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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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waren lang, empfindsam wie die eines Pianisten, und obwohl sie dieselben nie gesehen hatte, sah sie deren Bild deutlich vor ihrem inneren Auge.
    Jetzt verstärkten sich die Schreie, und sie wünschte, sie könnte ihre Arme heben, um sich die Ohren zuzuhalten. Aber die Arme hingen schlaff und unbrauchbar an ihr herunter und weigerten sich, ihren Anweisungen zu folgen.
    Als die Schreie verstummt waren und die kleine Luke über ihrem Kopf sich öffnete und schloß, kroch sie über die kalte, feuchte Unterlage hinüber zur Quelle der Schreie.
    Jetzt war die Zeit des Trostes gekommen.
     
    Als der Sargdeckel zur Seite glitt, war es vollkommen still. Patrik ertappte sich dabei, wie er den Kopf drehte und einen unruhigen Blick auf die Kirche warf. Er wußte nicht, was er erwartete. Vielleicht einen Blitz vom Kirchturm, der bei ihrem ketzerischen Tun mitten zwischen ihnen einschlug. Doch nichts dergleichen geschah.
    Als Patrik das Skelett im Sarg erblickte, sank ihm das Herz. Er hatte sich geirrt.
    »Tja, Hedström. Das war ein verdammtes Chaos, was du hier angerichtet hast.«
    Mellberg schüttelte bedauernd den Kopf und erreichte mit diesem einzigen Satz, daß Patrik sich fühlte, als läge sein Kopf auf dem Richtblock. Aber sein Chef hatte schließlich recht. Es war ein verdammtes Chaos.
    »Dann nehmen wir ihn also mit, um festzustellen, daß es auch der richtige Kerl ist. Aber da wird es ja wohl kaum Überraschungen geben. Denn du hast ja wohl nicht irgendwelche Theorien über vertauschte Leichen oder ähnliches …«
    Patrik schüttelte nur den Kopf. Er vermutete, daß er bekam, was er verdiente. Die Spurensicherung machte ihre Arbeit, und als das Skelett kurze Zeit später unterwegs nach Göteborg war, setzten sich Patrik und Martin ins Auto, um zurück zur Dienststelle zu fahren.
    »Du hättest ja recht haben können. So weit hergeholt war die Sache nicht.«
    Martins Stimme klang tröstend, aber Patrik schüttelte nur den Kopf.
    »Nein, du hattest recht. Meine Konspirationsideen waren ein bißchen zu gewaltig, als daß sie besonders glaubhaft schienen. Ich vermute, daß ich die Sache hier lange ausbaden muß.«
    »Ja, damit mußt du wohl rechnen«, sagte Martin mitfühlend. »Aber sieh es doch mal so. Hättest du damit leben können, wenn du davon Abstand genommen hättest und dir hinterher vielleicht zu Ohren gekommen wäre, daß du recht gehabt hast und die Sache Jenny Möller das Leben gekostet hat? Jetzt hast du es wenigstens versucht, und wir müssen weiter sämtliche Ideen verfolgen, die wir haben, egal, ob sie verrückt sind oder nicht. Das ist unsere einzige Chance, das Mädchen rechtzeitig zu finden.«
    »Wenn es nicht schon zu spät ist«, sagte Patrik düster.
    »Siehst du, genau so dürfen wir nicht denken. Sie wurde noch nicht tot gefunden, also lebt sie. Eine andere Alternative gibt es nicht.«
    »Du hast recht. Ich weiß nur nicht, welchen Weg ich jetzt einschlagen soll. Wo sollen wir suchen? Wir kommen ja ständig auf diese verdammte Familie Hult zurück, aber nie ist es konkret genug, als daß wir der Spur folgen könnten.«
    »Wir haben den Zusammenhang zwischen den Morden an Siv, Mona und Tanja.«
    »Und nichts, was darauf hindeutet, daß Jennys Verschwinden auch damit zusammenhängt.«
    »Nein«, gab Martin zu. »Aber das spielt ja eigentlich keine Rolle, oder? Die Hauptsache ist doch, daß wir alles nur Mögliche tun, um nach Tanjas Mörder und nach dem, der Jenny entführt hat, zu suchen. Ob es ein und dieselbe Person ist oder ob es zwei verschiedene sind, wird sich später zeigen. Aber wir tun alles, was wir können.«
    Martin betonte jedes Wort des letzten Satzes und hoffte, daß das, was er meinte, bei Patrik ankommen würde. Er verstand, warum der sich nach der mißglückten Exhumierung selbst angriff, aber gerade jetzt konnten sie einen Fahndungsleiter mit mangelndem Selbstvertrauen nicht gebrauchen. Er mußte an das, was sie machten, glauben.
    Als sie zum Revier zurückkamen, stoppte Annika sie schon in der Rezeption. Sie hielt den Telefonhörer in der Hand, hielt die Sprechmuschel aber zu, so daß die Person am anderen Ende nicht hören konnte, was sie zu Patrik und Martin sagte.
    »Patrik, es ist Johan Hult. Ihm ist ungeheuer daran gelegen, dich zu sprechen. Soll ich ihn in dein Zimmer legen?«
    Er nickte und ging rasch hinüber zu seinem Schreibtisch. Eine Sekunde darauf klingelte das Telefon. »Patrik Hedström.«
    Er hörte interessiert zu, unterbrach mit ein paar Fragen und lief dann

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