Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
er so dankbar gewesen, Blaulicht zwischen den Bäumen schimmern zu sehen.
     
    Eine halbe Stunde saß Laine bei Jacob drinnen. Am liebsten hätte Patrik das Ohr an die Wand gedrückt, aber er mußte sich gedulden. Nur sein Fuß, der auf und ab wippte, verriet seinen Eifer. Er und Gösta waren in ihre Zimmer gegangen, um ein bißchen zu arbeiten, aber es funktionierte nicht. Patrik wünschte, daß er genau wüßte, was er als Ergebnis dieses ganzen Durcheinanders erwartete, aber er konnte sich die Frage nicht beantworten. Er hoffte nur, daß Laine den richtigen Knopf finden mochte, damit Jacob sich öffnete. Aber vielleicht führte diese Sache nur dazu, daß er sich noch weiter verschloß. Patrik wußte es nicht. So war es einfach. Risiken, die gegen eventuelle Erfolge abgewogen wurden, führten zu Handlungen, die man im nachhinein unmöglich logisch erklären konnte.
    Es nervte ihn auch, daß sie die Ergebnisse der Bluttests erst morgen früh erhielten. Er hätte gern die ganze Nacht damit verbracht, Spuren von Jenny Möller zu untersuchen, wenn es nur welche gegeben hätte. Statt dessen waren die Blutproben das einzige, was sie im Moment verfolgen konnten, und offenbar hatte er mehr, als er selbst geahnt hatte, damit gerechnet, daß Jacobs DANN die richtige war. Nun, da diese Theorie zusammengebrochen war, saß er da, ein gähnend leeres Blatt vor sich, und mußte wieder von vorn anfangen. Irgendwo dort draußen war das Mädchen, und er hatte das Gefühl, als würden sie jetzt weniger wissen als zuvor. Alles, was sie bisher erreicht hatten, war lediglich, daß sie vielleicht eine Familie auseinandergesprengt und einen vierundzwanzig Jahre alten Mord konstatiert hatten. Darüber hinaus - nichts.
    Zum hundertstenmal schaute er auf die Uhr, und voller Frustration ließ er den Stift ein kleines Trommelsolo auf der Tischplatte vollführen. Vielleicht, vielleicht verriet Jacob genau in diesem Moment seiner Mutter einige Details, die das ganze Problem auf einen Schlag lösen würden. Vielleicht …
    Eine Viertelstunde später wußte er, daß diese Schlacht verloren war. Als er gehört hatte, daß sich die Tür des Vernehmungszimmers öffnete, war er vom Stuhl aufgesprungen und hinausgegangen, um die beiden in Empfang zu nehmen. Vor sich sah er zwei verschlossene Gesichter. Augen, hart wie Stein, schauten ihn mit trotzigem Ausdruck an, und in dem Augenblick wußte er, egal, was Jacob auch verbergen mochte, er würde es aus freien Stücken nicht enthüllen.
    »Sie haben gesagt, ich könnte meinen Sohn mitnehmen.«
    Laines Stimme klang eisig.
    »Ja«, sagte Patrik nur. Mehr gab es nicht zu sagen.
    Jetzt mußten sie das tun, was er vor einem Weilchen zu Gösta gesagt hatte. Nach Hause fahren, essen und ein bißchen schlafen. Hoffentlich würden sie morgen mit frischer Energie weitermachen können.
     
    10
     
    Sommer 1979
    Sie machte sich Sorgen, wie es der Mutter ging, die schließlich krank war. Wie sollte ihr Vater es schaffen, sich allein um sie zu kümmern? Die Hoffnung, daß die Eltern sie finden würden, wurde langsam zermürbt von dem Entsetzen darüber, jetzt allein in der Finsternis zu sein. Ohne die weiche Haut der anderen wirkte die Dunkelheit noch schwärzer.
    Der Geruch plagte sie ebenfalls. Dieser süße, Übelkeit erregende Todesgeruch verdrängte alle anderen Gerüche. Sogar der Gestank ihrer Exkremente wurde von der widerlichen Süße überdeckt, und sie hatte sich mehrmals erbrochen, nur bittere Galle aus Mangel an Nahrung im Magen. Jetzt begann sie auch Sehnsucht nach dem Tod zu verspüren. Das erschreckte sie mehr als alles andere. Der Tod flirtete mit ihr, flüsterte ihr ins Ohr, versprach, allen Schmerz und das Unbehagen fortzunehmen.
    Ständig lauschte sie, ob die Schritte dort oben zu hören waren. Auf das Geräusch der Luke, die sich öffnete, und das Wegziehen der Bretter. Dann würden erneut Schritte folgen, langsam die Treppe herunter. Sie wußte, wenn sie diese das nächste Mal vernahm, würde es das letzte Mal sein. Ihr Körper ertrug nicht noch mehr Schmerzen, und wie die andere würde sie der Verlockung des Todes nachgeben.
    Wie auf Bestellung hörte sie die gefürchteten Geräusche. Mit Trauer im Herzen bereitete sie sich darauf vor zu sterben.
     
    Es war wunderbar gewesen, Patrik gestern abend ein bißchen früher zu Hause zu haben. Aber zugleich war das keine Sache, die Erica unter diesen Umständen erwartete. Mit einem Kind im Leib konnte sie die Sorgen der Eltern zum erstenmal richtig

Weitere Kostenlose Bücher