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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Henry. Alles deinetwegen .“
    Der Rat zeigte keine Regung, nicht einmal meine Mutter reagierte. Also hatte ich recht gehabt. Sie hatten alle ganz genau gewusst, was er plante, und keiner von ihnen hatte es für nötig gehalten, ihn aufzuhalten. Ich war entbehrlich – alles, was für mich sprach, war das, was James am Strand gesagt hatte. Aber Henry war einer der ursprünglichen Sechs. Er hatte die Macht, Berge zu versetzen, wenn er es darauf anlegte. Er war das einzige Ratsmitglied, das wahrhaftig ewig bestehen würde, und sie ließen ihn einfach ziehen.
    Ava atmete tief ein. „Es tut mir leid.“ Plötzlich war ihr Ton so beherrscht, dass ich einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass sie mich nicht verhöhnte oder kurz davor war, gleich wieder hochzugehen. Sie hörte sich an, als meinte sie es ernst, und in mir stieg eine unglaubliche Wut empor. Ich wollte keine Entschuldigungen hören. Ich wollte, dass sie kämpfte. Dass sie alles wieder in Ordnung brachte. Ich wollte, dass sie mir Henry und Milo zurückgab. „Nichts von all dem hätte passieren sollen. So dumme Fehler ich auch begangen habe – jeder einzelne davon tut mir leid, Kate. Es tut mir leid, dass ich euch alle verlassen habe. Das habe ich nie gewollt, aber wie gesagt, ich hatte keine Wahl …“
    „Ava.“ Walters dröhnende Stimme ließ den Thronsaal erbeben. Doch der Blick, den Ava ihm zuwarf, hätte Diamanten zum Schmelzen bringen können.
    „Du hast genug angerichtet, Daddy. Jetzt bin ich dran mit Reden“, erklärte sie unnatürlich ruhig, und als Walter den Mund öffnete, kam kein Ton heraus. „Das alles tut mir furchtbar leid. Ich liebe euch alle, und ich habe getan, wovon ich glaubte, ich müsste es tun. Aber jetzt ist Henry hier, um das Baby zu beschützen, und ich kann nichts mehr tun, um Nicholas zu helfen.“
    Einige der Ratsmitglieder blickten kurz zu Nicholas’ leerem Kupferthron hinüber. Er war noch am Leben – es musste so sein. Noch vor weniger als einer Stunde hatten James und ich ihn schreien hören.
    „Und du bist bereit, ihn im Stich zu lassen, obwohl du weißt, dass es seinen Tod bedeuten könnte?“, fragte Walter leise.
    „Ich bin eine weit größere Gefahr für ihn, wenn ich hierbleibe und zulasse, dass Calliope ihn benutzt, um mich weiterhin zu kontrollieren“, meinte Ava mit mittlerweile tränennassem Gesicht. „Er will, dass ich verschwinde, und ich kann nur helfen, ihn zu retten, wenn ich auf den Olymp zurückkehre. Kronos hat beschlossen, sich zur Wintersonnenwende von der Insel zu befreien, und nach dem, wozu er sich als fähig erwiesen hat, glaube ich ihm. Ich will helfen.“
    In jenem Moment hörte sie sich nicht an wie die Ava, die ich kannte – die selbstsüchtige, affektierte Göttin der Liebe, die nicht in der Lage war, die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen Wünsche zu stellen. Oder das Mädchen, das sich in einen Fluss gestürzt hatte, um mich zurückzulassen, in dem vollen Bewusstsein, dass es für mich keinen Fluchtweg gäbe, weil ich nicht schwimmen konnte.
    Sie klang alt. Heimgesucht. Wie die anderen Ratsmitglieder, wenn sie so tief in ihre Planungen verstrickt waren, dass sie ihre Masken fallen ließen. In diesem Moment führte sie mir wieder einmal vor Augen, wer und was sie tatsächlich waren – uralt. Mächtig. Weiser, als ich mir je vorstellen könnte, aber zugleich auch kurzsichtig und engstirnig. Abgeschottet von der realen Welt, von der Menschheit, die sie so vollmundig zu beschützen behaupteten. Stur und genauso leidenschaftlich darauf bedacht, ihre eigenen Interessen zu wahren, wie darauf, ihren Job zu machen.
    Und genau so war Ava. Stur und leidenschaftlich – und für mich ebenso unergründlich wie unser Vater.
    „Es tut mir leid, Tochter“, behauptete Walter, doch sein Ton strafte seine Worte Lügen. „Wir können nicht absehen, was Calliope vorhat, und wir müssen vorsichtig vorgehen. Es kann sein, dass Nicholas nur deshalb noch lebt, weil Calliope ihn für den Schlüssel hält, dich zu kontrollieren. Es ist unmöglich, vorauszusagen, was sie ihm antut, wenn du dich von ihr abwendest.“
    Leises Gemurmel erhob sich unter den anderen Ratsmitgliedern, doch niemand widersprach ihm. Ich konnte ihnen auch keinen Vorwurf daraus machen. Sosehr es auch schmerzte, es einzugestehen, Walter hatte recht. Wir konnten nicht einfach Nicholas’ Leben aufs Spiel setzen.
    „Du wirst bei Calliope bleiben, bis du anderslautende Anweisungen erhältst“, beschied ihr Walter. „Du wirst

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