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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Warum?
    Vielleicht war das wirklich das einzige Zeichen. Ein Friedensangebot, wenn sie beiseiteträten. Doch Walter hatte felsenfest behauptet, dass er sie alle abschlachten würde, ob sie nun gegen ihn kämpften oder nicht. Irrte er sich? Oder versuchte Kronos, die anderen zur Untätigkeit zu verführen?
    Frustriert kickte ich in den Sand. Das konnte ich nur ihn selbst fragen, und dass Kronos mir die ganze Wahrheit sagen würde, war mehr als unwahrscheinlich. Außer …
    Ich verengte die Augen. Als ich das letzte Mal hier gewesen war, hatte noch kein Sand auf dem Boden gelegen. Ich kniete mich hin und wischte eine größere Stelle frei, unter der das abgenutzte Gestein auftauchte. Enttäuschung machte mir das Herz schwer. Dann war der Sand wohl doch nur eine Hinterlassenschaft der Flutwelle. Andererseits ergab das keinen Sinn. Wie hätte er nach hier oben gelangen sollen?
    „Ist es möglich, diesen ganzen Sand hier wegzuschaffen?“, fragte ich und ein paar Meter weiter machte James bloß eine Handbewegung. Eine sachte Brise wirbelte über den Boden und machte die Steine sichtbar – mitsamt einer Reihe von Bildern, die in die Platten gemeißelt waren. Auf keinen Fall konnte das das Werk von Menschen sein. Es war zu fein gezeichnet, zu komplex, zu irreal. Der Stein selbst schien sich unter den Bildern zu verzerren, als lebten die dargestellten Dinge tatsächlich in ihm.
    „Was, zur Hölle, ist das?“, murmelte James. Er und Henry traten zurück und ich stand auf. Auch das war bei meinem letzten Besuch noch nicht da gewesen.
    Von hier unten war es unmöglich, alles zu überblicken, denn die Reliefs erstreckten sich über den gesamten Parthenon. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das Bild, das meinen Füßen am nächsten war: eine Zeichnung von fünfzehn Thronen, alle von lodernden Flammen umgeben. Auch wenn die Linien sich nicht bewegten, war das Flackern des Feuers leicht zu erkennen.
    Mein Puls begann zu rasen und ich hastete hinüber zu einem anderen Bild. Eine riesige Gestalt, die über einem Riss in der Erde schwebte, während ein Dutzend winziger Figuren gegen sie kämpften.
    Kronos, wie er aus der Unterwelt ausbrach.
    „Das ist seine Version von Geschichtsschreibung“, fasste ich meine Gedanken verblüfft in Worte. „Nicht bloß die Vergangenheit, sondern auch … seine Pläne für die Zukunft.“
    Langsam wanderten Henry, James und ich durch die Ruinen und nahmen jedes Relief unter die Lupe. Manche zeigten eine Zeit lange vor meiner Geburt, manche eine Zeit vor den Anfängen der Menschheit, und leise erklärten mir Henry und James, was darauf zu sehen war. Doch andere erkannte ich wieder. Die Darstellung eines Gittertors im Tartaros ließ mich erschaudern und ich wandte mich ab. Auf jedem Gitterstab war ein blutiger Handabdruck zu sehen.
    „Kate?“, rief mich Henry. „Komm her, sieh dir das mal an.“
    Dankbar für den Grund, das Bild des blutigen Tors hinter mir zu lassen, trat ich zu ihm und schob meine Hand in seine Armbeuge. „Was …“
    Augenblicklich verstummte ich wieder. Zu meinen Füßen starrte eine Zeichnung von Kronos zu mir hinauf und er war nicht allein. Neben ihm, an ihn gedrückt, wie ich mich gerade an Henry drückte, stand ein Mädchen, das eine Krone trug.
    Aber nicht irgendein Mädchen.
    Ich.
    Dieses Mädchen war ich.

8. KAPITEL
    DIE KÖNIGIN
    Es herrschte Stille. Ich hielt den Atem an, wartete darauf, dass Henry etwas sagte, doch das tat er nicht. Weder blinzelte er noch bewegte er sich noch wandte er den Blick von diesem Bild ab. Er starrte einfach nur darauf hinab und um ihn sammelte sich dieselbe dunkel wogende Macht wie am Flughafen von Simbabwe.
    Großartig. Damit war jede Chance dahin, Henry davon abzuhalten, erneut auf seiner Wolke des Verderbens auf Kronos’ Insel loszugehen.
    Jetzt schlenderte auch James herüber und stieß einen leisen, lang gezogenen Pfiff aus. „Nicht schlecht. Kronos hat dich wirklich gut eingefangen. Und guck dir bloß mal diese Tiara an.“
    Ich rammte ihm den Ellbogen in die Rippen. „Das bin ich nicht.“
    „Wer soll das denn sonst sein? Ich meine, sieh dir das Mädchen doch mal an – die Nase ist nicht ganz getroffen, aber davon abgesehen ist es wirklich perfekt.“
    „Ich bin das nicht“, beharrte ich stur und warf ihm einen bedeutsamen Blick zu. Wir wussten beide, dass das gelogen war, aber Henry durfte nichts von der Abmachung erfahren, die ich getroffen hatte. Nicht wenn er je eine Chance haben sollte, Milo zu begegnen.

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