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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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erfüllte mich, so zart und zerbrechlich, dass ein einziges Wort ihn hätte zerspringen lassen können. Es war möglich, und weil es möglich war, würde ich es tun.
    Knapp nickte ich, und Ava sackte zusammen, als hätte sie all ihre Energie darauf verwendet, es bis zu diesem Moment zu schaffen. „Gut. Okay. Dann … okay.“ Tief atmete sie ein. „Morgen bei Sonnenuntergang. Im Kinderzimmer. Ich vertraue darauf, dass du kommst.“
    Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig, aber sie war klug genug, zu wissen, dass sie mich am Haken hatte. Um nichts in der Welt würde ich mir das entgehen lassen.
    „Ich liebe euch“, wisperte sie schließlich. Wie ein zarter Windhauch wehten die Worte durch den Saal und berührten jeden Einzelnen von uns. „Und jetzt … ade … Bis wir uns am Ende wiedersehen.“
    Am Ende wovon? Dieses Krieges? Von allem? Beides? Bevor ich nachfragen konnte, leuchtete der goldene Schein über dem Sonnenuntergang hell auf und sie war fort.
    Fast eine Minute lang sagte niemand ein Wort. Niemand fragte James und mich, was auf der Insel geschehen war, und nach der gefühllosen Art, auf die Walter mit Ava umgesprungen war, wollte ich es ihm sowieso nicht erzählen. Sie wussten, dass Henry fort war. Sie wussten um das Opfer, das er zu Milos Schutz gebracht hatte. Es war nicht nötig, dass ich noch einmal davon berichtete.
    Schließlich erhoben sich Ella und Theo. „Wir müssen zurück“, erklärte Theo. „Danke, dass du uns dazugeholt hast, Vater.“
    Walter nickte und ich schüttelte verwirrt den Kopf. Sie waren nicht hier, um zu kämpfen? „Was ist mit dem Krieg?“, platzte ich heraus. „Ich dachte …“
    „Wir tun, was wir können – auf der Erde“, schnitt mir Theo das Wort ab. „Wir haben viele der niederen Götter angesprochen, aber nicht einmal Nike ist bereit, uns zu unterstützen – nicht ohne Henry.“
    „Und die Zwillinge?“, wollte Walter wissen und beugte sich vor. „Ich dachte, mit denen ginge es voran.“
    Missbilligend verzog Ella das Gesicht. „Lux war nicht abgeneigt, bis du seine Bedingungen abgelehnt hast. Jetzt sind sie wieder verschwunden, und es war schon beim ersten Mal schwierig genug, sie aufzuspüren. Das tu ich mir nicht noch mal an.“
    Für einen Moment wurde James’ Blick leer. „Sie sind in Paris.“
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr“, wiegelte Theo ab. „Wir können sie nicht zwingen, sich uns anzuschließen. Selbst die Moiren sind untergetaucht. Alle haben Angst, und nichts, was wir sagen oder tun, kann dagegen etwas ausrichten. Sie glauben, wenn sie uns nicht helfen, würde Kronos sie verschonen.“
    „Narren“, murrte Walter. „Nun gut. Haltet mich auf dem Laufenden, so gut ihr könnt.“
    Synchron nickten Theo und Ella. In dem Sekundenbruchteil, bevor sie verschwanden, traf ihr Blick den meinen, und ich hätte schwören können, Mitleid darin zu entdecken.
    „Komm“, sagte meine Mutter und wir standen ebenfalls auf. Ihre Hand zitterte, als sie sie mir entgegenstreckte, auch wenn sie es zu verbergen versuchte. „Du hast eine lange Nacht gehabt, und ich fürchte, das wird in nächster Zeit nicht besser. Du musst dich ausruhen.“
    „Du aber auch“, erwiderte ich und drückte ihre Finger. Als wir durch die Korridore schritten, sackten ihre Schultern immer weiter herab, und ich sah, wie sie unter der Anstrengung erblasste, die es sie kostete, es bis zu ihrem Zimmer zu schaffen. Schützend legte ich ihr den Arm um die Schultern. Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht hatten, nach allem, was wir überlebt hatten – wie lange würde es dauern, bis Kronos mir auch meine Mutter nahm?

14. KAPITEL
    NEBLIGE KETTEN
    Ich berichtete meiner Mutter alles, was in Calliopes Palast vorgefallen war. Auch wenn sie meine Befürchtungen nicht bestätigen wollte, wusste ich, dass ich recht hatte. Sie hatte von Henrys Plan gewusst – vielleicht hatte sie ihm sogar geholfen. Und nach der Art zu schließen, wie sie immer wieder mein Gesicht und meine Haare berührte, war sie froh, dass er es war, den Calliope dabehalten hatte, und nicht ich.
    „Wir kriegen das hin“, murmelte sie, als wir uns auf ihrem Bett aneinanderschmiegten und sie mich fest in den Arm nahm. „Schließlich haben wir es bis hierher geschafft.“
    Wen sie damit meinte, wusste ich nicht. Sich und mich? Den Rat? Spielte es überhaupt eine Rolle? Das Ende war unausweichlich, so oder so. Und niemand, nicht einmal meine Mutter, konnte mir eine Garantie geben, dass alles gut werden

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