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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Wagen und fuhr weiter in Richtung Dienststelle.
     
    Kennedy Karlsson glaubte, daß alles mit dem Namen angefangen hatte. Es gab eigentlich sonst nichts weiter, worauf man es schieben konnte. Viele der anderen Jungen hatten gute Entschuldigungen, zum Beispiel daß die Eltern soffen und ihre Kinder schlugen. Er selbst hatte irgendwie nur den Namen.
    Seine Mutter hatte nach der Schule ein paar Jahre in den USA verbracht. Früher war es hier in der Gegend was Bedeutendes gewesen, wenn jemand in die Staaten fuhr. Doch Mitte der achtziger Jahre, als sich seine Mutter dorthin begab, war es lange her, daß ein Ticket in die USA nichts anderes als die Hinfahrt bedeutete. Viele hatten Kinder, die sich in die Großstadt oder ins Ausland aufmachten. Das einzige, was unverändert geblieben war, wenn jemand die Geborgenheit des kleinen Ortes verließ, war das Gerede, daß die Sache einfach nicht gutgehen konnte. Und im Fall seiner Mutter hatten die Leute auch irgendwie recht gehabt. Nach ein paar Jahren im Gelobten Land war sie mit ihm im Bauch zurückgekommen. Über seinen Vater hatte er nie etwas erfahren. Aber nicht einmal das war eine gute Entschuldigung. Schon bevor er geboren worden war, hatte seine Mutter Christer geheiratet, und der war genauso gut wie ein richtiger Papa. Nein, es war diese Sache mit dem Namen. Er vermutete, daß sie was Besonderes sein wollte, einfach zeigen wollte, daß sie, obwohl sie wie ein begossener Pudel nach Hause hatte zurückkommen müssen, doch in der großen weiten Welt gewesen war. Daran sollte er selbst erinnern. Also ließ sie sich keine Chance entgehen, den Leuten zu erzählen, daß ihr ältester Sohn nach John F. Kennedy genannt worden ist, »weil sie während ihrer Jahre in den USA diesen Mann so bewundert hatte«. Er fragte sich, warum sie ihn in diesem Fall nicht einfach hatte John nennen können.
    Seinen Geschwistern hatten Mutter und Christer ein besseres Schicksal zugestanden. Für die reichten Namen wie Emelie, Mikael und Thomas. Normale, ordentliche schwedische Namen, wodurch er sich von dem Haufen noch deutlicher abhob. Daß sein Vater außerdem ein Schwarzer gewesen war, machte die Sache nicht besser, aber Kennedy glaubte trotzdem nicht, daß es das war, wodurch er so herausfiel. Es war dieser verdammte Name, da war er sich sicher.
    Er hatte sich wirklich auf die Schule gefreut. Er konnte sich noch genau daran erinnern. An die Spannung, die Vorfreude und den Eifer, etwas Neues anzufangen, zu sehen, wie sich eine völlig neue Welt auftat. Es dauerte nur einen Tag oder zwei, bevor sie ihm den Eifer ausgeprügelt hatten. Wegen des verdammten Namens. Er lernte schnell, was für eine Sünde es war, sich von der Menge abzuheben. Ein komischer Name, eine merkwürdige Frisur, unmoderne Kleidung, egal, was. Das zeigte, daß man nicht wie die anderen war. In seinem Fall betrachtete man es außerdem als erschwerenden Umstand, daß er sich, nach Meinung der anderen, für was Besseres hielt, weil er einen so originellen Namen hatte. Als hätte er sich den selber ausgesucht. Wenn er hätte wählen können, hätte er so was wie Johan, Oskar oder Fredrik genommen. Einen Namen, der ihm automatisch Zutritt zur Gruppe gewährte.
    Nach der Hölle schon zu Beginn der ersten Klasse war es einfach immer so weitergegangen. Die Sticheleien, die Schläge, das Ausgestoßensein führten dazu, daß er eine Mauer, hart wie Granit, um sich errichtet hatte, und bald folgten den Gedanken auch Taten. All der Zorn, den er innerhalb der Mauer angesammelt hatte, zischte durch kleine Öffnungen nach draußen, und diese Öffnungen wurden größer und größer, bis jeder seine Wut sehen konnte. Da war es dann zu spät. Da war die Schule geschmissen und das Vertrauen der Familie verloren, und die Freunde waren keine solchen Freunde, die man haben sollte.
    Kennedy selbst hatte resigniert vor dem Schicksal, das ihm sein Name bereitet hatte. »Problemkind« stand ihm auf der Stirn geschrieben, und das einzige, was er tun mußte, war, diese Erwartungen zu erfüllen. Eine leichte, aber paradoxerweise dennoch schwere Art zu leben.
    All das änderte sich, als er gegen seinen Willen auf den Hof in Bullaren kam. Das hatte man ihm zur Auflage gemacht, nachdem er wegen eines unglückseligen Autodiebstahls geschnappt worden war, und er hatte zu Beginn die Einstellung gehabt, sowenig wie möglich Widerstand zu leisten, um ganz schnell wieder von da wegzukommen. Dann war er Jacob begegnet. Und durch Jacob begegnete er Gott.
    In

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