmel. Mit ihr können wir den Kerl festnageln.«
Seths Züge entspannten sich, der Zorn löste sich auf.
»Wovon reden Sie?«
»Das Mädchen ist seine Tochter, sein einziges Kind. Luther Whitney ist ein dreifach vorbestrafter Berufsverbrecher, der offenbar mit zunehmendem Alter besser geworden ist. Seine Frau hat sich letztlich von ihm scheiden lassen, richtig? Sie konnte es nicht mehr ertragen. Und als sie ihr Leben endlich in den Griff bekommt, stirbt sie an Brustkrebs.«
Er hielt inne.
Nun lauschte Seth Frank mit beiden Ohren. »Nur weiter.«
»Kate Whitney ist total am Boden zerstört, als ihre Mutter stirbt, und gibt ihrem Vater die Schuld. So verbittert ist sie, dass sie sich völlig von ihm lossagt. Sie studiert Jura und wird stellvertretende Staatsanwältin. Damit nicht genug, sie erarbeitet sich den Ruf, besonders unerbittlich bei Eigentumsdelikten wie Einbruch, Diebstahl und Raub zu sein. Für gewöhnlich beantragt sie in solchen Fällen die Höchststrafe, die sie, wie ich hinzufügen möchte, auch
Weitere Kostenlose Bücher