Der Prediger von Fjällbacka
wir so besprochen, als wir uns für ein Kind entschieden haben. Also die Voraussetzung muß sein, daß wir dem anderen Platz für eigene Dinge einräumen und nicht einfach nur Eltern sind.«
Als Patrik das Ende seiner Ausrührungen erreicht hatte, waren Martins Augen voller Lachtränen. Er gluckste vor sich hin und schüttelte den Kopf.
»Ja, ja, bestimmt werdet ihr jede Menge Zeit für eure eigenen Dinge haben. Die Kleinen schlafen ja so viel«, äffte er Patrik nach, was ihn immer mehr zum Lachen brachte.
Patrik, dem bekannt war, daß Martins Schwester fünf Kinder hatte, sah ein bißchen nervös aus, und er fragte sich, was Martin wußte, das ihm selbst entgangen war. Doch bevor er noch fragen konnte, klingelte sein Handy.
»Hedström.«
»Hallo, hier ist Pedersen. Ist es gerade ungelegen?«
»Nein, überhaupt nicht. Warte nur einen Moment, dann werde ich irgendwo parken.«
Sie kamen gerade am Campingplatz von Grebbestad vorbei, was einen düsteren Schatten auf die Gesichter der Männer warf. Patrik fuhr ein paar hundert Meter weiter, bis er den Parkplatz am Anlegesteg von Grebbestad erreichte.
»Jetzt stehe ich. Habt ihr was gefunden?«
Er konnte den Eifer in seiner Stimme nicht verbergen, und Martin betrachtete ihn gespannt. Vor ihrem Auto strömten die Touristen vorbei, hinein in die Läden und Restaurants und wieder hinaus. Neidisch betrachtete Patrik all die glücklichen, unwissenden Gesichter.
»Ja und nein. Wir wollen uns das jetzt etwas genauer vornehmen, aber im Hinblick auf die Umstände dachte ich, daß es für dich recht schön sein könnte, wenn du erfährst, daß aus deiner, wie ich begriffen habe, etwas überstürzten Exhumierung etwas Gutes herausgekommen ist.«
Patrik hielt den Atem an.
»Als erstes, wir haben das mit der Zahnkarte überprüft, und der Mann im Sarg ist zweifellos Johannes Hult, also in dem Punkt kann ich dir leider nichts Interessantes mitteilen. Dagegen«, der Arzt konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine Pause einzulegen und so die Wirkung noch zu erhöhen, »ist es der reinste Unsinn, daß er durch Erhängen gestorben ist. Viel eher ist der Grund für sein allzu frühes Hinscheiden der, daß er etwas Hartes auf den Hinterkopf bekommen hat.«
»Mensch, was sagst du da?« Martin fuhr heftig zusammen, als Patrik losschrie. »Was denn Hartes? Hat er einen Knüppel auf den Kopf bekommen, oder was heißt das?«
»Irgendwas in der Richtung. Aber er liegt jetzt gerade auf dem Tisch, sobald ich mehr weiß, rufe ich dich wieder an. Bevor ich die Möglichkeit hatte, mir alles im Detail anzusehen, kann ich leider nicht mehr sagen.«
»Ich bin dir dankbar, daß du so schnell angerufen hast. Melde dich, sobald du mehr weißt.«
Triumphierend klappte Patrik das Handy zu.
»Was hat er gesagt, was hat er gesagt?« Martins Neugier war kaum zu bremsen.
»Daß ich kein völliger Idiot bin.«
»Ja, um das festzustellen, braucht es ja wohl einen Arzt, aber was noch«, konterte Martin trocken, weil es ihm nicht gefiel, auf die Folter gespannt zu werden.
»Er hat gesagt, daß Johannes Hult ermordet worden ist.«
Martin senkte den Kopf auf die Knie und bearbeitete sein Gesicht in gespielter Verzweiflung mit beiden Händen. »Nein, also jetzt schmeiße ich meine Arbeit bei dieser verdammten Ermittlung hin. Das ist doch zu verrückt! Du sagst also, daß der Hauptverdächtige für Sivs und Monas Verschwinden, oder Tod, wie sich jetzt herausgestellt hat, selber ermordet worden ist?«
»Genau das sage ich. Und wenn Gabriel Hult glaubt, sein lautes Brüllen würde uns davon abhalten, in deren schmutziger Wäsche zu wühlen, dann hat er sich gewaltig geirrt. Wenn irgend etwas beweist, daß bei der Familie Hult etwas unter den Teppich gekehrt wurde, dann wohl das hier. Jemand von denen weiß, wie und warum Johannes Hult ermordet worden ist und auf welche Weise das mit den Morden an den Mädchen zusammenhängt, da gehe ich jede Wette ein!« Er schlug die Faust in die Handfläche und spürte, daß seine morgendliche Niedergeschlagenheit von neuer Energie abgelöst wurde.
»Bleibt nur zu hoffen, daß wir das schnell genug lösen können. Wegen Jenny Möller«, sagte Martin.
Der Kommentar wirkte, als hätte man Patrik einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt. Dieser Wettkampfinstinkt durfte nicht die Oberhand gewinnen. Patrik durfte nicht vergessen, weshalb sie ihre Arbeit taten. Sie blieben ein Weilchen sitzen und betrachteten die passierenden Leute. Dann startete Patrik den
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