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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Begleitung von Jacobs melodiöser Stimme. Manchmal konnte Marita ihr Glück kaum begreifen. Daß der Mann, den alle voller Bewunderung betrachteten, sich ausgerechnet für sie entschieden hatte.
    Als sie Jacob kennengelernt hatte, war sie erst siebzehn Jahre alt gewesen. Jacob war dreiundzwanzig und stand bereits in dem Ruf, ein starker Mann ihrer Religionsgemeinschaft zu sein. Zum Teil lag das an seinem Großvater, dessen Ruhm auf ihn abgefärbt hatte, aber hauptsächlich war das seiner eigenen Ausstrahlung zuzuschreiben. Sanftheit und Stärke waren die ungewöhnliche Kombination, die seine Anziehungskraft ausmachten, der sich keiner entziehen konnte. Ihre Eltern, und damit auch sie, hatten lange in dieser Gemeinde gelebt und keine Zusammenkunft versäumt. Schon bevor sie zu dem ersten Gottesdienst aufgebrochen waren, den Jacob Hult halten sollte, hatte Marita ein Kribbeln im Magen verspürt, es war wie eine Vorahnung gewesen, daß etwas Großes geschehen würde. Und so war es dann ja auch gekommen. Sie hatte den Blick nicht von Jacob lösen können. Ihre Augen hatten an seinen Lippen gehangen, über die Gottes Worte so leicht wie Wasser rannen. Als sein Blick dem ihren begegnet war, hatte sie Gebete zu Gott gesandt. Fiebrige, bittende, flehende Gebete. Sie, die gelernt hatte, daß man nie um etwas für sich selbst bitten durfte, betete um etwas so Weltliches wie einen Mann. Aber sie konnte nicht damit aufhören. Obwohl sie spürte, wie die Hitze des Fegefeuers die Haut der Sünderin schon versengte, betete sie immer fieberhafter weiter und hörte nicht eher auf, bevor sie wußte, daß Jacob seinen Blick mit Behagen auf ihr ruhen ließ.
    Eigentlich verstand sie nicht, warum er sie zur Ehefrau gewählt hatte. Sie wußte, daß sie noch nie etwas anderes als ein alltägliches Äußeres besessen hatte, und was die Persönlichkeit anging, so war sie still und verschlossen. Aber er hatte sie haben wollen, und an dem Tag ihrer Heirat gelobte sie sich selbst, nie darüber nachzugrübeln oder Gottes Willen in Frage zu stellen. ER hatte sie offenbar beide in der Menge erblickt und gesehen, daß es gut getan wäre, und damit mußte sie sich begnügen. Vielleicht brauchte ein so starker Mensch wie Jacob ein schwaches Gegenüber, damit kein Widerstand ihn verschliß. Was wußte denn sie.
    Die Kinder, die neben ihr auf der Erde saßen, rutschten unruhig hin und her. Marita bedeutete ihnen streng, sich still zu verhalten. Sie wußte, daß es ihnen in den Beinen kribbelte, weil sie herumrennen und spielen wollten, aber dafür war später Zeit, jetzt sollten sie ihrem Vater zuhören, wenn er Gottes Wort verkündete.
    »Wenn uns Schwierigkeiten begegnen, dann wird unser Glaube auf die Probe gestellt. Aber so wird er auch gestärkt. Ohne Widerstand wird der Glaube geschwächt, und das läßt uns satt und bequem werden. Wir vergessen allmählich, warum wir uns an Gott wenden sollen, damit er uns den Weg weist. Und schon bald sind wir auf Abwege geraten. Wie ihr wißt, habe ich selbst in letzter Zeit Prüfungen durchstehen müssen. Und meine Familie ebenso. Böse Kräfte wirken, um unseren Glauben auf die Probe zu stellen. Aber sie sind zum Scheitern verurteilt. Denn mein Glaube hat an Stärke nur zugenommen. Er ist so stark geworden, daß die Mächte des Bösen keine Chance haben, mich zu erreichen. Lob sei Gott, der mir solche Kraft verleiht!«
    Er hob die Hände zum Himmel, und die Versammelten brachen mit vor Freude und Überwältigung strahlenden Gesichtern in Halleluja-Rufe aus. Auch Marita hob die Hände zum Himmel und dankte Gott. Jacobs Worte ließen sie die Schwierigkeiten der letzten Wochen vergessen. Sie vertraute ihm, und sie vertraute dem Herrn, und wenn die beiden nur zusammen waren, konnte nichts sie ins Wanken bringen.
    Als Jacob ein Weilchen später den Gottesdienst beendete, sammelten sich die Menschen in Scharen um ihn. Alle wollten ihm die Hand geben, ihm danken und ihn ihrer Unterstützung versichern. Alle schienen das Bedürfnis zu haben, ihn zu berühren, um auf diese Weise einen Teil seiner Ruhe und Überzeugung mit nach Hause nehmen zu können. Alle wollten sie ein Stück von ihm. Aber Marita blieb im Hintergrund - in dem triumphierenden Bewußtsein, daß Jacob ihr gehörte. Manchmal fragte sie sich schuldbewußt, ob ein solches Begehren nach dem eigenen Mann, der Wunsch, jede Faser von ihm zu besitzen, Sünde war, aber dann verjagte sie diese Gedanken wieder. Es war offenbar Gottes Wille, daß sie zusammen

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