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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Dreißig-Meter-Rolle extrem starken Nylonseils, mit Knoten in Abständen von fünfzehn Zentimetern.
    Um die Leiche machte er einen weiten Bogen, sorgsam darauf bedacht, nicht in die Blutflecken zu treten, deren Lage er sich genau eingeprägt hatte. Nur einen einzigen, flüchtigen Blick warf er auf die Überreste von Christine Sullivan. Ihr Leben war dahin, unwiederbringlich. Luther musste sich darum kümmern, sein Eigenes zu retten.
    In wenigen Sekunden erreichte er den Nachttisch und fasste dahinter.
    Luthers Finger fanden den Plastikbeutel. Als der Präsident gegen das Möbelstück geprallt war, hatte er dadurch Gloria Russells Handtasche umgeworfen. Der Plastikbeutel und sein ungemein wertvoller Inhalt waren herausgefallen und hinter den Nachttisch gerutscht.
    Durch das Plastik betastete Luther die Klinge des Brieföffners, bevor er ihn in seinem Sportbeutel verschwinden ließ. Rasch ging er ans Fenster und schaute abwägend hinaus. Die Limousine und der Kastenwagen waren immer noch da. Das war nicht gut.
    Er durchquerte das Zimmer, holte das Seil hervor und sicherte es unter einem Bein der unglaublich schweren Kommode. Dann zog er das Seil zu dem Fenster, welches auf die hintere Seite des Hauses führte, die von der Straße aus auch nicht einzusehen war. Behutsam öffnete Luther das Fenster und betete um ein gut geöltes Scharnier. Das nahezu geräuschlose Aufgleiten war seine Belohnung.
    Er warf das Seil hinaus und beobachtete, wie es sich entlang der Ziegelmauer des Hauses nach unten wand.
    Gloria Russell blickte die massive Front der Villa empor. Dahinter steckte eine Menge Geld. Geld und eine Stellung, die Christine Sullivan nicht verdient hatte. Beides hatte sie durch ihre Titten erlangt, den kunstvoll zur Schau gestellten Hintern und ihr wertloses Geschwätz. Es musste den alternden Walter Sullivan irgendwie beeindruckt, ein Gefühl in ihm geweckt haben, das lange Zeit in den Tiefen seiner Seele geschlummert hatte. In einem halben Jahr würde er sie nicht mehr vermissen. Seine Welt unantastbaren Reichtums und unglaublicher Macht würde sich weiterdrehen.
    Dann traf es sie wie ein Blitz.
    Sie war bereits halb aus der Limousine gesprungen, als Collin sie am Arm packte. Er hielt die Ledertasche hoch, die sie in Georgetown für hundert Dollar gekauft hatte und die nun für sie unvergleichbar mehr wert war. Sie sank zurück in den Sitz, ihre Atmung beruhigte sich. Beinahe beschämt lächelte sie Collin an.
    Der Präsident, der wie ein Mehlsack in sich zusammengesunken war, bemerkte den Blickwechsel nicht.
    Russell lugte in die Tasche, nur um sicherzugehen. Sie riss den Mund weit auf, die Hände durchwühlten panisch den Inhalt der Tasche. All ihre Willenskraft musste sie aufbieten, um nicht laut aufzukreischen, als sie den jungen Agenten entsetzt anstarrte. Der Brieföffner war nicht da. Er musste noch im Haus sein.
    Collin rannte die Treppen zum Haus zurück; der völlig verwirrte Burton hetzte hinter ihm her.
    Luther befand sich auf halbem Weg die Mauer hinunter, als er sie kommen hörte.
    Noch drei Meter.
    Sie rissen die Tür auf.
    Noch eineinhalb Meter.
    Verblüfft starrten die beiden Agenten des Secret Service auf das Seil. Burton hechtete danach.
    Noch ein halber Meter. Luther ließ das Seil fahren und sprintete los.
    Burton stürzte ans Fenster. Collin stieß den Nachttisch zur Seite: Nichts. Er hetzte zu Burton ans Fenster. Luther war bereits um die Ecke verschwunden. Burton wollte gerade aus dem Fenster klettern, doch Collin hielt ihn zurück. Der Weg, den sie gekommen waren, würde schneller sein.
    Sie stürmten zur Tür hinaus.
    Luther preschte durch das Maisfeld. Er achtete nicht mehr darauf, ob er Spuren hinterließ, es ging nur noch darum, den Rest der Nacht zu überleben. Der Sportbeutel behinderte ihn ein wenig, doch er hatte während der letzten Monate zu hart gearbeitet, um nun mit leeren Händen abzuziehen.
    Er brach aus der schützenden Deckung der Maisstauden hervor und sah sich in die gefährlichste Phase seiner Flucht katapultiert: etwa hundert Meter offenes Gelände. Der Mond war zwar hinter dichten Wolken verschwunden, und es gab keine Straßenbeleuchtung auf dem Land; es sollte nahezu unmöglich sein, ihn in der schwarzen Kleidung auszumachen. Doch das menschliche Auge war meisterlich darin, Bewegungen in der Dunkelheit aufzuspüren, also rannte er, so schnell er konnte.
    Die zwei Agenten des Secret Service hielten einen Augenblick bei dem Kastenwagen an. Gemeinsam mit Agent Varney

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