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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nachfühlen und litt mit Jenny Möllers Vater und Mutter mit. Unversehens fühlte sie sich ein bißchen schuldbewußt, weil sie den ganzen Tag so zufrieden gewesen war. Nach der Abfahrt der Gäste war Ruhe ins Haus eingezogen und hatte es ihr ermöglicht, mit dem kleinen Kumpel, der dort drinnen strampelte, zu plaudern, sich hinzulegen, um sich etwas zu erholen und ein gutes Buch zu lesen. Sie war auch die Steigung am Gälarbacken hochgekeucht und hatte etwas Gutes zu essen gekauft und eine ansehnliche Tüte Süßigkeiten. Wegen letzterer plagte sie jetzt ein wenig das schlechte Gewissen. Die Hebamme hatte streng darauf hingewiesen, daß Zucker kein nützlicher Bestandteil der Schwangerschaftskost sei und das Kind bei größeren Mengen davon als kleiner Zuckersüchtiger geboren werden könnte. Sie hatte zwar gemurmelt, daß man in diesem Fall ziemliche Massen davon in sich hineinstopfen mußte, aber nichtsdestotrotz gingen Erica ihre Worte nicht aus dem Kopf. Diese Tatsache und die am Kühlschrank hängende gewaltige Liste von Dingen, die man nicht essen sollte, ließen sie manchmal denken, daß es geradezu unmöglich war, das Kind gesund zur Welt zu bringen. Bestimmte Fische durfte man zum Beispiel überhaupt nicht essen, während andere zwar gegessen werden konnten, aber höchstens einmal die Woche, und obendrein hing es davon ab, ob sie im Meer oder in einem Binnensee gefischt worden waren . Ganz zu schweigen von dem Käsedilemma. Erica liebte Käse in allen Formen, und sie hatte sich eingeprägt, welche Sorten sie essen und welche sie nicht essen durfte. Zu ihrem Kummer standen die Schimmelkäse auf der verbotenen Liste, und sie hatte bereits Visionen von der Käse- und Rotweinorgie, die sie gleich nach dem Abstillen zu feiern gedachte.
    Sie steckte so tief in ihren Schlemmergedanken, daß sie nicht einmal hörte, als Patrik ins Haus trat. Ungewollt erschreckte er sie so sehr, daß es ihr den Atem nahm, und es dauerte geraume Zeit, bevor ihr Herzrhythmus wieder normal war.
    »O mein Gott, du kannst einen erschrecken!«
    »Entschuldige, das wollte ich nicht. Ich dachte, du hast gehört, daß ich gekommen bin.«
    Er setzte sich neben sie auf die Wohnzimmercouch, und sie zuckte zusammen, als sie sah, wie fertig er war.
    »Aber Patrik, du bist ja ganz grau im Gesicht. Ist was passiert?« Ihr kam ein Gedanke. »Habt ihr sie gefunden?« Ein eiskaltes Stahlband legte sich um ihr Herz.
    Patrik schüttelte den Kopf: »Nein.«
    Mehr sagte er nicht, und sie wartete geduldig. Nach einem Weilchen schien er weitersprechen zu können.
    »Nein, wir haben sie nicht gefunden. Und es ist, als wären wir heute ein paar Schritte rückwärts gegangen.«
    Er beugte sich plötzlich vor und vergrub das Gesicht in den Händen. Erica rutschte mühsam näher, legte die Arme um ihn und lehnte ihre Wange an seine Schulter. Sie fühlte mehr, als daß sie es hörte, daß er still weinte.
    »Was für eine Scheiße, sie ist siebzehn Jahre alt. Kannst du das fassen! Siebzehn Jahre, und irgendein kranker Mistkerl glaubt, er kann mit ihr machen, was er will. Wer weiß, was sie ertragen muß, während wir hier wie ein paar inkompetente Idioten rumrennen und keinen blassen Schimmer haben, was wir machen sollen! Wie konnten wir nur glauben, daß wir eine solche Ermittlung bewältigen würden? Wir haben ja sonst nur Fahrraddiebstähle und solches Zeug zu erledigen! Welcher Idiot hat es uns - hat es mir! - erlaubt, diese verdammte Ermittlung zu leiten!« Er hob resigniert die Hände.
    »Niemand hätte es besser machen können, Patrik! Was glaubst du, wie es gelaufen wäre, wenn sie ein Team aus Göteborg, oder welche Alternative du sonst im Kopf hast, hergeschickt hätten? Die haben doch keine Ortskenntnis, wissen nichts über die Menschen hier und auch nicht, wie die Dinge funktionieren. Sie hätten die Arbeit kein bißchen besser machen können, nur schlechter. Und außerdem wart ihr ja nicht ganz allein bei dieser Ermittlung, auch wenn ich verstehe, daß du dieses Gefühl hast. Vergiß nicht, daß Uddevalla ein paar Leute hergeschickt hat, die mit euch zusammengearbeitet haben, zum Beispiel Suchtrupps aufgestellt haben und so weiter. Du hast doch selber dieser Tage gesagt, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert. Hast du das vergessen?«
    Erica sprach wie zu einem Kind, aber ohne herablassend zu wirken. Sie wollte nur deutlich machen, was sie meinte, und das schien bei ihm anzukommen, denn Patrik wurde ruhiger, und sie konnte spüren, wie sich sein

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