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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hegte ernste Zweifel, ob der Präsident tatsächlich hinter Gitter wandern würde. Andererseits, wenn das hier nicht die Anforderungen für eine Amtsenthebung erfüllte, dann verstand er die Welt nicht mehr. Im Vergleich dazu wirkte Watergate wie ein harmloser Ulk. Er überlegte, was des Amtes enthobene Ex-Präsidenten wohl machten. Schmoren in den Flammen ihrer eigenen privaten Hölle, war zu hoffen.
    Luther holte den Brief aus der Tasche. Er wollte dafür sorgen, dass die Stabschefin ihn just zu dem Zeitpunkt erhielt, wo sie die letzten Anweisungen erwartete. Die Abrechnung. Sie alle würden bekommen, was ihnen zustand. Es war die Mühe wert, Russell Blut schwitzen zu lassen, und das tat sie, ganz bestimmt sogar.
    So sehr sich Luther bemühte, er konnte nicht vergessen, wie die Frau lustvoll den Präsidenten bestiegen hatte, neben einer noch warmen Leiche; als wäre die tote Frau ein Haufen Dreck, den man einfach links liegen ließ. Und dann Richmond. Dieser versoffene, schleimige Bastard! Abermals brachten die Bilder Luther zum Kochen. Er biss die Zähne zusammen, dann lächelte er plötzlich.
    Was auch immer Jack für ihn herausschlagen konnte, er würde es akzeptieren. Zwanzig Jahre, zehn Jahre, zehn Tage. Für Luther spielte es keine Rolle mehr. Zum Teufel mit dem Präsidenten und seinem Gefolge! Zum Teufel mit der ganzen verfluchten Stadt!
    Doch zuerst würde er ein wenig Zeit mit seiner Tochter verbringen. Danach war ihm alles wirklich egal.
    Auf dem Weg zum Bett hinüber hielt Luther ruckartig inne. Etwas anderes war ihm gerade eingefallen. Etwas, das ihn schmerzte, das er jedoch verstehen konnte. Er setzte sich aufs Bett und trank ein Glas Wasser. Wenn es stimmte, konnte er sie dafür verdammen? Außerdem konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Als er sich aufs Bett legte, kam er zu dem Schluss, dass Dinge, die zu schön schienen, um wahr zu sein, meist tatsächlich nicht wahr waren. Verdiente er etwas Besseres von ihr? Die Antwort war völlig klar: nein.
    Als die Überweisung bei der District Bank eintraf, liefen automatisch zuvor erteilte Buchungsaufträge an. Das Geld wurde unverzüglich auf Konten bei fünf verschiedenen Gebietsbanken überwiesen, in Beträgen von je einer Million Dollar. Von dort gelangte das Geld auf verschlungenen Pfaden wieder zurück auf ein einziges Konto.
    Russell, die den Geldfluss von ihrer Seite aus verfolgen ließ, sollte früh genug herausfinden, was geschehen war. Besonders erfreut würde sie nicht darüber sein. Noch viel weniger erfreut jedoch würde sie über die nächste Nachricht sein.
    Das Café Alonzo hatte seine Pforten vor etwa einem Jahr geöffnet. Es besaß die übliche Anordnung von Tischen mit bunten Sonnenschirmen, die auf engem Raum auf dem Gehsteig standen und von einem hüfthohen, schwarzen Eisenzaun umgeben waren. Der Kaffee war stark und in vielen Sorten erhältlich, die hauseigene Bäckerei bei den Morgen- und Mittagsgästen überaus beliebt. Da es mittlerweile schon kühl war, hatte man die Sonnenschirme eingeholt; sie ähnelten einer Reihe gigantischer Strohhalme.
    Das Café befand sich im Erdgeschoss eines modernen Bürogebäudes. Zwei Stockwerke höher hing ein Gerüst. Drei Arbeiter tauschten eine gesprungene Glasscheibe aus. Die gesamte Fassade des Gebäudes bestand aus verspiegelten Fenstern, die ein exaktes Bild der direkt gegenüber liegenden Umgebung boten. Die Scheibe war so schwer, dass selbst die drei kräftigen Männer mit dem Gewicht des unhandlichen Gegenstandes zu kämpfen hatten.
    Kate zog den Mantel enger und nippte an ihrem Kaffee. Die Nachmittagssonne versuchte zwar, der Kälte zu trotzen, doch sie ging rasch unter und ließ bereits lange Schatten über die Tische kriechen. Das grelle Licht blendete Kate, als sie zur Sonne emporblinzelte, die gerade hinter einer Gruppe baufälliger Reihenhäuser auf der anderen Seite verschwand. Die Häuser sollten abgerissen werden, um Platz für die weitere Renovierung des Viertels zu schaffen. Sie bemerkte nicht, dass im Obergeschoss eines der Häuser nun ein Fenster offen stand. Im angrenzenden Reihenhaus waren zwei Fenster herausgerissen worden. Die Eingangstür eines Weiteren war teilweise eingedrückt.
    Kate blickte auf die Uhr. Mittlerweile saß sie fast zwanzig Minuten hier. Da sie die Hektik der Staatsanwaltschaft gewohnt war, hatte sich der Tag endlos hingezogen. Zweifellos verbargen sich in der Umgebung mindestens ein Dutzend Polizisten, die nur darauf warteten zuzuschlagen,

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