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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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diskutieren. Doch Walter kannte mich nicht, und hätte er sich auch nur ansatzweise wie ein Vater verhalten, hätte es ihm etwas bedeuten müssen.
    „Kate“, setzte Henry an, doch ich stand auf und löste mich von ihm. Er konnte mich nicht für immer beschützen. Irgendwann würde er den Preis dafür zahlen müssen und das würde ich nicht zulassen. Ich musste lernen, meine Fähigkeiten zu kontrollieren, musste lernen, auf mich selbst aufzupassen, und wenn es nur dazu war, um Henry und unseren Sohn zu schützen.
    „Du musst dich ausruhen“, sagte ich schärfer als beabsichtigt. Schnell beugte ich mich zu ihm hinab und küsste ihn auf die Wange, um mich zu entschuldigen. „Ich möchte einfach einen Moment allein sein.“
    Ich musste mit Kronos reden, wollte alles in meiner Macht Stehende tun, um Henrys Leben zu erkaufen; das meiner Mutter; das von jedem, der mir etwas bedeutete. Dazu wäre ich nicht in der Lage, solange Henry so hartnäckig den Beschützer rauskehrte, dass niemand auch nur nahe genug kam, um mich zu berühren.
    Mit eingezogenem Kopf hastete ich in Richtung der Wohnräume und betete stumm, dass mir niemand folgen würde. Aber natürlich war diese Hoffnung vergebens. Wenn Henry es nicht täte, würde James es tun, und wenn James es nicht täte …
    „Liebes.“
    Wenn James nicht hinterherkäme, würde meine Mutter es tun.
    Ich verlangsamte meinen Schritt, damit sie aufholen konnte, blieb jedoch nicht stehen. Was würde sie tun, wenn sie von der Abmachung erführe, die ich mit Kronos getroffen hatte? Würde sie mir helfen? Dem Rest des Rats davon erzählen? Ich konnte es nicht sagen und diese Unsicherheit schmerzte höllisch. Es hätte möglich sein sollen, mich meiner Mutter anzuvertrauen, ohne mir Sorgen über die Folgen machen zu müssen.
    „Ich will bloß allein sein“, murmelte ich, doch sie legte mir den Arm um die Schultern und passte sich meinem Tempo an. Ich riss mich nicht los, konnte es nicht. Selbst wenn das qualvolle Warten und die Sorge um ihre Rückkehr jetzt vorbei waren – es würde immer ein nächstes Mal geben, und ich wollte mich nicht noch einmal dafür hassen, dass ich sie von mir gestoßen hatte wie vor meiner Abreise mit James.
    „Aber du solltest jetzt nicht allein sein“, beharrte sie, und in ihrer Stimme schwang etwas mit, das ich nicht verstand.
    Aber sie hatte recht. Wenn es nach mir ginge, würde ich nie wieder allein sein, doch nichts war mehr sicher. Wenn das Schlimmste eintraf – wenn der Rat keinen Weg fand, Calliope aufzuhalten und Kronos wieder einzusperren –, würde ich vielleicht Milo haben, aber ich wäre bis in alle Ewigkeit Kronos’ persönliches Spielzeug. Und es wäre mir lieber, wenn Milo starb und den Rest der Unendlichkeit in seliger Unwissenheit in der Unterwelt verbrachte, als dass er dasselbe Schicksal erlitt.
    Meine Mutter steuerte mich in ihre Suite, und als sie eintrat, öffneten sich unzählige pinke Blüten an den Zweigen ihres Bettgestells. Ich ließ mich auf den Rand ihrer Matratze sinken und atmete tief ein. Es roch nach Sommer.
    „Es tut mir leid, dass ich dir nicht früher von deinem Vater erzählt habe“, entschuldigte sie sich und streichelte mir den Rücken. Unter ihrer Berührung entspannte ich mich ein wenig. Ich konnte nicht länger sauer auf sie sein, wenn ich es überhaupt je gewesen war. Verwirrt und verletzt, ja. Aber nach Jahren des Wartens auf ihren letzten Augenblick war ich einfach nicht mehr fähig, ihr böse zu sein.
    „Schon gut“, behauptete ich, auch wenn es nicht stimmte. „Warum hast du’s mir nicht gesagt?“
    „Weil ich so selbstsüchtig war, dich für mich behalten zu wollen“, gestand meine Mutter und lächelte leicht. Sie setzte sich hinter mir zurecht und begann, mir durch das Haar zu fahren und es zu flechten. „Ich habe unser gemeinsames Leben geliebt. Der Rat hat mir gefehlt, aber dich bei mir zu haben, war mehr als genug Entschädigung. So glücklich war ich nicht mehr gewesen, seit …“
    Plötzlich brach sie ab und ich starrte auf meine Hände hinab. Sie musste den Satz nicht beenden, ich wusste auch so, was sie hatte sagen wollen. „Seit Persephone“, murmelte ich und hinter mir atmete sie aus.
    „Ja. Seit Persephone.“ Sie löste den Zopf, den sie in den paar Sekunden gezaubert hatte, und begann von vorn. „Ich habe dich als Sterbliche aufgezogen, fern vom Olymp, weil ich dir die beste nur mögliche Vorbereitung auf die Prüfungen geben wollte.“
    „Aber wenn Walter unsterblich

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