Der Prediger von Fjällbacka
Gesicht. »Doch. Johannes hat Solveig in einem schwachen Augenblick von Jacob erzählt. Solange er lebte, wagte sie nichts zu tun, aber nach Johannes’ Tod kam sie zuerst mit gewissen Andeutungen, die später in Forderungen übergingen, im selben Maße wie ihre Kasse schrumpfte.«
»Sie hat Sie also erpreßt?« fragte Gösta.
Laine nickte. »Ja, vierundzwanzig Jahre lang habe ich ihr Geld gegeben.«
»Wie haben Sie das tun können, ohne daß Ihr Mann etwas gemerkt hat? Denn ich nehme an, es handelte sich um große Summen?«
Wieder ein Nicken. »Das war nicht leicht. Aber auch wenn Gabriel in bezug auf den Hof peinlich genau ist, was die Finanzen angeht, so ist er zu mir nie geizig gewesen, sondern ich habe immer Geld bekommen, wenn ich darum gebeten habe, um mir etwas kaufen zu können und so, ja, und für den Haushalt ganz allgemein. Um Solveig bezahlen zu können, habe ich dieses Geld sehr zusammengehalten und ihr das meiste davon gegeben.« Laines Ton war bitter, und darunter verbarg sich noch mehr. »Aber ich vermute, daß ich jetzt keine andere Wahl habe, als es Gabriel zu erzählen, also in Zukunft dürfte ich jedenfalls das Problem mit Solveig los sein.«
Sie lächelte schief, aber wurde schnell wieder ernst und sah Patrik direkt in die Augen. »Etwas Gutes hat all das hier, nämlich daß es mir nicht mehr so viel ausmacht, was Gabriel sagt, obwohl mich der Gedanke daran fünfunddreißig Jahre verfolgt hat. Das wichtigste für mich sind Jacob und Linda, und deshalb spielt nichts anderes eine Rolle, als daß Jacob nun reingewaschen ist. Denn ich nehme doch an, daß es so ist?« sagte sie herausfordernd und sah die beiden scharf an.
»Ja, es scheint tatsächlich so, ja.«
»Warum halten Sie ihn dann noch immer fest? Kann ich jetzt gehen und Jacob mitnehmen?«
»Ja, das können Sie«, erwiderte Patrik ruhig. »Aber wir möchten Sie dennoch um einen Gefallen bitten. Jacob weiß etwas über die Sache, und um seinetwillen ist es wichtig, daß er mit uns redet. Nehmen Sie sich gern etwas Zeit dort drinnen bei ihm und sprechen Sie all das durch, aber versuchen Sie ihn zu überzeugen, daß er das, was er weiß, nicht verschweigt.«
Laine schnaufte verächtlich. »Ich kann ihn gut verstehen. Warum sollte er Ihnen helfen, nach allem, was Sie ihm und unserer Familie angetan haben?«
»Weil Sie, je schneller wir diese Angelegenheit klären, um so rascher alle zu Ihrem normalen Leben zurückkehren können.«
Es war schwierig für Patrik, überzeugend zu klingen, denn er wollte das Ergebnis der Analyse nicht nennen, das zwar gezeigt hatte, daß der Täter nicht Jacob war, aber doch jemand, der verwandt mit Johannes war. Es war ihre Trumpfkarte, die er nicht eher als absolut notwendig auszuspielen gedachte. Bis dahin hoffte er, daß Laine seinen Worten dennoch glaubte und seine Überlegungen begriff. Nach ein paar Minuten des Wartens erreichte er, was er wollte. Laine nickte.
»Ich werde tun, was ich kann. Aber ich bin nicht sicher, daß Sie recht haben. Ich glaube nicht, daß Jacob mehr darüber weiß als irgend jemand sonst.«
»Das wird sich früher oder später auf jeden Fall herausstellen«, antwortete er trocken. »Kommen Sie jetzt?«
Mit zögernden Schritten ging sie auf das Vernehmungszimmer zu. Gösta wandte sich mit gerunzelter Stirn an Patrik:
»Warum hast du nicht gesagt, daß Johannes ermordet worden ist?«
Patrik zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Aber ich habe das Gefühl, je mehr ich die Dinge für die beiden dort drinnen durcheinanderwirble, desto besser. Jacob wird es Laine erzählen, und hoffentlich bringt auch sie das aus dem Gleichgewicht. Und vielleicht, vielleicht gelingt es uns dann, daß sich einer von ihnen öffnet.«
»Glaubst du, daß Laine auch irgend etwas verbirgt?« fragte Gösta.
»Ich weiß nicht«, sagte Patrik wieder, »aber hast du nicht ihre Miene gesehen, als wir sagten, daß Jacob von der Liste der Verdächtigen gestrichen ist? Die drückte Verwunderung aus.«
»Ich hoffe, du hast recht«, sagte Gösta und fuhr sich müde übers Gesicht. Es war ein langer Tag gewesen.
»Wir warten, bis die beiden dort drinnen zu Ende geredet haben, und dann geht’s ab nach Hause, damit wir was zu essen und ein bißchen Schlaf kriegen. Es nützt nichts, wenn wir total ausgepowert sind«, sagte Patrik.
Sie setzten sich, um zu warten.
Sie meinte draußen etwas gehört zu haben. Aber dann wurde es wieder still, und Solveig zuckte die Schultern und konzentrierte sich von
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