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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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rational gegenüber. Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Ich brauche Sie, Tim. Das hier ist einfach zu wichtig. Sie verstehen das doch, nicht wahr? Wäre ich nicht sicher, dass Sie dem gewachsen sind, würde ich Sie nicht darum bitten.«
    Er lächelte über das Kompliment und sah sie offenherzig an.
    »Okay, Ms. Russell. Was immer Sie sagen.«
    Russell betrachtete das etwa achtzehn Zentimeter lange Metallstück, das beinahe ihre politischen Ambitionen zerstört hätte. Wäre der Präsident getötet worden, es hätte keine Möglichkeit gegeben, die Sache zu vertuschen. Vertuschen, das war ein hässliches Wort, aber oft unvermeidlich in der Welt der Spitzenpolitik. Beim Gedanken an die Schlagzeilen schauderte sie leicht. »Präsident tot aufgefunden, im Schlafzimmer des Hauses eines guten Freundes. Frau wegen Mordes verhaftet. Stabschefin Gloria Russell wird von den Parteiführern dafür verantwortlich gemacht.« Aber das war nicht geschehen. Und es würde nicht geschehen.
    Der Gegenstand, den sie in der Hand hielt, war mehr wert als ein ganzer Berg waffentaugliches Plutonium, mehr als die gesamte Ölproduktion Saudi-Arabiens.
    Wer konnte sagen, was mit diesem Gegenstand in ihrem Besitz alles möglich war? Vielleicht eine gemeinsame Russell-Richmond-Kandidatur? Die Möglichkeiten waren nahezu uneingeschränkt.
    Sie lächelte, ließ den Beutel in der Handtasche verschwinden und legte sie auf den Nachttisch.
    Der Schrei ließ Luther herumfahren.
    Schmerz schoss durch seinen Nacken, und er hätte sich beinahe durch einen Laut verraten. Der Präsident stürmte ins Schlafzimmer. Die Augen waren weit aufgerissen, aber immer noch halb vom Alkohol umwölkt. Die Erinnerung an die letzten Stunden war wie eine Boeing 747 in seinem Gehirn gelandet.
    Burton tauchte hinter ihm auf. Der Präsident rannte auf die Leiche zu. Russell und Collin stoppten ihn auf halbem Weg.
    »Gottverdammt! Sie ist tot. Ich hab’ sie umgebracht. O gütiger Jesus, hilf mir. Ich habe sie getötet!« Brüllend, schluchzend, abermals brüllend versuchte er die Mauer vor sich zu durchbrechen, doch er war noch zu schwach. Burton hielt den Präsidenten von hinten zurück.
    Mit einer verzweifelten Anstrengung riss Richmond sich los, raste durch das Zimmer und krachte gegen die Wand. Er fiel gegen den Nachttisch, und schließlich stürzte der Präsident der Vereinigten Staaten zu Boden und blieb, zusammengekrümmt wie ein Embryo, wimmernd neben der Frau liegen, mit der er die Nacht hatte verbringen wollen.
    Angewidert beobachtete Luther die Szene. Er rieb sich den Nacken und drehte den Kopf hin und her. Die Unglaublichkeit der Ereignisse wurde langsam zu viel für ihn.
    Unbeholfen setzte sich der Präsident auf; er machte einen völlig verwirrten Eindruck. Burton sah so aus, wie Luther sich fühlte, schwieg aber. Collin schaute zu Russell und wartete auf Anweisungen. Russell bemerkte den Blick und nahm die subtile Wachablösung wie selbstverständlich zur Kenntnis.
    »Gloria?«
    »Ja, Alan?«
    Luther hatte gesehen, wie Russell das Messer anstarrte. Nun wusste er etwas, was sonst niemand im Raum wusste.
    »Kommt wieder alles in Ordnung? Du bringst doch alles in Ordnung, Gloria, nicht wahr? Bitte! O Gott, Gloria!«
    Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, so beruhigend, wie sie es bei unzähligen Gelegenheiten während des Wahlkampfes getan hatte. »Es ist alles unter Kontrolle, Alan. Ich habe alles im Griff.«
    Der Präsident war viel zu betrunken, um die Bedeutung ihrer Worte zu begreifen, doch das war ihr einerlei. Was er dachte, interessierte sie eigentlich nicht mehr.
    Burton fasste an seinen Ohrempfänger und lauschte einen Augenblick angestrengt. Er wandte sich an Russell.
    »Wir sollten besser schleunigst von hier verschwinden. Varney hat gerade einen Streifenwagen gesehen, der die Straße runterkommt.«
    »Die Alarmanlage ...?« Fragend sah Russell ihn an.
    Burton schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich ist es nur ein privater Wachdienst auf Routinefahrt, aber wenn er was Verdächtiges sieht ...« Er musste nichts weiter hinzufügen.
    Ironischerweise war es in dieser reichen Gegend vermutlich die beste Tarnung, in einer Limousine wegzufahren. Sie dankte Gott für die Routine, die sie entwickelt hatte. Stets mietete sie Limousinen ohne Fahrer für Ausflüge dieser Art. Selbst wenn sie gesehen wurden, die Namen auf den Formularen waren allesamt falsch, Leihgebühr und Kaution waren bar bezahlt, und der Wagen wurde nach Dienstschluss

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