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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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jetzt warm und kräftig. Ich würde nie über den seltsamen Unterschied zwischen der Mutter, die ich in der Welt der Sterblichen zurückgelassen hatte, und jener, die auf dem Olymp lebte, hinwegkommen. Aber niemals würde sie diese übermenschliche Fähigkeit verlieren, mir Trost zu spenden, selbst wenn alles den Bach hinunterging.
    „Es tut mir leid“, brachte Ava so klar und deutlich hervor, als wäre sie tatsächlich anwesend. Goldenes Licht ergoss sich von vier der umstehenden Throne – denen der verbleibenden ursprünglichen Sechs, einschließlich meiner Mutter. In der Mitte floss es zusammen, dort, wo Ava stand. Der Rat tat irgendetwas, das ihr Hiersein ermöglichte. „Ich will heimkommen.“
    „Das geht nicht“, lehnte Walter kurz angebunden ab.
    Für mich gab es Gründe genug, nie wieder ein Wort mit Ava wechseln zu wollen – und nach dem, was sie Henry angetan hatte, genügte ihr bloßer Anblick, um erneut diesen brennenden Hass auf sie zu verspüren. Und diesmal war ich mir sicher, dass Calliope damit nicht das Geringste zu tun hatte. Walter aber war ihr Vater, sie war seine Lieblingstochter. Warum kümmerte ihn das alles nicht?
    „Ich kann das nicht mehr.“ Avas Stimme brach, und langsam drehte Ava sich im Kreis, um jedem Ratsmitglied in die Augen zu sehen. Als sie meinen Blick auffing, verzog sie gequält das Gesicht, aber ich gab ihr nicht die Befriedigung wegzusehen. Ich hielt ihrem Blick stand.
    „Was kannst du nicht mehr?“ Ich hatte zwar nicht das Wort, aber diese Worte kamen mir ganz automatisch über die Lippen. „Einem Massenmörder helfen, seinen Willen durchzusetzen? Die Wäsche machen für jemanden, der unschuldige Babys ihren Müttern wegnimmt?“
    Ihre Unterlippe zitterte und ich krallte die Fingernägel in die Armlehnen meines Throns. Ich hatte mein Leben, meine Familie, alles , riskieren müssen, um mir meinen Platz im Rat zu verdienen; um zu beweisen, dass ich würdig war, an Henrys Seite über die Unterwelt zu herrschen. Die anderen hingegen konnten so vielen Leuten schaden, wie sie nur wollten, solange sie nur ihren Willen bekamen. Ich hatte es so satt.
    „Bitte“, flehte sie und trat mit bebenden Händen auf mich zu. Doch das goldene Licht trug sie nicht weiter, und sie war gezwungen, in die Mitte zurückzukehren. „Kate, ich liebe dich wie eine Schwester. Calliope hat mich gezwungen … bitte versteh doch, ich hab das alles nie gewollt …“
    „Irgendwann in seinem Leben kommt man an einen Punkt, an dem man eine Entscheidung treffen muss“, entgegnete ich. „Man kann weiter den einfachen Weg gehen, wo auch immer er einen hinführt, und auf alles andere keine Rücksicht nehmen. Oder man kann kämpfen für das, woran man glaubt.“
    „Ich kämpfe doch!“, explodierte sie und ballte die Hände zu Fäusten. „All das hier tue ich für Nicholas und Milo und Henry und euch alle – begreifst du das nicht? Glaubst du, ich wollte meine Familie so zurücklassen? Ich habe auch einen Sohn, Kate. Ich weiß, wie es ist, jemanden so zu lieben, wie du Milo liebst. Denkst du wirklich, wenn ich irgendeine andere Wahl hätte, würde ich …“
    „Genug“, hallte Walters leise, aber diesmal alles andere als neutrale Stimme durch den Thronsaal. „Du hast gesagt, was du sagen wolltest, Tochter, und jetzt musst du dem Rat gestatten …“
    „Scheiß auf den Rat.“ Nicht eine Sekunde sah Ava ihren Vater an, und wäre sie mehr als eine bloße Illusion gewesen, hätte sich die Luft zweifellos mit knisternder Macht aufgeladen. Trotzdem wagte niemand, ein Wort zu sagen. Selbst Walter blickte vollkommen schockiert drein, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst.
    Gut.
    „Ich will, dass du mir zuhörst, Kate Winters“, verlangte sie. „Alles, was ich getan habe – jedes Wort, jeder Blick, jeder Verrat –, war mein Weg, unserer Familie zu helfen. Das Richtige zu tun, heißt nicht immer, sich wie eine Heilige zu benehmen – manchmal bedeutet es, sich die Hände schmutzig zu machen und Dinge zu tun, die du zutiefst verabscheust, damit andere es vielleicht leichter haben. Damit andere vielleicht nicht sterben .“
    „Das ist also deine Entschuldigung?“, fuhr ich sie an. „All den Schaden, den du angerichtet hast, alle, die du verletzt hast – und wie willst du rechtfertigen, dass du Milo da mit reingezogen hast?“
    „Er sollte nie eine Rolle bei all dem spielen. Er sollte überhaupt nicht existieren .“
    „Aber das tut er. Er ist auf der Welt und jetzt hat Calliope auch noch

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