Der Prediger von Fjällbacka
Krug mit Saft, tat Eiswürfel hinein und trug ihn zusammen mit zwei Gläsern hinaus zu den Marsmenschen auf dem Rasen.
Ein rascher Besuch in Västergärden ergab, daß Linda nicht dort war. Marita sah verwundert aus, als die beiden Polizeibeamten auftauchten, aber fragte nicht ausdrücklich, sondern verwies sie statt dessen auf den Gutshof. Zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit fuhr Patrik die lange Allee entlang. Von neuem fiel ihm auf, wie schön es dort war. Er sah, daß Martin neben ihm der Mund offenstand.
»Mann, daß manche Leute so herrlich wohnen können!«
»Ja, manch einer hat es gut«, sagte Patrik.
»Und in diesem großen Haus wohnen also nur zwei Personen?«
»Drei, wenn man Linda mitrechnet.«
»Ja, wahrhaftig kein Wunder, wenn in Schweden Wohnungsnot herrscht«, sagte Martin.
Diesmal öffnete Laine auf ihr Klingeln. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
Hörte Patrik da Unruhe in ihrer Stimme?
»Wir möchten zu Linda. Wir waren auf Västergärden, aber Ihre Schwiegertochter sagte, daß sie hier ist.« Martin nickte unbestimmt in die Richtung, wo Västergärden lag.
»Was wollen Sie von ihr?« Gabriel tauchte hinter Laine auf, die die Tür immer noch nicht weit genug geöffnet hatte, um sie eintreten zu lassen.
»Wir haben ein paar Fragen an sie.«
»Hier werden keine Fragen an meine Tochter gestellt, ohne daß wir erfahren, worum es geht.« Gabriel kehrte den großen Herrn heraus und machte sich bereit, seine Brut zu verteidigen.
Als Patrik Argumente vorbringen wollte, bog Linda um die Ecke des Gutshauses. Sie war in Reitkleidung und schien auf dem Weg in den Stall.
»Wollt ihr zu mir?«
Patrik nickte, erleichtert darüber, der direkten Konfrontation mit ihrem Vater zu entgehen. »Ja, wir haben ein paar Fragen an dich. Willst du, daß wir ins Haus gehen, oder sollen wir hier draußen reden?«
Gabriel unterbrach ihn: »Worum geht es, Linda? Hast du was angestellt, das wir wissen sollten? Wir wollen nicht zulassen, daß die Polizei dich ausfragt, ohne daß wir dabei sind, nur damit du Bescheid weißt!«
Linda, die plötzlich wie ein ängstliches kleines Mädchen wirkte, nickte nur schwach. »Wir können nach drinnen gehen.«
Lustlos folgte sie Martin und Patrik ins Haus und bis ins Wohnzimmer. Die Möbel schienen ihr egal zu sein, und sie setzte sich in den nach Pferden stinkenden Sachen aufs Sofa. Laine konnte nicht umhin, die Nase zu rümpfen, und betrachtete unruhig den weißen Bezug. Linda starrte trotzig zurück.
»Ist es okay, daß wir dir in Anwesenheit deiner Eltern ein paar Fragen stellen? Wäre es ein regelrechtes Verhör, könnten wir ihnen die Teilnahme nicht verweigern, weil du ja noch nicht volljährig bist, aber jetzt wollen wir nur etwas wissen …«
Gabriel schien bereit, sich in eine erneute Diskussion zu stürzen, aber Linda zuckte nur mit den Schultern. Einen Moment lang meinte Patrik zu sehen, daß sich eine gewisse erwartungsvolle Befriedigung in ihre Nervosität mischte. Aber die verschwand sofort wieder.
»Wir haben gerade einen Anruf von Johan Hult bekommen, deinem Cousin. Weißt du, worum es dabei gegangen sein könnte?«
Sie zuckte wieder nur die Schultern und fummelte desinteressiert an ihren Nägeln herum.
»Ihr habt euch ja wohl ziemlich häufig getroffen?«
Patrik ging vorsichtig vor, Schritt für Schritt. Johan hatte so einiges über die Beziehung zwischen den beiden gesagt, und Patrik begriff, daß die Neuigkeit von Gabriel und Laine nicht gut aufgenommen werden würde.
»Stimmt schon, wir haben uns wohl ziemlich oft gesehen.«
»Verdammt, was sagst du da?«
Laine und auch Linda fuhren zusammen. Wie der Sohn benutzte auch Gabriel nie irgendwelche Kraftausdrücke. Sie konnten sich nicht erinnern, so etwas schon einmal von ihm gehört zu haben.
»Was ist, ich darf ja wohl treffen, wen ich will. Das bestimmst ja wohl nicht du.«
Patrik unterbrach die Diskussion, bevor sie ausarten konnte: »Es ist uns egal, wann ihr euch getroffen habt und wie oft, das darfst du, was uns angeht, gern für dich behalten, aber es gibt einen Zeitpunkt, an dem wir sehr interessiert sind. Johan sagte, ihr hättet euch an einem Abend vor ungefähr zwei Wochen getroffen, auf dem Heuboden der Scheune von Västergärden.«
Gabriel wurde vor Zorn hochrot im Gesicht, aber sagte nichts, sondern wartete gespannt auf Lindas Antwort.
»Ja, das ist möglich. Wir haben uns dort mehrmals getroffen, also kann ich nicht genau sagen, wann es war.«
Noch immer pulte sie mit
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