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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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sie ihn für sich haben könnte? Ich verengte die Augen. Natürlich, sie hatte die ganze Zeit geblufft. Seit Jahrtausenden war sie in Henry verliebt – sie war nicht der Typ dafür, sich bei so etwas entmutigen zu lassen. Genau wie Kronos mich an seiner Seite wollte, sehnte Calliope sich nach Henry. Doch das würde ihr ganz offensichtlich verwehrt bleiben.
    „Dann sieht es so aus, als seien die Dinge nicht nach Plan verlaufen“, bemerkte Kronos schlicht. „Dafür kannst du nicht mich verantwortlich machen.“
    Milo begann zu weinen, und Calliope stieß ein frustriertes Seufzen aus, während sie sich das Haar aus dem Gesicht blies. „Callum, sei still . Mutter versucht, nachzudenken.“
    „Sein Name ist nicht Callum, und ich bin seine Mutter, du Schlampe“, fauchte ich, aber natürlich hörte sie mich nicht. Stattdessen legte sie das Bündel von Tüchern in Kronos’ wartende Arme.
    „Hier. Dich mag er sowieso lieber. Ich brauche Henry, Vater, und du musst ihn für mich zurückholen. Er darf nicht sterben.“
    „Wenn er auf dem Olymp ist, befindet er sich außerhalb meiner Kontrolle“, antwortete Kronos und Milo begann sich zu beruhigen. Wenigstens hatte Calliope ihn nicht mehr.
    „Dann will ich für dich hoffen, dass er das nicht ist“, keifte sie.
    Kronos neigte den Kopf zur Seite. „Du wagst es, so mit mir zu reden? Ich bin dein Vater, dein Herrscher, dein König und doch bringst du mir genauso wenig Respekt entgegen wie deinen Feinden.“
    Zu meiner immensen Befriedigung erstarrte Calliope, den Mund zu einem kleinen O geformt. „Ich wollte nicht …“ Sie unterbrach sich, war sichtlich aus dem Konzept gebracht. Geschah ihr recht. „Du weißt, dass ich dich respektiere, Vater, mehr als jeden anderen auf der Welt. Es ist bloß – nichts läuft mehr so, wie es soll. Henry sollte längst mir gehören, aber Ava hatte nicht mal genug Zeit, ihn anzusehen, als er hier war, um diese Hexe zu retten, geschweige denn zu tun, was sie versprochen hat.“
    Ich hielt inne. Was hatte Ava sonst noch versprochen, für Calliope zu tun?
    „Mit einem derart unverschämten Benehmen wirst du nicht erreichen, was du willst, Tochter“, warnte Kronos sie. „Das muss dir doch mittlerweile klar sein.“
    Sie nickte und für einen winzigen Moment wirkte sie fast kleinlaut. „Aber du bist doch noch auf meiner Seite, oder, Daddy? Du hörst nicht wie die anderen auf, mich zu lieben?“
    Am liebsten hätte ich gekotzt, aber Kronos zuckte nicht mit der Wimper. „Nein, Tochter, das tue ich nicht. Wir stecken gemeinsam in dieser Sache, und es würde dir guttun, das im Gedächtnis zu behalten.“
    „Natürlich.“ Calliope beugte den Kopf, das erste Zeichen von Unterwürfigkeit seit meiner Ankunft. „Es tut mir leid, dass ich dich verärgert habe, Vater.“
    Er winkte nur ab und sie ging endlich aus dem Zimmer. Für eine lange Weile war Milos Wimmern das einzige Geräusch im Raum.
    Schließlich richtete Kronos den Blick auf mich. Noch einmal verwandelte sein Gesicht sich in eine Kopie von Henrys, auch wenn jetzt eine Maske falscher Besorgnis darüber lag. „Meine Liebe, was ist denn los?“
    Ich schluckte. Alles, was ich hatte sagen wollen, war wie weggeblasen, aber wenigstens musste ich mein Weinen nicht vorspielen. Meine Augen waren geschwollen, meine Wangen heiß und tränennass vom Streit mit meiner Mutter. Beim Anblick von Calliope mit meinem Sohn waren mir wieder die Tränen gekommen und ich hatte einen Kloß im Hals. An meiner Trauer war nichts gespielt.
    „Ich weiß, wer du wirklich bist“, wisperte ich. „Setz wieder dein normales Gesicht auf. Bitte.“
    Interessiert betrachtete Kronos mich, und schließlich veränderte sich sein Aussehen, bis er wieder so war, wie ich ihn kannte. „Ich dachte, so wäre es dir lieber.“
    Er wusste verdammt gut, dass er mich die ganze Zeit hinters Licht geführt hatte, aber vielleicht war es nicht bloß gewesen, um mich reinzulegen – vielleicht hatte er auch geglaubt, es würde mir ein wenig Trost spenden. Vielleicht war das seine Art, mich aufzumuntern. Ich schüttelte den Kopf. „Henry ist tot. Rhea konnte ihm nicht helfen. Und sie will – sie will auch uns nicht helfen.“
    „Das tut mir leid“, behauptete Kronos, während tiefe Erleichterung aus seinen Worten klang. Weil Henry angeblich tot war oder weil Rhea uns im Krieg gegen ihn nicht helfen würde? Er legte den jetzt schlafenden Milo in die Wiege und nahm mich in die Arme. Ich hielt die Luft an und weigerte mich, die

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