Der Preis der Liebe
zu.
Griffith mochte den Frauen Komplimente machen oder Shakespeare zitieren, doch Daniel ahnte, was sie sich wirklich wünschten. Nun, zumindest, was sich die meisten von ihnen wünschten. Eine Frau wie die kühle Lady Helena, deren Schönheit ihn im gleichen Maße faszinierte, wie ihr Verhalten ihn ärgerte, war jedoch immer noch ein Mysterium für ihn.
Eine geradlinige Frau wie Lady Rosalind konnte man allerdings leicht durchschauen. Sie plante den Aufstand, das merkte man ihr an. Man sah ihr auch an, dass sie Griffith wollte.
Sollte er Griffith von seinem Verdacht unterrichten? Daniel verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete ihn, wie er fluchend Stühle wieder aufrichtete und Bücher ins Regal zurückstellte. Nein, Daniel entschied sich, mit Griffith nicht darüber zu sprechen. In den letzten Jahren war seinem Freund alles ein wenig zu leicht zugeflogen - Erfolg, Geld. Griffith hatte in den letzten zehn Jahren mehr erreicht als andere Männer in ihrem ganzen Leben, dennoch wusste er sein Glück nicht zu schätzen. Er war nur von dem einzigen Gedanken beseelt: Er wollte alles, was er sah, besitzen, ganz gleich, wen er damit verletzte oder was er dafür tun musste.
Lady Rosalinds Angebot schien ihn aus dem Konzept gebracht zu haben, und Daniel wollte dafür sorgen, dass Griffith seine Seelenruhe so schnell nicht wieder fand.
Er räusperte sich. „Auf jeden Fall kannst du aus dieser Situation mit Lady Rosalind deinen Vorteil schlagen“, ließ sich Daniel vernehmen.
„Wie soll das gehen?“ Noch ehe Daniel antworten konnte, fuhr Griffith bereits fort: „Wenn du glaubst, ihrem Vater unter dem Vorwand eurer Verlobung die Urkunde abluchsen zu können - vergiss es. Sein Schreiben ließ keinen Zweifel zu. Ich werde das Beweisstück am Hochzeitstag ausgehändigt bekommen, und keinen Augenblick früher.“
„Ich dachte auch gar nicht an deine verdammte Urkunde“, brauste er auf, nahm sich dann aber zusammen, als Griffith ihn neugierig anguckte. „Jedenfalls nicht in dem Zusammenhang, dass ich sie von Swanlea bekomme. Aber jetzt, da Lady Rosalind meine Verlobte ist, habe ich das Recht, mich so ausgiebig mit ihr zu beschäftigen, dass du unbehelligt suchen kannst.“
Griffith zögerte, er hielt in der einen Hand ein Buch, in der anderen eine Vase. „Was meinst du damit, du willst dich mit ihr beschäftigen?“
„Ihr den Hof machen, Mann! Abendspaziergänge im Garten, Picknicks im Freien, all so etwas! Sie kann das kaum ablehnen, wenn sie vorhat, mich zu heiraten. Wenn irgendetwas sie von dir fern hält, dann das.“
Griffith sieht nicht annähernd so erfreut aus, wie er sollte, dachte Daniel vergnügt.
„Ich weiß nicht, ob das so klug ist“, erwiderte Griffith und stellte die Vase etwas unsanft auf einen Tisch. „Du solltest in ihr nicht allzu große Hoffnungen wegen dieser Heirat wecken. Ich möchte nicht, dass sie ... verletzt wird, wenn die Wahrheit herauskommt.“
„Das kann man nicht verhindern“, entgegnete Daniel trocken. „Schließlich hast du vor, ihren Vater zu vernichten, nicht wahr? Außerdem - du magst zwar kein Interesse an einer Ehe haben, ich hingegen schon.“ Auf Griffith’ drohenden Blick hin fügte er hinzu: „Natürlich nicht mit Lady Rosalind als Gattin. Jemand von ihrer vornehmen Abstammung ist für mich außer Reichweite. Aber ihr den Hof zu machen ist für mich die beste Übung, falls ich irgendwann einmal ein anderes süßes Mädchen kennen lerne. War das nicht in erster Linie der Grund, warum ich in deine Rolle schlüpfen sollte? Damit ich lerne, mich etwas zivilisierter zu benehmen? Was könnte es Zivilisierteres geben, als einer Dame den Hof zu machen?“
„Tu, was du willst“, murmelte er, obwohl seine Kiefermuskeln bedenklich zuckten. „Pass nur auf, dass ... dass du nichts tust, wofür wir beide aus dem Haus geworfen werden.“
Daniel erhob sich, um Griffith beim Aufräumen des Zimmers zu helfen. „Natürlich nicht.“ Er würde nur das tun, was erforderlich war, um Griffith zur Vernunft zu bringen. Und möglicherweise war das gar nicht mehr viel.
14. KAPITEL
Griffith hielt sich den ganzen Abend lang von den anderen fern. Er erschien nicht zum Abendessen und nahm auch nicht an Daniels Gespräch mit dem Earl teil.
Etwas viel Wichtigeres beschäftigte ihn. Deshalb schlich er sich zu Rosalinds Zimmer, nachdem er sicher sein konnte, dass sie sich bereits dorthin zurückgezogen hatte.
Leise klopfte er an ihre Tür.
„Einen Moment“, ertönte ihre
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