Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
und strich sich das Hemd glatt. „Irgendwo in diesem Palast muss es einen Ort geben, wo wir üben können.“
    Bevor ich über seine Bemerkung lachen konnte, wurde ich wieder ernst. Hier waren wir genauso gefangen, wie ich es auf der Insel gewesen war. Wenn wir den Olymp verließen, aus welchem Grund auch immer, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis Calliope und Kronos erführen, dass Henry am Leben war. In Afrika und Griechenland hatten wir Glück gehabt, aber dieses Risiko konnten wir kein weiteres Mal eingehen.
    „Glaubst du, wir werden ihn je wiedersehen?“, fragte ich und Henrys Lächeln verblasste.
    „Milo?“, hakte er nach und ich nickte. „Ja. Wir werden ihn sehen, so oft du willst.“
    „Ich meine …“ Ich zögerte. „Du weißt, was ich meine.“
    Noch einmal zog er mich an sich und drückte mich fest. Ich war wirklich eine Idiotin gewesen, zu glauben, er würde mich nicht lieben, bloß weil er es nicht sagte. Er zeigte es mir hundertmal am Tag, ohne auch nur ein Wort darüber verlieren zu müssen. „Ich hab dir versprochen, wir würden einen Weg finden, ihn zurückzuholen, und das werden wir. Was es auch kostet.“
    „Von deinem Tod mal abgesehen“, fügte ich streng hinzu und packte den Saum seines schwarzen Hemds. „Ich mein’s ernst.“
    Henry drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Du darfst dich also Kronos anbieten, um Milo da rauszuholen, aber ich darf nicht mein Leben einsetzen, um dasselbe zu tun?“
    „Ich wäre immer noch am Leben“, beharrte ich. „Und irgendwann würde ich einen Ausweg finden.“
    „Ich bewundere deinen Mut, aber James hat recht. Du musst dich von diesem Märtyrerkomplex befreien.“
    Halbherzig warf ich ihm einen bösen Blick zu. „Als mein Märtyrerkomplex dir eine zweite Chance verschafft hat, hab ich keine Beschwerden gehört.“
    „Aber jetzt ist die Zeit gekommen, in der du nicht nur für das Leben derer kämpfen musst, die du liebst, sondern auch für dein eigenes.“ Ernst sah er mich an. „Und wenn du es nur tust, um ebendiese Leute nicht zu verletzen, indem du sie auf genau die Weise verlässt, wie du fürchtest, von ihnen verlassen zu werden.“
    Das war nicht fair und das wusste er auch. Wenn jemand sterben musste, war es mir wesentlich lieber, wenn ich es wäre, als die Art von Verlust durchmachen zu müssen, über die wir gerade sprachen. Henry, meine Mutter, Milo – das würde ich nicht überstehen. Warum verstand er das nicht?
    „Ich werd mich bemühen“, murmelte ich.
    „Versprich es mir.“
    Doch das konnte ich nicht, genauso wenig wie er. Wir würden beide tun, was wir tun mussten, um einander zu beschützen, und kein Versprechen der Welt könnte einen von uns aufhalten.
    Bis der Olymp das nächste Mal über Griechenland thronte und der Rat zu einem weiteren Kampf mit Kronos aufbrach, brachte ich es fertig, am einen Ende des Thronsaals zu verschwinden und am anderen wieder aufzutauchen. Bei der Konzentration, die ich dafür benötigte, blieb keine Zeit, mir Sorgen um meine Mutter und die anderen Ratsmitglieder zu machen. Und ich war auch zu erschöpft, um mich darüber zu ärgern, dass das von Anfang an Henrys Plan gewesen sein musste.
    „Warum hast du mir das nicht früher beigebracht?“, fragte ich und band mir das Haar zu einem Pferdeschwanz. „Vor neun Monaten wäre das echt praktisch gewesen, meinst du nicht?“ Körperlich war es überhaupt nicht anstrengend, aber die Willenskraft, die es brauchte, von einem Ende des Saals ans andere zu gelangen, machte mich ganz schwindelig. Wie schaffte Henry es, auf diese Weise durch die gesamte Unterwelt zu reisen?
    „Wir hatten keine Gelegenheit“, antwortete er. „Jetzt versuch, dich ins Schlafzimmer zu teleportieren. Wir sehen uns da.“
    Ich hob eine Augenbraue. „Ich hab dir doch gesagt, ich will das nicht, bis …“
    „Ist das alles, woran du denkst?“, unterbrach er mich lächelnd und ließ mich empört zurück. Das war so was von unfair.
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Luft um mich herum. Im Thronsaal war sie unbewegt und warm, aber nicht unerträglich. Quälend langsam setzte ich im Kopf ein Bild meines Zimmers zusammen. Das schlichte Bett, die Kommode, die weiße Tür, der rotgoldene Fußboden und die himmelblaue Decke wie hier im Thronsaal. Ich sammelte mich, spürte jeden Zentimeter meines Körpers von der Nasenspitze bis in die Fersen und atmete aus.
    Und dann öffnete ich die Augen.
    „Sehr gut“, lobte Henry, der gefährlich nah bei mir am

Weitere Kostenlose Bücher