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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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waren gar nicht so verschieden. Die Fähigkeiten und Verfahren waren ziemlich ähnlich, lediglich der Einsatzzweck war ein anderer; doch gerade der machte letztendlich den ganzen Unterschied aus. Oder etwa nicht?
    Die Frau war inzwischen vollständig angezogen und lag genau an der Stelle, an der sie gefallen war. Collin wurde gerade mit ihren Fingernägeln fertig. Unter jeden hatte er eine Flüssigkeit gespritzt, und ein kleines Sauggerät hatte sämtliche Hautpartikel und andere belastende Spuren beseitigt.
    Das Bett war frisch überzogen und gemacht worden; das beweisträchtige Laken war bereits in einem Beutel verstaut und blickte seinem letzten Bestimmungsort, einem Verbrennungsofen, entgegen. Das Erdgeschoss war Collin bereits durchgegangen.
    Alles, was sie berührt hatten, war abgewischt worden, mit Ausnahme eines Gegenstandes. Burton bearbeitete gerade Teile des Teppichs mit einem Staubsauger. Er sollte der letzte sein, der rückwärts den Raum verlassen und peinlich genau alle restlichen Spuren verwischen würde.
    Luther sah zu, wie sie den Raum durchstöberten. Ihre augenscheinliche Absicht brachte ihn trotz allem zum Lächeln. Einbruch. Die Halskette verschwand mitsamt der Unmenge an Ringen in einem Beutel. Es würde so aussehen, als hätte die Frau einen Einbrecher überrascht, der sie ermordet hatte. Bei all dem wussten sie nicht, dass knapp zwei Meter entfernt ein echter Einbrecher alles sah und hörte, was sie taten.
    Ein Augenzeuge!
    Luther war noch nie Augenzeuge eines Einbruchs gewesen, abgesehen von denen, die er selbst begangen hatte. Verbrecher hassten Augenzeugen. Auch diese Leute würden Luther hassen, wüssten sie, dass er hier war. Sie würden ihn töten, das stand außer Frage. Es ging um den Präsidenten. Eine Menge stand auf dem Spiel. Ein alter Krimineller, ein dreifach Verurteilter, war in diesem Fall kein großes Opfer. Nicht im Vergleich zum Idol des Volkes.
    Der immer noch benommene Präsident kam mit Burtons Hilfe auf die Beine und taumelte die Treppe hinunter. Russell beobachtete, wie die beiden hinausgingen. Vorsichtig hob Collin den Brieföffner auf und wollte ihn gerade abwischen. Unwillkürlich zuckte Luther zusammen, als er sah, wie Russell die Hand des jungen Agenten ergriff.
    »Tun Sie das nicht!«
    Collin war nicht so gerissen wie Burton, und ganz gewiss spielte er nicht in Russells Liga. Verwirrt glotzte er sie an.
    »Aber überall auf dem Ding sind seine Fingerabdrücke, Ma’am. Auch die der Frau, außerdem noch andere Beweise, Sie wissen schon. Es ist Leder, hat sich alles vollgesaugt.«
    »Agent Collin, ich wurde vom Präsidenten als Strategie-und Taktikexpertin geholt. Was für Sie ganz offensichtlich erscheint, bedarf meiner Meinung nach reiflicher Überlegung. Bis das geschehen ist, werden Sie diesen Gegenstand nicht abwischen. Stecken Sie ihn in einen eigenen Beutel und geben Sie ihn mir.«
    Collin wollte protestieren, doch Russells drohender Blick ließ ihn davon Abstand nehmen. Pflichtbewusst steckte er den Brieföffner in einen Plastikbeutel und gab ihn ihr.
    »Seien Sie bitte vorsichtig damit, Ms. Russell.«
    »Tim, ich bin immer vorsichtig.«
    Abermals belohnte sie ihn mit einem Lächeln. Er lächelte zurück. Noch nie hatte sie ihn beim Vornamen genannt. Er war gar nicht sicher gewesen, ob sie ihn überhaupt kannte. Außerdem fiel ihm zum ersten Mal auf, dass die Stabschefin eine äußerst gut aussehende Frau war.
    »Ja, Ma’am.« Er machte sich daran, die Ausrüstung zu verstauen.
    »Tim?«
    Er blickte zurück zu ihr. Russell ging auf ihn zu, schlug die Augen nieder, dann trafen sich ihre Blicke. Sie sprach mit leiser Stimme. Für Collin wirkte sie beinahe beschämt.
    »Tim, wir sind mit einer ziemlich außergewöhnlichen Situation konfrontiert. Ich muss mir erst über alles klar werden. Verstehen Sie das?«
    Collin nickte. »Ich würde auch sagen, dass es eine außergewöhnliche Situation ist. Ich hatte eine Höllenangst, als ich sah, wie dieses Messer auf die Brust des Präsidenten zuging.«
    Die Stabschefin berührte ihn am Arm. Ihre Fingernägel waren erstaunlich lang und perfekt manikürt. Sie hielt den Brieföffner hoch. »Das hier muss unter uns bleiben, Tim, in Ordnung? Weder der Präsident noch Burton erfahren davon.«
    »Ich weiß nicht recht ...«
    Sie ergriff seine Hand. »Tim, ich brauche hierbei wirklich Ihre Unterstützung. Der Präsident hat keine Ahnung, was passiert ist. Und ich glaube, Burton steht der ganzen Sache augenblicklich nicht sehr

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