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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Unterstellungen in den Tod getrieben. Da er nicht mehr da ist, wollt ihr anscheinend einen von uns anderen drankriegen. Sagt, was habt ihr für einen Splitter im Herzen, der euch nicht ruhen läßt und ein solches Bedürfnis in euch weckt, zu zerstören, was ein anderer aufgebaut hat? Sind es unser Glaube und die Freude, die wir in ihm finden, die euch in die Augen stechen?«
    Jacob hatte einen feierlichen Ton angeschlagen, und Martin verstand, wieso er ein so geschätzter Prediger sein konnte. Seine weiche Stimme, die in Wellen stieg und sank, hatte etwas Beschwörendes an sich.
    »Wir machen nur unseren Job.«
    Patrik klang kurz angebunden. Er mußte sich beherrschen, um seinen Widerwillen gegenüber all dem, was er für religiöses Geschwafel hielt, nicht zu zeigen. Aber auch er mußte zugeben, daß Jacob, wenn er sprach, einen starken Sog ausübte. Schwächere Menschen als er selbst konnten leicht von dieser Stimme eingefangen und von ihrer Botschaft verlockt werden. Er fuhr fort: »Du sagst also, daß Tanja Schmidt nie nach Västergärden gekommen ist?«
    Jacob hob die Hände. »Ich schwöre, daß ich das Mädchen nie gesehen habe. War sonst noch was?«
    Martin dachte an die Information, die sie von Pedersen erhalten hatten. Daß Johannes keinen Selbstmord begangen hatte. Diese Nachricht würde Jacob wohl ziemlich erschüttern. Aber er wußte, daß Patrik recht hatte. Sie wären nicht weiter als aus dem Zimmer gekommen, bevor das Telefon schon beim Rest der Familie Hult geklingelt hätte.
    »Nein, das war’s dann wohl. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß wir bei späterer Gelegenheit wiederkommen.«
    »Das sollte mich nicht wundern.«
    Jacobs Stimme hatte ihren Predigtton abgelegt und war wieder ruhig und sanft. Patrik wollte gerade die Hand auf die Klinke legen, um die Tür zu öffnen, als diese lautlos aufging. Kennedy stand schweigend davor und hatte sie genau im richtigen Augenblick geöffnet. Er mußte draußen gestanden und gelauscht haben. Jeder Zweifel wurde von dem schwarzen Feuer getilgt, das in seinem Blick brannte. Martin fuhr zurück vor dem Haß, der ihm darin begegnete. Jacob mußte ihn mehr über das biblische »Auge um Auge« gelehrt haben als über das »Liebe deinen Nächsten«.
     
    Die Stimmung um den kleinen Tisch war gedrückt. Nicht, daß sie jemals fröhlich gewesen wäre, seitdem Johannes gestorben war.
    »Wann wird das hier jemals aufhören!« Solveig preßte die Hand an die Brust. »Immer müssen wir im Dreck landen. Es ist, als würden alle glauben, wir warten nur darauf, daß man uns in den Hintern tritt!« Sie wimmerte. »Was werden die Leute jetzt sagen? Wenn sie hören, daß die Polizei Johannes ausgegraben hat! Ich hatte gehofft, wo man nun dieses letzte Mädchen gefunden hat, würde das Gerede endlich aufhören, aber jetzt fängt alles von vorn an.«
    »Mann, laß die Leute doch reden! Was kümmert es uns, was sie in ihren Buden quatschen?«
    Robert drückte seine Zigarette so heftig aus, daß der Aschenbecher umkippte. Solveig zerrte rasch die Fotoalben weg.
    »Robert! Sei vorsichtig! Da können doch Brandflecken auf die Alben kommen.«
    »Ich habe deine verdammten Fotoalben so satt! Von früh bis spät sitzt du da und fummelst mit den Scheißfotos von früher rum! Kapierst du nicht, daß die Zeit vorbei ist! Das ist hundert Jahre her, und du sitzt da, seufzt und fingerst an deinen blöden Bildern rum. Papa ist weg, und du bist keine Schönheitskönigin mehr. Guck dich doch nur an.«
    Robert packte die Alben und schleuderte sie auf den Boden. Solveig warf sich mit einem Schrei darauf und sammelte die Fotos auf, die sich über die Dielen verteilt hatten. Das ließ Roberts Wut nur noch anschwellen. Er ignorierte Solveigs bittenden Blick, beugte sich hinunter, nahm eine Handvoll Bilder und begann sie in Fetzen zu reißen.
    »Nein, Robert, nein, nicht meine Fotos. Robert, bitte!« Ihr Mund glich einer offenen Wunde.
    »Du bist ein fettes altes Weib, hast du das nicht begriffen! Und Papa hat sich erhängt. Es wird Zeit, daß dir das klar wird!«
    Johan, der angesichts der sich vor ihm abspielenden Szene wie erstarrt da gesessen hatte, stand auf und packte Roberts Hand. Er bog ihm die Finger um die Fotoreste auf, die Robert krampfhaft festgehalten hatte, und zwang den Bruder, ihm zuzuhören: »Jetzt beruhigst du dich. Genau das wollen die doch erreichen, begreifst du das nicht? Daß wir uns gegeneinander wenden und unsere Familie zerrissen wird. Aber den Gefallen tun wir ihnen

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